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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Bonnet-Carre-Überlaufkanals siedet unter ihrem lidlosen Blick. Als ich das Fenster des Explorers herunterkurble, dringt mir ein Schwall von Gestank verfaulender Wasserpflanzen und Fische des Lake Pontchartrain in die Nase.
    Während der vergangenen vier Stunden habe ich mir jeden Schritt auf dem geistigen Weg in Erinnerung zurückgerufen, der mich zu dieser körperlichen Reise geführt hat. Ich bin mir nicht sicher, was die Polizei von mir zu erfahren hofft. Aber für mich wäre die vernünftigste Frage: Warum habe ich meinen Verdacht nicht früher gemeldet? Das weiß ich selbst nicht ganz genau. Ich kann nur hoffen, daß das, was ich zu sagen habe, die Polizei so sehr schockiert, daß es sie wenigstens für eine Weile von dieser Frage ablenkt.
    Es ist kein Problem, das Polizeipräsidium von New Orleans zu finden. Es liegt in der Nähe von Drewes Alma mater, der Tulane Medical School, direkt hinter dem Strafgerichtsgebäude der Stadt New Orleans. Noch leichter ist es, Detective Michael Mayeux ausfindig zu machen. Die Mordkommission ist im zweiten Stock untergebracht. Ich habe dem Sergeant bei der Anmeldung – der hinter einem Fenster aus Panzerglas sitzt – kaum meinen Namen genannt, als ich auch schon durch eine schwere Tür, ein Großraumbüro, einen Gang entlang und in ein kleines Büro geführt werde. Mayeux sitzt hinter einem zerkratzten Metallschreibtisch, auf dem ein fürchterliches Durcheinander herrscht, und spricht eindringlich in ein Telefon mit Schnur. Das Büro hat keine Fenster. Aber es verfügt über einen Computer, ein überfülltes Bücherregal und, in der einzigen Lichtung inmitten des Chaos, über eine Kaffeemaschine. Darauf steht eine aufgerissene rote Packung mit dunkel geröstetem Zichoriekaffee.
    »Kann ich Ihnen helfen?« fragt Mayeux, legt den Hörer auf und beißt von einem Krapfen mit Zuckerguß ab, den ich zuvor nicht gesehen habe.
    »Ich bin Harper Cole.«
    Er erstarrt beim Kauen, legt dann den Krapfen auf den Schreibtisch, steht auf und kaut schnell weiter, während er mich zurück in den Gang und zu einer anderen Tür hin schiebt. Er ist so etwa einsfünfundsiebzig groß, hat deutlich wahrnehmbare Rettungsringe und eine kahle Stelle auf dem Hinterkopf. Er bleibt an der Tür stehen und wendet sich mirzu, und seine dunkelbraunen Augen schauen so beruhigend wie die eines Trainers vor einem wichtigen Spiel.
    »Sagen Sie diesen Leuten einfach, was Sie wissen, Mr. Cole. Nehmen Sie sich Zeit und lassen Sie nichts aus. Wenn Sie Hunger kriegen oder eine Pause brauchen sollten, nicken Sie mir zu, und wir unterbrechen einfach. Es könnte ziemlich heftig werden. Plötzlich interessieren sich furchtbar viele Leute dafür, was Sie über diese Frauen zu sagen haben.«
    »Augenblick mal«, sage ich und hebe die Hand. »Ich dachte, ich würde mit Ihnen sprechen. Wer ist da drin?«
    Er bedenkt mich mit einem schiefen Lächeln. »Keine Bange, ich bleibe die ganze Zeit über bei Ihnen. Genau wie mein Partner und der Chief.«
    Mayeux will mich beruhigen, hat aber nur das Gegenteil erreicht. »Und ...?«
    Er wendet den Blick von meinem Gesicht ab. »Die anderen Burschen sind Bundesbeamte. FBI.«
    »FBI? Wieso?«
    »Diese Typen kommen von der Investigative Support Unit, der Abteilung zur Unterstützung laufender Ermittlungen, die früher mal Abteilung für Vergleichende Verhaltensforschung hieß. Ein Special Agent und ein Seelenklempner. Und zwei Beamte vom örtlichen Büro. Bedenken Sie, was ich Ihnen gesagt habe. Zwei der Frauen wurden in Kalifornien getötet – eine in LA, eine in San Francisco. Weil ihre Leichen auf besondere Art und Weise verstümmelt wurden, und noch aus anderen Gründen, kam die Polizei da draußen zu dem Schluß, es eventuell mit irgendwelchen Ritualmorden zu tun zu haben. Sie zogen die Investigative Support Unit hinzu, damit sie ihr ein Profil des UNSUBs erstellt.«
    »Ihres was?«
    »UNSUB. Unbekanntes Subjekt. Auf jeden Fall hatte ich kaum die Namen dieser beiden Toten aus Kalifornien erwähnt, als die Einheit wie der Teufel über uns herfiel. Als sie von Ihnen und den anderen Frauen hörten, stand ihnen der Schaum vor dem Mund. Sie glauben, daß wir es hier mit einemSerienmörder zu tun haben. Vielleicht mit einer ganz neuen Art von Killer. Im Augenblick sind Detectives aus dem ganzen Land zu uns hin unterwegs. Das ist eine ganz große Sache.«
    »So viel zu unserer freundlichen kleinen Plauderei.«
    Mayeux will den Türknopf drehen, zögert dann jedoch. Ein Funke Cajun-Schalk

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