@ E.R.O.S.
daß Sie so schnell hierher gekommen sind. Überflüssig zu sagen, daß wir alle uns sehr für das interessieren, was Sie in bezug auf diese Morde zu sagen haben. Sie besitzen unsere ungeteilte Aufmerksamkeit.«
Detective Mayeux setzt sich und bietet mir dabei den Stuhl am Kopf des Tisches an, aber ich bleibe stehen. Ich bin eins fündundachtzig groß, wiege siebenundachtzig Kilo und weiß, daß meine Größe mir einen psychologischen Vorteil verschafft, wenn ich sie richtig einsetze. Ich schätze, daß ich heute jeden Vorteil brauche, den ich kriegen kann.
»Bevor ich irgend etwas sage«, beginne ich, »es gibt noch etwas Wichtiges, das ich Detective Mayeux am Telefon nicht gesagt habe.«
»Und das wäre?« poltert der Chief.
»Ich bin mir ziemlich sicher, daß ich weiß, wer diese Frauen ermordet hat.«
Ungläubige Stille legt sich über den Raum. Dr. Lenz findetaus der Sackgasse heraus. »Sie haben einen Namen , Mr. Cole?«
»Und eine Adresse.«
»Großer Gott!« ruft Mayeux. »Raus damit!«
Ich öffne meine Aktentasche und hole ein Blatt Papier heraus. Davon lese ich ab: »David M. Strobekker. Das schreibt sich S-T-R-O-B-E-K-K-E-R . Vierzehn-null-zwei Moorland Avenue, Edina, Minnesota. Das ist ein Vorort von Minneapolis.«
»Was wissen Sie sonst noch über diesen Typ?« bellt Mayeux’ Partner.
»Er hat ein Girokonto bei der Norwest Bank in Minneapolis. Das ist das einzige, was ich mit Sicherheit weiß.«
»Lassen Sie es durch den Computer laufen, Mike«, befiehlt der Chief. »Sofort.«
»Ich kann über das Telefon auf die FBI-Computer zugreifen«, sagt einer der jüngeren FBI-Leute zu Mayeux, der mir einen wütenden Blick zuwirft, als er den Raum verläßt.
»Ich könnte verklagt werden, weil ich Ihnen diesen Namen genannt habe«, fahre ich fort.
»Lassen Sie das unsere Sorge sein«, sagt Baxter.
»Das FBI wird mir Anwälte stellen, die mich bei einer zivilrechtlichen Klage verteidigen?«
Arthur Lenz’ Gesicht zeigt eine Spur von Heiterkeit.
»Bleiben wir bei den Morden«, sagt der Polizeichef. »Erklären Sie uns, woher Sie diese sechs Namen kennen und wieso Sie vermutet haben, die Frauen könnten in Schwierigkeiten sein.«
Hinter mir öffnet und schließt sich die Tür. Mayeux nimmt wieder an der rechten Seite des Tisches Platz. »Kiesha überprüft Strobekker, Chief.«
»Unterbrechen Sie mich, wenn ich irgend etwas sage, das Sie nicht verstehen«, sage ich.
Die beiden jüngeren FBI-Agenten grinsen darüber, aber ich bin mir ziemlich sicher, daß sie mich bald mit dummen Fragen beharken werden.
»Ich arbeite für eine Firma namens EROS«, sage ich langsam. »Das ist ein Akronym – E-R-O-S , das für Erotic Realtime Online Stimulation steht.« Als ich ein paar anzügliche Blicke sehe, ignoriere ich den mythologischen Bezug und fahre fort. »Wir sind ein Online-Service, dem ein breites Spektrum von Kunden angehört, die sich für die menschliche Sexualität interessieren. EROS ist eine in New York ansässige Firma, die juristisch im Staat Delaware gemeldet ist ...«
»Wem gehört sie?« unterbricht Baxter.
»Einer Witwe namens Jan Krislov.«
»Was?«
Dem angewiderten Ausdruck auf Daniel Baxters Gesicht entnehme ich, daß sie ihm in irgendeiner Hinsicht vertraut ist. Ein Aufblitzen meines Instinkts sagt mir, daß es sich dabei um ihre energische Verteidigung der elektronischen Privatsphäre handeln muß.
»Bitte fahren Sie fort, Mr. Cole«, weist Chief Tobin mich an.
»Jeder Bewohner der USA kann vierundzwanzig Stunden am Tag einen vollen Online-Zugriff auf EROS haben. Wir haben auch europäische Abonnenten, die uns über Internet erreichen. Es gibt drei Ebenen von Gesprächsforen, auf die die Leute mit Aliasnamen – Kodenamen – zugreifen, die völlige Anonymität gewährleisten. Ebene eins ist die am breitesten gefächerte. Die Leute benutzen sie, um über alle möglichen sexuellen Themen zu sprechen, von der Psychologie über medizinische Probleme bis hin zu privaten Themen.«
»Die verdammte Jan Krislov«, murmelt Baxter.
Ich atme tief ein. Als ich keine Fragen höre, konzentriere ich mich auf Mayeux und fahre fort. »Ebene zwei ist eine von zwei Fantasy-Foren. Auf diesem Level schreiben die Kunden über ihre Phantasien, korrespondieren miteinander über quasi öffentliche Mitteilungen und E-mails oder lauschen manchmal einfach nur den Phantasien anderer Abonnenten. Es kann sich dabei um einen Gruppenaustausch handeln, doch wenn ein Kunde oder eine Kundin es vorzieht,können
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