Aszendent Liebe: Roman (German Edition)

ihn, das tue ich wirklich.« Ich heule auf, und Bigsey stimmt voller Mitgefühl ein.
    »Das weiß ich. Aber du wirst jemand anderes finden, den du genauso sehr liebst. Da bin ich mir sicher.« Sie reicht mir noch eine Handvoll Kleenex und rümpft ganz leicht die Nase, als sie die nassen Tücher von mir entgegennimmt. Ich glaube, das spricht Bände, wie sehr sie mich wirklich mag. So was tut man nicht für irgendwen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht das Bild einer selbstbewussten und selbstsicheren Frau abgebe. Ich vermute, ich wirke wie jemand, der eigentlich in der Jerry Springer Show sitzen oder aber Medikamente nehmen sollte.
    »Ich muss gehen. All das tut mir so leid. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist.« Super, jetzt klinge ich auch noch verwirrt. Als wäre »überemotional« nicht schon schlimm genug, kann ich jetzt auch noch »labil« hinzufügen.
    »Das ist in Ordnung. Bleib einfach sitzen, und ich hole dir noch eine Tasse Tee.«
    »Nein, ich muss gehen. Ich wollte dir eigentlich nur alles Gute zum Geburtstag wünschen. Ehrlich. Ich hoffe, dir schmeckt der Kuchen.« Ich stehe auf und mache einen Schritt zurück, dabei stoße ich gegen das Bücherregal. Einer aus ihrer Sammlung von Keramikvögeln wackelt einen Moment, und ich beobachte ihn, wie er zu Boden trudelt und Bigsey genau auf ihren kiwikleinen Kopf trifft. Sie jault erschrocken auf und läuft fort. Der Vogel bricht entzwei. Ich schließe die Augen und wünsche mir, dass der Vogel von selbst heilt. Ich öffne ein Auge, um nachzusehen. Nein, er liegt immer noch da. Diese Stelle auf dem Teppich muss ein Schwarzes Loch sein, wo die Schwerkraft stärker ist. Ich sollte wahrscheinlich dankbar sein, nicht selbst auf den Boden gefallen zu sein. Ich öffne meinen Mund, um mich noch einmal zu entschuldigen, aber es scheint etwas zu viel zu sein. Ich starre auf Ann, den Teppich, den toten Vogel und laufe zur Tür. Den Hund mit Hirnschaden kann ich einfach nicht ansehen.

Zweiundzwanzig
     
    SKORPION
     
    Nichts passiert über Nacht. Bleiben Sie also
geduldig. Die Dinge, die Sie so sehr begehren, ver
langen ein gutes Timing. Versuchen Sie, sich nicht
zu sehr um die Probleme anderer zu kümmern,
sonst werden Sie nicht mehr objektiv genug sein,
um bei einer Lösung helfen zu können.
    Die Operation »Mütterliche Unterstützung« lief nicht wie geplant. Alles, was ich jetzt noch hoffen kann, ist, dass sie die ganze elende Sache Doug gegenüber nicht erwähnt, und dass der Hund überlebt. Bigsey wird bestimmt eine tiefenpsychologische Therapie benötigen, um ihr posttraumatisches Stresssyndrom zu überwinden. Wir könnten eventuell zusammen einen Gruppenrabatt aushandeln. Vielleicht empfindet Ann eine Art von Frauensolidarität und wird mich nicht weiter bloßstellen. Es könnte einfach zwischen uns beiden bleiben. Ich habe eine Teppichreinigungsfirma angerufen und ihnen meine Kreditkartennummer und ihre Adresse genannt.
    Nick hat angerufen, um mir zu sagen, dass Melanie noch vier Nachrichten auf seinem Handy hinterlassen hat. Sie will unbedingt einen Termin mit mir abmachen, damit ich im Radio weissagen kann. Er hat ihre Nummer auf meinen Anrufbeantworter gesprochen und meinte, »der Ball sei jetzt in meiner Hälfte«. Ich hebe den Hörer ab und lege wieder auf. Ich kann mir nicht einmal vorstellen, was ich ihr sagen werde.
    Ich rufe Jane an und erzähle ihr die ganze, entsetzliche Geschichte, der Teppich, der jaulende Hund, der gefälschte, selbstgemachte Kuchen und der kopflose, überteuerte Vogel. Sie ist eine gute Freundin. Sie sagt mir nicht, dass sie es mir ja gesagt hatte. Sie bringt mir einfach nur Pfefferminz-Schokoladen-Eiscreme vorbei, und ich kann mich noch einmal richtig ausweinen. Sie geht mit Mac Gassi, während ich dusche und mir einen frischen Schlafanzug anziehe. In solchen Augenblicken schätzt man eine Freundin wirklich. Sie deckt mich auf der Couch mit einer Fleecedecke zu, die sie im Trockner angewärmt hat. Sie sagt mir, ich solle mir nicht zu viele Gedanken darüber machen, dass sie für morgen einen Babysitter bestellt und vorbeikommt, um mir zu helfen. Sie ist eine Planerin. Wenn irgendwer tatsächlich einen Plan aufstellen kann, um mein Leben wieder auf die Reihe zu bringen, dann ist sie das. Ich ziehe Mac aufs Sofa. Er schnüffelt ein bisschen und schiebt die Decke herum, bis er sich von hinten an meine Knie unter der Decke drückt. Nur seine raue Schnauze schaut heraus. Nach ungefähr zwei Minuten schnarcht er. Das