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Atemlose Begierde

Atemlose Begierde

Titel: Atemlose Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabelle Sander
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ihren Freier bedient, darauf bestehen würde, dass sie
das Gleiche kriegt wie er, dann würde die Welt bald völlig anders aussehen.«
    »Mhm, ein revolutionärer Gedanke«, lachte sie frech. »Vielleicht wäre
eine abstraktere, objektivere Herangehensweise an diese Materie dabei aber
glaubwürdiger gewesen?« Sie blinzelte mich mit vielfachem Augenaufschlag an.
    »Nein, so seh ich das nicht. Spinn den Gedanken doch mal weiter!
Jeder eingeforderte Orgasmus würde das Bewusstsein der Männer schärfen, dass
das, was sie damit kriegen, auch der beste Sex ist, im Gegensatz zu dem, was sie
sonst bekommen. Auch wenn die meisten Männer sich aus Bequemlichkeit mit dem
Theater zufriedengeben, das die Frauen für sie spielen, mag doch in Wahrheit
niemand schlechte Qualität, wenn er bessere haben kann. Oder?«
    »Ja, gut, okay, aber ich versteh den Zusammenhang zwischen Theorie
und deiner Praxis hier noch nicht.«
    »Wenn jede Frau ehrlich kommt, ist das doch die beste Bestätigung für
den Mann, dass er ein wirklich guter Liebhaber ist. Männer sind da drauf aber
nicht sensibilisiert, weil Frauen immer ihr dummes, verlogenes Spiel spielen und
sich damit so schnell wie möglich aus der Affäre ziehen. Fazit? Sie gehen leer
aus! Aber unsere Generation könnte das ändern. Es liegt in unseren Händen!«
    »Wow, verstehe …« Tara stand mit offenem Mund da. »Okay, aber
warum forderst du deine Orgasmen dann nicht einfach von Ivo?«
    »Was heißt ›einfach‹! Wie soll das denn gehen? Seine Einstellung ist
ja, dass Frauen eben von Natur aus nicht dafür geschaffen sind, sonst würden sie
ja auch Orgasmen kriegen. Und das hab ich ihm jahrelang geglaubt, ich dumme
Gans.«
    »Vielleicht hat er ja auch recht?«, sagte sie spitzzüngig.
    »Also, hör mal! Wie sollen wir denn so je die Grenzen sprengen?
Vielleicht brauchst du ja auch einen Rick in deinem Leben, damit du weißt, wovon
ich rede.« Ich drückte meine Zunge von innen gegen meine Backe und grinste.
    »Sei nicht unverschämt, du weißt, dass ich sehr glücklich bin in
meiner Beziehung.«
    »Schön, okay, musst du ja selber wissen. Lass uns einkaufen, Ivo
braucht dringend warme Wintersachen.«
    Sie schnaubte. Ich grinste.
    Irgendwann waren wir so bepackt mit Einkaufstaschen, dass wir einen
Träger dafür gebraucht hätten. Tara nahm meinen gesamten Einkauf in ihrem Wagen
mit nach Islington, und ich machte mich nach einem kurzen Snack in einem Deli
auf den Weg nach Kew Gardens. Ich musste auf dem Stadtplan nachsehen, wie ich am
besten dorthin kam. Es war eine lange Reise, das war mir klar. Warum Rick mich
gerade dort treffen wollte, war mir ein Rätsel. Ich sah auf mein Telefon. Ich
fuhr schon 20 Minuten …

11
    Paris im letzten Winter fiel mir wieder ein. Dafür hatte
ich ein Wochenende kurz vor Weihnachten ausgesucht, an dem meine Mutter Anubis
und Suki übernehmen konnte. Ivo war mal wieder in Zürich. Ich erzählte meiner
Mutter nichts von Rick, nur, dass ich dringend einen Tapetenwechsel bräuchte und
meine Galerienkontakte auffrischen wollte. Sie bemerkte meine Aufregung, und
irgendetwas ahnte sie wohl, fragte aber nicht nach.
    Am 12 . Dezember flog ich
los, um meinen Liebhaber zu treffen. Aber anstatt mich bei dem Gedanken
behaglich zu fühlen, war ich irritiert. Meine ganzen guten Treuevorsätze hatte
ich über Bord geworfen. Ich holte gerade zu einem weiteren Betrug an Ivo aus,
und es quälte mich. Außerdem waren noch so viele Fragen zwischen Rick und mir
ungeklärt, dass ich mit Bauchweh im Flugzeug saß. Als ich in Paris –
Charles de Gaulle landete, wusste ich, dass ich nicht an Ivo denken durfte. In
mir kribbelte es. Dass ich nur Minuten davon entfernt war, den Mann, den zu
sehen ich mir strikt verboten hatte, wieder in meine Arme zu schließen, ließ bei
allem Skrupel dennoch mein Herz erbeben. Auf der Mitte des Pont Neuf hatten wir
uns um 16 Uhr 30 verabredet, egal ob es stürmte oder schneite. Ich hatte diese
Phantasie, dass wir uns auf dieser Brücke entgegengingen wie die beschädigten
Liebenden aus »Les Amants du Pont-Neuf«. Rick war schon am Vormittag mit dem
Eurostar aus London angereist und textete mir, dass ich mich auf bittere Kälte
einstellen sollte, er mich aber wärmen würde. Deshalb zog ich mein meerblaues
Wickelkleid aus dickem Wollstoff an, feste Stiefel und schwarze Wollstrumpfhosen
mit Zopfmuster. Ich war die gesamte Woche davor jeden Tag 20  km gejoggt, in Eiseskälte, hatte
danach alle nur erdenklichen Dehnungsübungen

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