Aszendent Liebe: Roman (German Edition)
Paar.«
»Es war eigentlich eher Dougs Entscheidung als meine. Er hatte wohl das Gefühl, noch mal seinen Marktwert testen zu müssen.« Ich mache eine Pause. Ich muss wissen, ob sie etwas über die Melone weiß. »Hast du Melanie, seine neue Freundin, schon getroffen?«
»Doug hat sie letztes Wochenende mit nach Hause gebracht.« Ich stürze einen großen Schluck heißen Tee hinunter und strenge mich an, weiter zu lächeln. Ich kann nicht glauben, dass er sie bereits zu seinen Eltern mitgenommen hat. Ich spüre, wie sich eine Brandblase auf meiner Zunge bildet. Dadurch klingt meine Stimme dünn.
»Oh, das ist toll. Ich selbst habe sie noch nicht gesehen. Das ist ein bisschen unfair. Doug hat nämlich Nicholas schon getroffen, meinen neuen Freund. Hat er erwähnt, dass ich jemand Neues kennengelernt habe?«
»Nein, das hat er nicht erwähnt. Aber du kennst Doug ja, er spricht nicht über Gefühle oder Beziehungen. Ich freue mich, dass du jemanden gefunden hast.« Sie rutscht auf der Couch nach vorn und nippt noch einmal am Tee. Bigsey, ihr Yorkshire Terrier, kommt hereingelaufen, das Glöckchen an ihrem Halsband kündigt ihre Ankunft an. Sogar der Hund ist gut angezogen, mit einer rosa Schleife im Haar. Der Hund hat einen besseren Stammbaum als ich. Sie kann ihn bis zu Hunden, die im 19. Jahrhundert der französischen Königsfamilie gehörten, zurückverfolgen.
Mir wird bewusst, dass ich nicht mehr viel Zeit habe. Ann wird ihren Tee austrinken, und dann muss ich gehen. Ich werde sie nicht mehr sehen. Es ist ja nicht so, dass sie mich noch mal zum Abendessen einladen würde. Ich sehe mich verzweifelt im Zimmer um. Ich liebe dieses Haus mit seinen farblich passenden Kissen und Nippes, der mehr kostet als ich im Jahr verdiene. Ich liebe diesen winzigen, hechelnden Hund, der von inzestuösen Königen abstammt. Ich liebe diese Leute. Lieben sie mich nicht? Können sie mir wirklich alles Gute wünschen und mich verabschieden? Ich spüre, wie mir Tränen in die Augen steigen.
»Also, ich denke, ich muss gehen«, sage ich mit weinerlicher Stimme. Ich muss hier raus, bevor ich zusammenbreche und meine Fassade als selbstbewusste Frau zerbricht. Meine Hände zittern, und der Tee schwappt in der Tasse hin und her, als stünde ich an Deck eines Schiffs.
»Ist alles in Ordnung?« Ann beugt sich vor. Sie sieht besorgt aus, als hätte ich irgendeine tödliche Krankheit. Meine Unterlippe beginnt zu zittern. Ich stehe hektisch auf, vergesse dabei die Teetasse auf meinem Schoß. Die Tasse fällt wie in Zeitlupe und zerbricht, als sie auf dem Boden auftrifft. Ein riesiger Teefleck bildet sich auf dem cremefarbenen Teppich, der von irgendeiner Türkin gewebt und dann importiert wurde. Bigsey bellt wie verrückt und rennt im Kreis. Ich falle auf die Knie und sammle die Scherben auf.
»Entschuldigung.« Ich wische den Tee mit dem Ärmel meines Pullovers weg. »Ich weiß nicht, was ich mir gedacht habe. Ich werde die Teppichreinigung bezahlen. Ich werde noch heute jemanden vorbeischicken.« Ich weine jetzt richtig und aus meiner Nase kommen Schleimblasen.
»Sophie, bitte, lass die Tasse und steh auf. Das ist nicht schlimm.« Sie zupft an meinem Ärmel und will mich hochziehen. Ich kann ihr nicht in die Augen sehen.
»Im Supermarkt am Marine Drive kann man Teppichreinigungsgeräte mieten. Ich kann sofort hinfahren und eines holen, noch bevor das hier eingetrocknet ist. Das dauert keine fünf Minuten.« Meine Nase brodelt wie ein Hexenkessel, und Tränen tropfen auf den Teppich. Es läuft überhaupt nicht so wie geplant. Sie nimmt mir die Scherben aus der Hand. Ich habe am Daumen eine Schnittwunde, die blutet. Super, als wäre der Tee nicht schon schlimm genug, blute ich jetzt auch noch auf den Teppich. Vielleicht kann ich später noch in den Garten und ein bisschen Gras holen, um das auch noch auf dem Teppich zu verreiben, dann noch etwas Rotwein verschütten, ein paar undichte Füller schwenken, und aus dem Ganzen ein Stück moderne Kunst machen. Ann presst ihre Leinenserviette auf meinen Daumen und drückt mich wieder aufs Sofa.
»Atme gut durch.« Sie sieht mir ins Gesicht und reicht mir ein paar Kleenex. Ich kann mir gut vorstellen, wie ich jetzt aussehe. »Alles wird gut.« Sie tätschelt mein Knie. Ich muss mich wirklich zusammenreißen, um mich ihr nicht in die Arme zu werfen und mich völlig gehen zu lassen. Wenn sie glaubt, ich sei jetzt aufgebracht, dann hat sie noch nichts gesehen.
»Ich vermisse ihn so sehr. Ich liebe
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