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Atemlose Begierde

Atemlose Begierde

Titel: Atemlose Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabelle Sander
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vollzogen, war bei der Pediküre und
beim Friseur gewesen. Meine Achselhaare hatte ich allerdings seit dem Sommer nie
entfernt, und ein netter heller Flaum hatte sich bereits unter meinen Armen
gebildet. Es würde Rick vermutlich einen Schock einjagen, ihn zum Davonlaufen
bringen, aber ich dachte, wenn er sein Fell im Gesicht trug, konnte ich das auch
unter meinen Achseln haben. Als mein Taxi auf der Seite des Quai du Louvre etwa 25 Minuten später als verabredet ankam,
sah ich weit und breit keinen Rick. Mit meinem silbernen Rollkoffer spazierte
ich die Brücke entlang und schaute mich genau um. Durch die Fahrt im überheizten
Taxi fröstelte ich im Freien noch mehr, obwohl ich warm genug angezogen war.
Paris bei Schnee und kalter Winterluft. Ich sog sie ein und blies sie herzhaft
wieder aus. Ich sah den Bateaux Mouches auf der Seine unter mir nach und die
Geschichten aus meiner Vergangenheit zogen an mir vorbei. Ich holte eine
Zigarette aus meiner Handtasche und rauchte sie genüsslich. Als mein Blick zum
Südende der Brücke schweifte und ein hektisch telefonierender Mann im schwarzen
Mantel mich wieder daran erinnerte, auf wen ich hier eigentlich wartete, nahm
ich noch schnell einen Zug. Dann warf ich die Kippe in den Fluss. Da hauchten
mir plötzlich warme Lippen von der Seite her einen Kuss auf die Wange. Ich
fühlte Barthaare kitzeln. Als ich den Kopf drehte, lugten Ricks lachende Augen
unter einer Wollmütze hervor. Ein spitzbübisches Lächeln umspielte seinen Mund.
Tausende kleine Schauer liefen über meinen Rücken. Diese Augen! Wortlos drückte
er mich an sich, so fest, dass mir die Puste wegblieb. Meine Arme schlangen sich
um seinen Hals. Wir hielten uns für Minuten einfach nur fest.
    »Mhhmmm«, gurrte er und atmete tief ein. Ineinander verhakt, spürte
ich den Pulsschlag in seiner Halsgrube. Da war er. Er fühlte sich hart und
weich, stark und widerspenstig zugleich an. Wir sahen uns an, er umschloss mein
Gesicht mit beiden Händen und schob langsam seine Lippen an meine. Sie berührten
sich anfänglich ganz zart, ich schnüffelte an den Barthaaren unter seiner Nase
wie ein neugieriges Tier. Seine ganze Wärme drang durch seinen Kuss in meinen
Körper, durchströmte jede Faser. Seine Zunge signalisierte sein unerbittliches
Verlangen und ließ keinen Zweifel an dem Grund unseres Treffens aufkommen.
    »Hey, du Hübsche«, seine Augen funkelten mich an, »du hast dir die
älteste Brücke der Stadt ausgesucht, um mich wiederzusehen?«
    »Ja, ich dachte an …«
    »An die Liebenden von Pont Neuf …?«, er lächelte.
    Ich nickte: »Das gibt’s doch gar nicht! Hast du den Film
gesehen?«
    »Ja, vor vielen Jahren und noch mal, bevor ich hierherkam.«
    Wir waren Kinder der gleichen Generation, dieser Gedanke wärmte mich
noch mehr.
    »Komm, lass uns was trinken gehen, wir wollen doch erst später unter
der Brücke schlafen, oder?« Er grinste.
    Es war nach fünf Uhr nachmittags und ein geschäftiger Freitag im
kalten, vorweihnachtlichen Paris.
    »Ja gern, aber lass dich erst mal ansehen, Rick.« Er strahlte mich
an. Seine Zähne schienen weißer, und er hatte die Härchen ganz oben an seiner
Backe zwischen Bartrand und Auge wegrasiert. Sein Gesicht wäre wohl sonst völlig
überwuchert. Jetzt, am späten Nachmittag, bohrten sie sich bereits wieder durch
alle erdenklichen Poren. Ich musste grinsen. Er konnte sich seiner Bestimmung
nicht erwehren. Er war wie ein exotisches Tier, sein Barthaar drang so
leidenschaftlich, so ungezügelt aus ihm wie seine Hingabe zu mir. Er packte
meinen Koffer, hakte sich bei mir unter, und wir gingen schnellen Schrittes die
Brücke entlang, Richtung Rue de Rivoli.
    »Mit dir in Paris, Jo, wer hätte das vor ein paar Wochen gedacht?« Er
sah mich neugierig über die Kante seines aufgestellten Kragens hinweg an.
    »Du dachtest nicht, dass ich komme?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Warum? Du weißt doch, dass ich verrückt nach dir bin.«
    »Ah ja? Seit wann denn wieder? Du hattest doch alles für beendet
erklärt.«
    »Müssen wir das jetzt diskutieren?«, zögerte ich.
    Ich hatte keine Lust, Probleme zu wälzen, aber er schien doch
gekränkt zu sein.
    »Wir müssen über gar nichts reden, wenn
du nicht willst, aber wir können über alles reden.«
Er blickte dennoch süffisant in meine Richtung und verwirrte mich.
    »Was denkst du, warum ich hier bin?«, fragte ich.
    »Neugierde?«
    »Worauf?«
    »Ich weiß es nicht, Jo, sag du es mir. Warum bist du gekommen?«
    »Du hast mich

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