Aszendent Liebe: Roman (German Edition)
für: »Wer ist das, und was wollen Sie?«
»Sophie? Bist du das?«, fragt Jane. Wie kann sie um diese Uhrzeit klar und deutlich sprechen? 5:45 Uhr ist immer noch mitten in der Nacht. Jeder weiß, dass der Morgen, selbst der ganz frühe Morgen, nicht vor sechs Uhr beginnt.
»Mmgh.«
»Du musst aufstehen und die Zeitung lesen. Hast du die Zeitung schon gelesen?« Macht sie Witze? Lesen? Meine Augen sind noch nicht einmal richtig offen. Irgendeine Art von Schlafkleber hält die Lider fest zusammen.
»Jane?« Dieses eine Wort ist mein erster, vollständiger und zusammenhängender Gedanke. Es ist der verzweifelte Versuch, zu der Stimme am anderen Ende der Leitung Kontakt aufzunehmen.
»Aufwachen! Hol deine Zeitung. Ich rufe dich gleich zurück.« Jane legt auf. Ich halte den Hörer noch einen Moment in der Hand, dann lege ich auf. Ich lehne mich zurück. Sie wollte, dass ich irgendwas mache. Ich kann mich nicht erinnern, was, es war wohl nicht sehr wichtig. Ich drehe mich um und schlafe wieder ein.
KLINGELINGELING!
»Siehst du dir die Zeitung an?«, fragt sie. »Bist du überhaupt aufgestanden und hast die Zeitung geholt?«
»Hör mal, ich schlafe. Du solltest schlafen. Alle schlafen noch. Ruf mich später an.« Ich will auflegen, aber ihre schrille Stimme schallt aus dem Hörer.
»Leg jetzt bloß nicht auf! Vertrau mir, es ist wichtig! Geh und hole die Zeitung.« Mir wird bewusst, dass sie nicht locker lassen wird. Sie wird immer und immer wieder anrufen. Sollte ich das Telefon von der Wand reißen, wird sie wahrscheinlich vorbeikommen und an die Tür pochen. So ist sie. Meine Freundin Jane ist sehr zielstrebig. Ich bin mir sicher, dass andere Menschen das für einen tollen Charakterzug halten würden.
»Okay. Ich hole die Zeitung.« Ich lege das Telefon auf den Tisch. Mac hat sich auf Dougs Kissen zusammengerollt. Er hebt den Kopf und wirft mir einen Blick zu, der bedeutet, dass er es nicht witzig findet, geweckt worden zu sein. Mac ist die Art von Hund, die das Schlafen zu ihrem Beruf gemacht hat. Später, wenn er richtig wach ist, wird er mich dafür, dass ich ihn geweckt habe, bestrafen und einen teuren Schuh zerkauen oder in meine Waschküche kacken.
Ich nehme die Zeitung von der Vortreppe. Draußen ist es pechschwarz. Hätte Jane mal nach draußen gesehen, wäre ihr vielleicht klar geworden, dass es mitten in der Nacht ist. Ich schlurfe in die Küche und breite die Zeitung auf der Arbeitsfläche aus. Eine der Schlagzeilen springt mir ins Auge.
HELLSEHRERIN RETTET VIERKÖPFIGE FAMILIE. Einen Augenblick lang frage ich mich, warum mich Jane deswegen aufgeweckt hat. Ich frage mich, ob ich mir irgendeinen anderen Artikel ansehen soll. Dann sehe ich den Namen der Autorin: Melanie Feehan. Melonen-Melanie hat die Geschichte geschrieben. Wer hätte gedacht, dass sie schreiben kann? Dann wird mir klar: Ich muss diese Hellseherin sein. Ich gehe zum Telefon in der Küche.
»O mein Gott. Ich habe es gerade gesehen. Ich rufe dich zurück.« Ich lege auf, laufe ins Badezimmer, spritze mir eiskaltes Wasser ins Gesicht und nehme mir dann die Zeitung vor.
Vierzehn
FISCHE
Sie erhalten endlich Anerkennung für Ihre
Leistung. Sie mögen das Rampenlicht vielleicht
unangenehm finden, aber verbeugen Sie sich
mit einem Lächeln.
Hellseherin rettet vierköpfige Familie Von Melanie Feehan,
Reporterin bei der Vancouver Sun
Ein Zufallstreffen bei der Esoterikmesse Vancouver gestern führte dazu, vier Menschen bei einem Hausbrand das Leben zu retten. Die Hellseherin Emma Lulak warnte bei einer Sitzung, dass sie die Familie von Holly Hammond in einer schwierigen, riskanten Situation sähe. Sie erwähnte explizit die Notwendigkeit, die Batterien im Rauchmelder zu überprüfen. Ms. Hammond überprüfte nach der Sitzung den Rauchmelder, die Batterien waren leer, und sie ersetzte sie. Gestern Abend brach im Haus der Familie Hammond ein Feuer aus, und da der Rauchmelder Alarm schlug, konnte die Familie aus dem Haus flüchten, bevor das Feuer es vernichtete.
»Hätte ich die Batterien nicht an dem Abend überprüft, wären wir nicht gewarnt worden. Das Feuer breitete sich so schnell aus, dass wir kaum die Zeit hatten, zu fliehen. Wir konnten überhaupt nichts retten. Alles wurde zerstört. Das Wichtigste ist jedoch, dass mein Ehemann und meine beiden Kinder sicher aus dem Haus kamen. Wir haben Glück, dass wir noch am Leben sind. Ich verdanke mein Leben Ms. Lulak«, sagte Ms. Hammond.
Das Feuer brach in der
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