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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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verlorene Erde und den verfehlten Bestimmungsort betrafen.
    Und jetzt forderte die Gilde: Verlaßt diese Welt; zieht nach Maudette und errichtet dort eine Kolonie, während wir uns nach anderen Planetensystemen umschauen, auf die noch niemand Anspruch erhebt – o ja, und so ganz nebenbei: auf diesen neu entdeckten Planeten könnt ihr dann weitere Kolonien errichten und fleißig Vorräte erwirtschaften, damit wir immer genug Treibstoff für unsere Schiffe haben und immer neue Pfründe auskundschaften können. Ihr als unsere Arbeiterdrohnen werdet die dann auch noch für uns ausbeuten; für Generationen eurer Nachkommen bleibt gewiß genug zu tun, denn das All ist groß, und wir von der Gilde werden euch immer wissen lassen, daß wir was Besseres sind.
    Nein, lieber hier sein in kühler Luft unter dunkel werdendem Himmel, deren Himmel, an dem Mirage gerade unterging und Maudette noch nicht aufgetaucht war zur Zeit dieses seltsamen Übergangs von verdämmerndem Tag und heraufziehender Nacht.
    Wahrscheinlich würden sie hier sterben, womöglich früher als gedacht, denn es stand noch so vieles zu befürchten. Eine Mikrobe könnte sie alle im Nu dahinraffen, und vielleicht würden sie dieser Welt und allem, was darin lebte, tatsächlich einen schrecklichen Schaden zufügen.
    Alle Sorgen und Ängste stellten sich wieder ein mit der Dunkelheit, die von den fremden Hügeln herabstieb, und mit ihnen kam das Heimweh. Er wünschte sich, den Angehörigen und Freunden seine Gedanken mitteilen zu können. Wie die Trauer um einen Verstorbenen schmerzte es ihn, als er sich vergegenwärtigen mußte, daß eine Telefonverbindung, wenn überhaupt, nur unter großen Schwierigkeiten herzustellen war und daß noch in den Sternen stand, ob das Shuttle, auf das sie ihre Zukunft setzten, überhaupt jemals gebaut werden würde.
    Nur gut, daß Estevez und Julio mit ihm hier auf Down waren – Gott gebe, daß Julio seinen Schnupfen bald auskuriert hatte. Sie mieden es, über die da oben zu reden, wollten nicht unnötig ins Grübeln geraten. Gemeinsam waren sie zur Schule gegangen und ausgebildet worden; sie kannten sich von Kindesbeinen an. Kein Wunder in der begrenzten Welt einer Raumstation. Früher hatten er und Julio jede Menge Probleme gewälzt. Aber solche Themen waren jetzt tabu. Sorgen zu äußern gehörte sich hier unten nicht. Hier unten war alles prima, keiner hatte Angst, und wenn er einmal nicht beizeiten in die Station zurückgekehrt wäre, würde niemand nervös auf die Uhr schauen. Nun, vielleicht würde Julio ab und zu ans Fenster treten, um nachzusehen, ob er eventuell von einem fliegenden Tier gebissen worden war, das sie noch nicht untersucht und katalogisiert hatten.
    Ian steckte die Hände in die Taschen und schlenderte auf die Baracken zu. Estevez hatte wahrscheinlich schon das Abendessen in die Mikrowelle geschoben und die Zeitschaltuhr so programmiert, daß das Essen bei Einbruch der Dunkelheit fertig sein würde. Feste Essenszeiten gab es nicht; man ging zu Tisch, wenn die Arbeit erledigt war. Was auf die Teller kam, war auch alles andere als verlockend, nämlich immer dasselbe: Tiefkühlkost, Trockenfutter oder Instantbrühe, woran man sich ziemlich schnell leid ißt. Aber an Lebensmitteln mußte halt gespart werden zugunsten der Laborausrüstung. Vielleicht spekulierte die Gilde darauf, daß sie wegen der miesen Ernährung bald das Handtuch werfen und sich von der Aussicht auf ein köstliches Dinner zur Rückkehr in die Raumstation ködern lassen würden.
    Ian hatte seit längerer Zeit einen unangenehmen Kupfergeschmack auf der Zunge, der sich nur durch Süßigkeiten neutralisieren ließ, und davon lutschte er nun jede Menge. Das Zeugs stammte aus den Labors der Raumstation, und er benannte es nach den chemischen Substanzen, aus denen es zusammengesetzt war.
    Was die Versorgung mit Lebensmitteln anging, waren sie von denen da oben nach wie vor total abhängig. Um davon loszukommen, bemühten sie sich eifrig, Pflanzen und Gräser der Umgebung zu analysieren und festzustellen, was sie mit vergleichbaren Arten der Erde gemein hatten und was sie davon unterschied. Die Gilde meinte immer nur pauschal: Laßt die Finger davon, das ist giftig, mischt euch nicht in fremde Ökosysteme ein.
    Von wegen. Ian und seine Kollegen hatten gefunden, wonach sie suchten. Die Gilde würde sich wundern, wenn sie von den Testergebnissen erführe, denn die sprachen für sich: Die Probe enthielt eindeutig bestimmbare, nicht-toxische Stoffe,

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