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[email protected] Betreff: Wir sind fantastisch.
Datum: 13. März 2005
Operation Hellseherin ging glatt. Ich habe Melanie genauso abpassen können, wie wir es geübt hatten. Ich habe ihr eine tolle Sitzung geboten. Ich war besser als die sogenannten Profis! Ich musste mich zurückhalten, um ihr nicht zu erzählen, dass es ihr Schicksal sei, den Yeti zu finden, und sie deshalb in die Berge ziehen und von Würmern leben müsse. Ich dachte, das ginge zu weit.
Ich habe dir auf der Messe einen Kristall gekauft. Er soll voller Energie der Pyramiden stecken. Er sieht wie ein schlichter lila Stein aus, aber es ist ein hübscher Stein und eine Erinnerung an unser Abenteuer. Ich werde dich zur Feier zum Abendessen einladen. Wie wäre es morgen Abend gegen halb sechs in der Sand Bar auf Granville Island?
An:
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[email protected] Betreff. Aw: Wir sind fantastisch.
Datum: 13. März 2005
Herzlichen Glückwunsch. Ich freue mich, dass die Sitzung so gut lief. Ich hoffe, dass du sie aufnehmen konntest, weil ich sie auszugsweise gerne abschreiben möchte, für meinen Artikel. Ich muss zugeben, dass mir seit langem keine Recherche mehr so viel Spaß gemacht hat. Ich würde sehr gern mit dir essen gehen, aber ein aufgeladener Stein ist schon Dank genug, da musst du mich nicht auch noch zum Abendessen einladen.
Ich bin froh, dass du den Yeti rauslassen konntest. Du willst doch nicht dafür verantwortlich sein, dass jemand in die Berge zieht. Ich freue mich darauf, dich zu sehen.
An:
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[email protected] Betreff. Aw: Wir sind fantastisch.
Datum: 13. März 2005
Sei doch kein Spielverderber! Ein paar Jahre außerhalb der Zivilisation hätten ihr vielleicht gutgetan oder vielleicht auch der Zivilisation? Ich habe keine schlechten Ratschläge erteilt. Ich war weise, klug und ausgeglichen. Ich verspreche, dass ich nicht versucht habe, irgendwem seine Ersparnisse abzujagen. Bis halb sechs.
Dreizehn
WASSERMANN
Heute werden Sie aus Ihrer Routine gerissen.
Seien Sie in diesen unruhigen Zeiten vorsichtig,
um nicht unerwartet zu stolpern oder zu fallen.
Ich bin kein Morgenmensch. Meine Mutter hat mir erzählt, dass man mir sogar als Baby schon einen Wecker ans Ohr halten und an der Wiege rütteln musste, bevor ich mich für die mitternächtliche Flasche gerührt habe. Ich hatte nie einen sogenannten »leichten Schlaf«, ich befinde mich eher in einem komaähnlichen Zustand. Meiner Meinung nach gehört es zu den tollen Errungenschaften des Lebens als Erwachsener, dass man sein Leben so einrichten kann, wie man will, und außerdem, dass man zum Abendessen Smarties und Hüttenkäse essen kann, wenn man darauf Lust hat. Mein Job im Stack of Books wird mich zwar nicht reich machen, aber der Laden öffnet erst um halb elf, was bedeutet, dass ich nicht vor 10:29 Uhr zur Arbeit erscheinen muss.
Mein idealer Morgen beginnt damit, dass ich gegen acht, halb neun aus dem Bett rolle. Dann gehe ich noch im Schlafanzug nach unten und koche Tee und lese oder schaue fern, bis ich ganz wach bin. Wenn ich dann wach bin, mache ich mir gerne einen Tagesplan und eine nette, ordentliche Liste der Dinge, die zu erledigen sind. Dann dusche ich heiß, so heiß, dass man einen Hummer kochen könnte, und schließlich frühstücke ich. Doug ist ein Morgenmensch. Er springt auf, sobald der Wecker klingelt, und läuft direkt unter die Dusche. Das hat mich wahnsinnig gemacht. Niemand sollte morgens so munter sein. Die Menschen sollten ein bisschen Zeit brauchen, um richtig in Fahrt zu kommen. Ich sehe es so: Wenn man gut schläft, hüpft man nicht gleich aus dem Bett, man geht es langsam an. Leute, die springen, haben wahrscheinlich gar nicht ordentlich geschlafen. Sie haben vermutlich die ganze Nacht leicht angespannt dagelegen, halbwach und auf das Klingeln des Weckers gewartet. Das kann nicht gesund sein.
Daher kann man sich vorstellen, dass ich, da ich den frühen Morgen so liebe, begeistert war, als das Telefon um 5:45 Uhr klingelte. 5:45! Sogar Doug wacht nicht so früh auf. Das Telefon klingelt zwei- oder dreimal, bis ich begreife, was es ist. Bei den ersten Tönen schlage ich auf den Wecker, weil ich denke, er sei schuld. Ich ziehe den Stecker aus der Steckdose, aber der Lärm geht weiter. Schließlich bin ich so weit aufgewacht, dass ich begreife, dass es das Telefon ist.
»Mrgh mhum um eg«, sage ich, was Morgensprache ist