Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
Stationskomplex einer sportlichen Leistung gleichkam.
    An die dünne Luft könne man sich problemlos gewöhnen, hatten die Ärzte behauptet. Anderer Meinung war nur einer der Botaniker gewesen, der sich mit Algenkulturen befaßte; er hatte es abgelehnt, als Forscher vor Ort eingesetzt zu werden.
    Zugegeben, es gab Dinge, die für manche Unannehmlichkeit entschädigten. Jede Probe, die im Labor zur Untersuchung kam, war von einer neuen Art, deren chemische Zusammensetzung und genetische Struktur es zu erforschen galt.
    Und alle diejenigen, die sich an den Tageshimmel hatten gewöhnen können, an das schimmernde, von Staub gefilterte Licht des blauen Raums, und die, die, ohne schwindelig zu werden, zum Horizont aufblicken konnten – Gott sei dank standen da Hügel, die die Sphärenwölbung kaschierten und statt dessen den wohltuenden Eindruck einer konkaven Oberfläche vermittelten –, sie konnten einen kleinen Spaziergang nach draußen riskieren, den Blick zum Himmel richten und bestaunen, wie sich hinter den Hügeln die Farben veränderten, wenn die Welt ihr Gesicht dem dunklen Raum zuwandte.
    Jeder Abend und jeder Morgen brachte anderes Wetter und andere Schatten zwischen den Hügeln mit sich.
    Wetter und Hügel… Wörter, die sie im Erdkundeunterricht gelernt hatten, veranschaulicht an Fotos, denen aber nicht anzusehen war, wie transparent ein Himmel ist, wie sich ein Windstoß anfühlt oder wie er durch Gräser rauscht. Ian fand es nach wie vor beängstigend, wenn ein Donnerschlag die dünnen Fensterscheiben erzittern ließ. Er hätte nie für möglich gehalten, daß Luft dermaßen schnell abkühlen kann, wenn sich eine Wolke vor die Sonne schiebt. Es überraschte ihn, daß Gewitter einen Geruch haben, daß eine Landschaft so viele unterschiedliche Geräusche hervorbringt und vor allem Düfte, angenehme wie unangenehme, Düfte, die sich bestimmt noch deutlicher für ihn bemerkbar machen würden, wenn seine Nase zu bluten und seine Lungen zu schmerzen aufhörten.
    Es fiel ihm immer noch schwer, sich mental umzustellen vom Aufenthalt im Schiff, wo ihm Natur nur per Video vorgespielt worden war, auf ein Leben auf festem Grund, der ihm die Möglichkeit entzog, den Lichtern am Himmel näher zu kommen.
    Der Abschied vom Obergeschoß hatte weh getan. Eltern, Großeltern, Freunden – was hätte er ihnen sagen sollen? Er hatte sie umarmt, und ihm war bewußt gewesen, daß es womöglich das letzte Mal sein würde. Sie waren in der Lounge zusammengekommen, unbehelligt von den Überwachungskameras. Er hatte sich zunächst gar nicht mal unwohl gefühlt, bis zu dem Moment, als er den Ausdruck im Gesicht seines Vaters sah. Da verdickten seine Zweifel zu einem Kloß, der ihm in der Kehle steckte, und der rührte sich nicht vom Fleck, während der Reise in der Kapsel nicht und auch nicht nach dem Öffnen des Fallschirms.
    »Auf Wiedersehen«, hatte er ihnen beim Abschied gesagt. »In fünf Jahren. In fünf Jahren kommt ihr mich besuchen.«
    Das war so geplant: zuerst die Station errichten, dann ein Shuttle bauen für einen sicheren Pendelverkehr zwischen Station und Schiff, und wenn schließlich Rohstoffe gefunden waren, für die sich die Gilde interessieren würde, könnten die ersten Kolonisten nachkommen, vorrangig solche, deren Angehörige die Aufbauarbeit vor Ort geleistet hatten. Auch sie würden noch als Pioniere einen ersten Platz in der Geschichte dieser Station einnehmen.
    Gott, was hatte er für einen Bammel gehabt, als er die Lounge verließ und mit den zehn anderen Teamgefährten die Einkleidekabine betrat. Wäre die Möglichkeit gegeben gewesen, hätte er seinen Entschluß zurückgenommen und darum gebeten, die Testreihe fortzusetzen, mit der der Kapselabwurf ausprobiert worden war.
    Es war entsetzlich, und ein zweites Mal würde er nicht den Helden spielen wollen. Gott, dieser freie Fall… und dann die Landung…
    Sie waren die ersten Astronauten, die sich mit einer am Fallschirm gesicherten Kapsel auf einem fremden Planeten hatten absetzen lassen. In den technischen Datenbanken wurde alles festgehalten, und darin gab es keinen vergleichbaren Eintrag. Ob die Kapsellandung sicher gelingen würde, war nicht vorherzusagen gewesen. Genausowenig war nun vorherzusagen, ob der zu bauende Shuttle funktionieren würde. Es war nicht einmal geklärt, ob es überhaupt gebaut werden konnte. Denn dazu käme es erst, wenn die Gilde entsprechende Mittel lockermachen würde.
    Wie dem auch sei, sie waren jetzt hier unten. Die

Weitere Kostenlose Bücher