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Atevi 2 - Eroberer

Atevi 2 - Eroberer

Titel: Atevi 2 - Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Konnte es gar sein, daß Ilisidi von dieser Schwäche wußte und ihn vorsätzlich in die emotionale Falle zu locken versuchte?
    Der Gedanke daran stieß ihn zurück auf die Leerstelle innerhalb der Beziehung zwischen Atevi und Menschen, auf jene Lücke, die wohl nie würde zu überbrücken sein, und so konnte er auch seinen Ärger Jago gegenüber schlucken als typisch menschliche Empfindlichkeit.
    »Sie haben recht«, sagte er, wieder ruhig geworden. »Natürlich kann ich auch hier arbeiten.«
    »Vielleicht war mein Einspruch etwas zu schroff«, meinte Jago.
    »Ach was.«
    »Wie dem auch sei…«
    »Das kommt davon, wenn man jemanden gern mag.«
    Tano zeigte sich irritiert, verstand er doch kein Wort. Bren vermutete, auch Jago verunsichert zu haben, aber auf andere Weise, denn sie wußte, was Menschen unter »gern mögen« verstanden. Das wußte auch Banichi, obwohl er nach wie vor empört auf diese Wendung reagierte und sich dagegen verwahrte, mit einer Süßspeise verwechselt zu werden.
    »Und dann fühlt man sich betrogen, nicht wahr? Das springt dabei heraus«, sagte Jago.
    »Tja, so ist es leider manchmal«, gab Bren zu. »Tano, Nadi-ji, Sie haben die Post sortiert? Was gibt’s? Ist es möglich, daß Sie oder andere einen Teil davon bearbeiten?«
    »Ich habe eine Liste gemacht«, antwortete Tano. »Die meisten Briefe sind besorgte bis wütende Kommentare zu den jüngsten Vorkommnissen. Wenn Sie es wünschen, werde ich veranlassen, daß sie von anderen beantwortet werden, nand’ Paidhi. Vielleicht finden sich hier im Haushalt geeignete Kräfte. Wenn Sie Unterlagen aus Ihrem Büro brauchen, kein Problem. Darum kümmere ich mich dann.«
    Bren war peinlich berührt. Sein Personal hatte alles längst organisiert und gab sich viel Mühe, um seinen Ansprüchen zu genügen, während er vor lauter Schmerzen und Erschöpfung kaum mehr weiter wußte. »Tano-ji, ja, bitte tun Sie das. Mein Siegel und eine Anzahl von Versandzylindern. Dafür wäre ich sehr dankbar. Ich brauche ein Telefon und einen Fernseher. Jago, könnte ich einen Fernseher haben, oder stört ein solcher Apparat womöglich die Harmonie dieser historischen Residenz?«
    »Ich sehe da kein Problem«, antwortete sie. »Ich bin angehalten, den Paidhi mit allem, was er braucht, zu versorgen. Allerdings müssen Wände und Mobiliar unbeschadet bleiben.«
    Unter der Aufsicht hilfsbereiter, wohlgesinnter Diener war er gefangen in einem goldenen Käfig, der an Bequemlichkeiten nichts zu wünschen übrig ließ. Auf Malguri, wo man ebenso besorgt war um die historischen Mauern, hatte er wenigstens ausreiten und mit auf die Jagd gehen können; dort hatte er sich zwar vor dem Personal gefürchtet, aber keine Angst haben müssen, daß seine Berichte in falsche Kanäle gerieten. So wie hier. Das Lächeln der Dienerinnen konnte Bren nicht darüber hinwegtäuschen, daß sie ihn scharf beobachteten und Damiri über alles unterrichteten, was ihnen zu Augen und zu Ohren kam. Und zumindest eine von ihnen – das hatte Ilisidi am Morgen durchblicken lassen – gab Informationen weiter an den Kreis der Gegner und Feinde Tabinis, wozu auch Ilisidi und deren Personal zu zählen war.
    Verlaß war nur auf Jago und Tano. Sie würden ihn nicht hintergehen. Sie wären die letzten, die sein Vertrauen mißbrauchten.
    Vertrauen. Darauf mußte er als Mensch unter Atevi zu verzichten lernen. Er gehörte nicht zu ihrem Man’chi, zur Gruppe, in der Loyalität wichtiger war als Identität. Man respektierte ihn allenfalls als Tabinis Gefolgsmann.
    Wieder einmal verfiel er einer jener depressiven Stimmungen, die sein Pendeln zwischen den Kulturen mit sich brachte. Oder vielleicht waren auch die vielen Medikamente daran schuld. Wie dem auch sei, er durfte jetzt nicht durchhängen; er hatte einen Berg von Arbeit zu erledigen.
    An Tano gewandt, sagte Jago: »Nadi, besorgen Sie jetzt diese Sachen.« Tano machte sich auf den Weg, worauf Bren die Manschettenriemen löste und versuchte, aus dem Mantel zu schlüpfen, denn aus seinem Vorhaben, woanders hinzugehen, wurde ja nun nichts.
    Am liebsten hätte er sich ins Bett gelegt. Aber er mußte ein paar wichtige Telefongespräche führen. Und es wäre wohl auch ratsam, einen Blick in den Krankenbericht zu werfen, um sicherzustellen, daß ihm wirklich bloß Antibiotika zur Einnahme verordnet worden waren. Jago half ihm aus dem Mantel, sehr rücksichtsvoll und behutsam.
    »Ich bin beschämt«, sagte er. Verlegenheit einzuräumen bot sich mitunter als

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