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Aszendent zauberhaft

Aszendent zauberhaft

Titel: Aszendent zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jones Christina
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schweren schwarzen Serge-Anzug sowie eine Weste mit Zigaretten-Brandlöchern gekleidet, grinste sie zähnebleckend an. »Dachte, ich komm mal rüber und heiße Sie willkommen daheim. Wie unter guten Nachbarn eben. Hier …«
    Phoebe beäugte misstrauisch das mit einem Deckel verschlossene Gefäß in seinen Händen. »Ach … äh, danke. Ähm, tja, das ist doch nicht etwa eine Urne, oder?«
    »Nee, natürlich nicht. Eine Kasserolle. Reichlich heißes Wetter für eine Kasserolle, ich weiß, aber das kocht unsere Perpetua immer für unseren ersten Besuch bei den Hinterbliebenen. Scheint sie aufzumuntern. Diese Fernsehköche würden so was wohl ›rustikal‹ nennen – mit Stückchen drin -, ach, aber verraten Sie unserer Constance nicht, dass Sie was davon bekommen haben. Sie ist bei Geschenken immer so knauserig wie ein zugekniffener Siewissenschon. Ich hab’s für Sie aufgetaut.«
    »Danke schön.« Phoebe lächelte tapfer. »Das ist sehr nett von Ihnen. Und eine Kasserolle ist ja was ganz Feines – aber irgendwie sieht es trotzdem aus wie eine Urne. Für Asche …«
    »Tja nun, wenn Sie es ganz genau nehmen, dann ist es auch eine Urne, aber eine ganz frische, Schätzchen. Unbefleckt von menschlichen Überresten. So gesehen ist es ja eigentlich einfach nur ein Gefäß, nicht wahr? Wir verwenden die für alles Mögliche. Die Mädels schwören darauf, wenn’s ums Aufbewahren
von Resten geht und was auch immer. Hier – nehmen Sie – zurückgeben ist nicht nötig. Wird später noch von praktischem Nutzen sein, für Blumen oder Gesichtscreme oder Puder oder so.«
    »Danke sehr.« Phoebe nahm die Eintopf-Urne und hielt sie mit gestreckten Armen vor sich hin. »Ich werde es, ähm, genießen. Ach, sind die Mädels, ähm, Constance und Perpetua, nicht bei Ihnen?«
    »Nee«, zwitscherte Slo vergnügt. »Die sind nach Twilights rüber, einen Kunden ausmessen.«
    »Ach so.« Phoebe zog eine Grimasse. In die Vorstellung, wie die beiden weiblichen Motions in Twilights – so hieß das Seniorenheim von Hazy Hassocks – schon wieder eine Beerdigung ausrichteten, wollte sie sich lieber nicht vertiefen. Nicht in ihrem momentanen Aufruhr der Gefühle. Aber immerhin bedeutete der betrübliche Gang eines Twilighters zur ewigen Ruhe, dass Constance und Perpetua nicht da waren, um sie persönlich mit ihren unbeholfenen Bekundungen der Anteilnahme zu beglücken, Sprüche wie »Auf Regen folgt Sonnenschein« und dergleichen. »Vielen Dank für Ihren Besuch, aber eigentlich bin ich gerade wieder auf dem Weg zur Arbeit. Ich habe nur eben ein paar von meinen Sachen geholt.«
    »Warum? Sie ziehen doch wohl nicht aus, meine Gute? Ach, das ist aber jammerschade. Die Mädels und ich hatten Sie so gerne hier. Ein bisschen junges Blut in der Straße muntert uns Alte ungeheuer auf. Mir hat es ja mächtig leid getan, was … na ja, was passiert ist.« Slo trat von einem Fuß auf den anderen. »Ich versteh nicht, was dieser Ben sich dabei gedacht hat. Einfach abhauen und ein bezauberndes junges Mädchen wie Sie im Stich lassen – außerdem sah’s doch immer aus, als wärt ihr miteinander so glücklich gewesen.«
    »Hm.« Phoebe war klar, dass sie schnell das Thema wechseln
musste. Wenn jemand freundlich war, war es für sie immer am schlimmsten. »Nun, das ist jetzt alles Vergangenheit – und ja, ich ziehe aus. Ich gehe zurück zu meinen Eltern nach Bagley und …«
    »Eine Schande ist das!«, empörte sich Slo. »Sie haben sich hier so ein hübsches kleines Heim geschaffen. Ich finde es nicht richtig, dass Sie hier jetzt wegmüssen. Für Sie allein wäre es wohl zu teuer? Aber Sie haben ja zwei Schlafzimmer – da könnten Sie doch einen Untermieter aufnehmen, nicht wahr? Der zur Miete etwas beiträgt?«
    Phoebe seufzte. »Ja, schon, das wäre wohl möglich, wenn ich bliebe, aber ich kann hier nicht länger wohnen.«
    »Wegen der Erinnerungen? Ach ja, die können einen wirklich ins Grab bringen – professionell gesehen, natürlich.« Slo fummelte in seiner Westentasche herum und brachte ein zerknautschtes Päckchen Marlboro zum Vorschein. »Stört es Sie, wenn ich mir eine anzünde, meine Liebe? Aber nichts den Mädels sagen. Die glauben, ich hätte es seit Silvester aufgegeben. Mal wieder.«
    »Rauchen Sie nur. Ihr Geheimnis ist bei mir sicher«, sagte Phoebe matt, während Slo röchelte und schnaufte und sich unter Wonneschauern einem Hustenanfall hingab. »Und danke noch mal, dass Sie vorbeigeschaut haben.«
    »Denken Sie nach über das,

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