Aszendent Liebe: Roman (German Edition)
des Ex um Besuchsrecht zu bitten? Es ist doch nicht so, als hätte ich mit der Familie Schluss gemacht, bloß weil Doug und ich nicht mehr zusammen sind. Es wäre unhöflich, ihren Geburtstag zu ignorieren. Wenn ich ihr einen selbstgebackenen Kuchen oder ein Geschenk bringe, einfach nur aus Herzlichkeit, dann könnte sie es gegenüber Doug erwähnen. Vielleicht wäre ein freundliches Wort von seiner Mutter entscheidend. Sie würde sehen, dass ich toll, selbstbewusst und glücklich aussehe. Sie würde Doug sagen, dass er ein Idiot ist, einen Hauptpreis wie mich ziehen zu lassen. Sie sieht in mir die perfekte Schwiegertochter. Okay, vielleicht nicht perfekt, aber sehr viel eher ihr Typ als Melanie. Diese Riesenbrüste sind definitiv nicht ihr Stil. Sie wird Doug sagen, wie elegant ich bin, wie sehr sie mich als Person schätzt. Ein weises Wort von einer Mutter kann einen großen Unterschied machen. Es ist sicher die Zeit wert, einen Kuchen zu backen.
Oder einen Kuchen zu kaufen. Ich habe versucht, einen zu backen, aber er hatte keine richtige Form und war auf einer Seite ganz flach. Als ich versuchte, die Glasur darauf zu verteilen, entwickelte der Kuchen eine starke innere Schwäche, sodass er zu einem Haufen Krümmel wurde. Er sah nicht so aus, wie man sich einen Kuchen vorstellt, den man jemand Liebem schenken möchte. Er sah verflucht so aus, als würde ich darauf hinweisen wollen, dass sie älter wird und die Spannkraft verliert. Man muss auf die Botschaft achten, die man überbringt. Ich bin in eine Bäckerei gegangen und habe einen Kuchen gekauft. Ich habe ihn mit nach Hause genommen und ein Messer über die Oberfläche gezogen, in dem Versuch, einen hausgemachten Eindruck zu erwecken. Er sah immer noch zu gut aus. Ich habe einen Finger seitlich hineingesteckt und ihn kaputt gemacht. Dann habe ich den Kuchen auf einen Pappteller gestellt und mit Alufolie abgedeckt. Die perfekte Mischung eines professionellen Kuchens mit der Wirkung hausgemachter Liebe. Auf dem Weg habe ich noch einen Strauß Blumen gekauft.
Dougs Eltern wohnen in West-Vancouver, in einem Haus, das aussieht, als stamme es direkt aus Schöner Wohnen. Es ist ein großes Haus, das sich bemüht, klein und bescheiden zu wirken, wie eine große Frau, die sich klein macht, um ihre natürlichen Vorzüge herunterzuspielen. Es gibt ein Tor an der Zufahrt, und wenn man vor dem Haus ankommt, fällt einem der Blick auf: Es steht oben auf der Klippe hoch über dem Ozean. Man kann die Kreuzschiffe beobachten, die unter der Lions-Gate-Brücke hindurchfahren. Ich dachte immer, wenn Doug und ich heiraten, wäre eine kleine Hochzeit im Garten seiner Eltern nett. Ein Empfang für uns und zirka hundert geschenkekaufender Freunde und Verwandte seiner Familie.
Ann ist offensichtlich überrascht, mich zu sehen. Ich vermute, im Knigge steht wohl nichts über das Verhalten, wenn die Exfreundin des Sohnes unangekündigt vorbeischaut. Ich strecke ihr die Blumen und den Kuchen mit einem fröhlichen »Herzlichen Glückwunsch« entgegen. Sie lädt mich zu Tee und Kuchen ein, wie ich es mir gedacht hatte. Man kann sich auf ihre Manieren verlassen.
»Und, wie geht es dir?« Sie faltet sich wie ein eleganter Origamischwan auf die Ledercouch und streicht ihre silberblonden Haare hinter die Ohren. Sie trägt Diamantohrringe in Walnussgröße. Obwohl sie nicht wusste, dass ich vorbeikommen würde, hat sie keine Jogginghose an, sondern einen hellblauen Hosenanzug und einen passenden Schal mit Blumenmuster. Ich habe mir für dieses Treffen ein neues Outfit gekauft, und trotzdem sieht sie schicker aus. Ich versuche, ihr elegantes Auf-die-Couch-Sinken zu imitieren, lande aber dann doch hart und verschütte Tee in die Untertasse, dabei gibt die Ledercouch ein Furzkissengeräusch von sich.
»Mir geht es gut, Mrs. Chase, und Ihnen? Haben Sie für Ihren Geburtstag etwas geplant?«
»Ich habe dir doch immer gesagt, du sollst mich Ann nennen. Mir geht es gut. In meinem Alter feiert man nicht mehr groß Geburtstag.« Sie streicht ihre silberblonden Haare aus dem Gesicht. »Es ist sehr nett von dir, an mich zu denken.«
»Na ja, nach all dieser Zeit habe ich das Gefühl, dass wir eine Familie sind.« Ich lächle verschwörerisch und erinnere sie so daran, dass wir schon lange wirklich eine Familie wären, wäre ihr Sohn nicht so zögerlich, was einen gewissen Ring angeht.
»Es hat mir so leidgetan, als ich gehört habe, dass Doug und du euch getrennt habt. Ihr wart so ein schönes
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