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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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hinwegsetze.
    »Ich habe Informationen über den Mordfall Karin Wheat«, sage ich, als die Verbindung zustande kommt.
    »Ich verbinde Sie mit der Mordkommission«, sagt eine weibliche Stimme.
    Ich schaue von meinem Schreibtisch zu dem kleinen Farbfernseher hoch, den ich sechzehn Stunden am Tag auf CNN eingestellt habe. Dort läuft gerade die Sendung International Hour. Dank CNN habe ich von dem Mord erfahren.
    »Detective Mozingo«, sagt eine männliche Stimme.
    »Ich habe Informationen, die den Fall Karin Wheat betreffen.«
    »Wie heißen Sie?«
    »Harper Cole.«
    »Adresse?«
    »Ich rufe aus Rain in Mississippi an.«
    Eine Pause. »Von wo?«
    »Eine Gegend im Delta, wo Landwirtschaft betrieben wird.«
    »Wieso wissen Sie etwas über den Fall Wheat? Die Leiche wurde erst vor sechs Stunden entdeckt?«
    »Ich habe es gerade auf CNN gesehen. Sie haben eine reguläre Nachrichtensendung unterbrochen, um die Villa der Wheat zu zeigen. Sie war wohl berühmter, als ich dachte.«
    Ich höre, daß der Detective seufzt, die Hand vor die Sprechmuschel hält und etwas murmelt, daß sich wie »... beschissen hohes Ansehen ... « anhört.
    »Arbeiten Sie an dem Fall?« frage ich ihn.
    »Nein, Gott sei Dank. Den hat Mayeux. Aber ich nehme die Information entgegen. Was glauben Sie denn zu wissen?«
    »Ich glaube, ich weiß, wie sie ermordet wurde.«
    »Wir wissen, wie sie ermordet wurde, Sir.«
    Heutzutage traue ich keinem mehr, der mich Sir nennt. »Entschuldigung. Ich meine, wie der Mörder auf sie gekommen ist. Wie er sie ausgewählt hat.«
    Erneutes Schweigen. Ein argwöhnisches.
    »Es ist ziemlich kompliziert«, fahre ich fort. »Ich arbeite als Sysop – Entschuldigung, als Systemoperator – eines Online-Computer-Services. Sind Sie damit vertraut?«
    »Nicht so richtig«, sagt der Detective mißtrauisch.
    »Haben Sie schon mal von America Online gehört? Von CompuServe?«
    »Ja. Das Internet, nicht wahr?«
    »So in etwa. Der Online-Service, für den ich arbeite, heißt EROS. Er beschäftigt sich ausschließlich mit Sex.«
    »Sie meinen, so was wie Telefonsex?«
    Großer Gott. »Vielleicht sollte ich warten und mit Detective ... Mayeux sprechen, so heißt er doch?«
    »Ja. Er ist aber noch am Tatort. Sagen Sie mir einfach, was Sie wissen, und ...«
    Mozingo spricht noch, aber ich höre ihm nicht mehr zu. Ich schaue erstaunt auf das Gesicht eines Mannes, den die CNN-Bildunterschrift als Michael Mayeux bezeichnet, Detective beim NOPD. Sein Hemd ist schweißgetränkt, und er steht neben dem hohen, schwarzen, gußeisernen Tor der Villa, die Karin Wheat gehört. Ich erkenne sie aufgrund der vorherigen Sendung. Der Bürgersteig vor dem Tor ist mit leuchtend gelbem Polizeiband abgesperrt, aber vor der Begrenzung stehen mindestens hundert Leute zwischen fünfzehn und fünfzig. Mehr Frauen als Männer.
    Fans.
    Detective Mayeux betrachtet gereizt eine schwarze Reporterin. »Ich kann zu diesem Zeitpunkt keinen Kommentar dazu abgeben«, sagt er. Er ist ein sonnengebräunter Mann von mittlerer Größe, Anfang Vierzig, vielleicht vier bis fünf Kilo Übergewicht. Die Reporterin stößt ihm das Mikrofon fast ins Gesicht.
    »Was ist mit den Meldungen, daß Miss Wheats Leiche sexuell mißbraucht und verstümmelt wurde?«
    Mayeux schaut gequält drein. »Das kann ich kategorisch verneinen, Charvel«, sagt er und scheint etwas vergnügter dreinzuschauen, als in ihren Augen Enttäuschung aufflackert.
    »Sind Sie noch da ?« bellt eine Stimme in mein Ohr.
    »Ja, sicher«, murmele ich und beobachte, wie Mayeux einer Streifenpolizistin bedeutet, sie solle die Menge zurückdrängen. »Ich sehe den Typ gerade.«
    »Welchen Typ?«
    »Ihren Kollegen. Mayeux. Sie zeigen ihn live auf CNN. In diesem Augenblick.«
    »Verdammt, der ist ständig in der Flimmerkiste zu sehen.«
    Ich komme zu dem Schluß, daß mir Mayeux’ Aussehen besser gefällt als Mozingos Stimme. »Hat Detective Mayeux’ Anschluß einen Anrufbeantworter?«
    Der Detective legt eine Hand auf die Sprechmuschel und ruft dann etwas. »Ich verbinde Sie.«
    Eine weibliche Tonbandstimme teilt mir mit, daß ich eine Nachricht von bis zu zehn Minuten Länge hinterlassen kann.
    »Mein Name ist Harper Cole«, sage ich deutlich. »Ich rufe aus Mississippi an.« Dann stocke ich. Ich kann nicht einfach meinen Namen und meine Nummer hinterlassen. Bei so einem Mordfall kommt Mayeux vielleicht erst in ein paar Tagen dazu, mich zurückzurufen. Ich wiederhole die Telefonnummer noch einmal, halte dann inne

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