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Athyra

Athyra

Titel: Athyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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gründet uns Furcht.«
    »Was?«
    » Der Turm und der Baum, zweiter Akt, vierter Aufzug. Ist egal. Geh voran.«
    Als sie die Herrschaftsstraße entlangliefen, fragte Vlad: »Was, sagtest du, hast du jetzt vor?«
    »Ich komme gerade von meinem Tag bei Meister Wack nach Hause. Ich bin sein Lehrbursche.«
    »Entschuldige meine Unwissenheit, aber wer ist Meister Wack?«
    »Er ist unser Medikus«, sagte Savn stolz. »Im ganzen Land gibt es nur drei.«
    »Das ist gut, wenn man einen hat. Dient er auch Baron Kleineklippe?«
    »Was? Oh, nein«, antwortete Savn erschrocken. Ihm war nie der Gedanke gekommen, daß der Baron krank werden oder sich verletzen könnte. Obwohl, jetzt, wo Savn darüber nachdachte, möglich war es ganz bestimmt. Er sagte: »Seine Lordschaft, na ja, ich weiß nicht, was er tut, aber Meister Wack ist unserer.«
    Der Ostländer nickte, als sei es die Bestätigung für etwas, das er schon gewußt oder vermutet hatte.
    »Was tust du bei ihm?«
    »Och, so einiges. Heute habe ich Meister Wack bei der Herstellung einer Schiene für den Arm der gnädigen Frau Sullen geholfen und gleichzeitig die Neun Wege zur Ruhigstellung der Gliedmaßen wiederholt.«
    »Klingt interessant.«
    »Und natürlich lerne ich, wie man Geschichten erzählt.«
    »Geschichten?«
    »Natürlich.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    Savn runzelte die Stirn, dann fragte er: »Ein Medikus erzählt doch Geschichten, oder nicht?«
    »Nicht dort, wo ich herkomme.«
    »Im Süden?«
    »Hier und da.«
    »Ach so. Na ja, man erzählt Geschichten, damit der Patient sich im Kopf mit etwas beschäftigen kann, während man ihn behandelt, mußt du wissen.«
    »Das hört sich sinnvoll an. Ich habe selbst schon einige Geschichten erzählt.«
    »Wirklich? Ich liebe Geschichten. Vielleicht könntest du mir –«
    »Nein, das glaube ich nicht. Es waren besondere Umstände. Irgendein Narr hat mich dafür bezahlt, ihm aus meinem Leben zu berichten; warum, habe ich nie herausgekriegt. Aber das Geld stimmte. Außerdem konnte er mich überzeugen, daß niemand davon erfahren würde.«
    »Das tust du also? Geschichten erzählen?«
    Der Ostländer lachte ein bißchen. »Eigentlich nicht, nein. In der letzten Zeit bin ich nur gelaufen.«
    »Irgendwohin oder vor etwas davon?«
    Vlad schaute ihn kurz an. »Eine scharfsinnige Frage. Wie alt bist du? Nein, schon gut. Wie ist denn das Essen so an diesem Ort, zu dem du mich führst?«
    »Zu dieser Jahreszeit gibt es hauptsächlich Salat. Es ist Erntezeit, mußt du wissen.«
    »Oh, natürlich. Daran hatte ich nicht gedacht.«
    Im Gehen schaute Vlad sich um. »Es überrascht mich«, bemerkte er etwas später, »daß diese Gegend hier nie für den Ackerbau freigemacht wurde.«
    »Auf dieser Seite des Hügels ist es zu feucht«, erwiderte Savn. »Der Flachs braucht trockenen Boden.«
    »Flachs? Etwas anderes baut ihr hier nicht an?«
    »Kaum. Nur etwas Mais für die Herden, aber der wächst in dieser Erde nicht gerade gut. Also ist es fast überall Flachs.«
    »Das erklärt es.«
    Sie erreichten die Hügelkuppe, und der Weg führte bergab. Savn fragte: »Erklärt was?«
    »Den Geruch.«
    »Geruch?«
    »Wahrscheinlich Flachsöl.«
    »Oh. Leinöl. Daran habe ich mich wohl gewöhnt.«
    »Das haben sie dann bestimmt auch zu meiner letzten Mahlzeit serviert, einen halben Tagesmarsch nach Osten.«
    »Der Ort heißt Weißfels. Da war ich schon zweimal.«
    Vlad nickte. »Im Eintopf habe ich den Geschmack nicht bemerkt, aber der Salat bekam davon eine interessante Note.«
    Savn glaubte, eine Spur Ironie in der Stimme seines Begleiters zu entdecken, aber er war sich nicht sicher. »Manche Flachsarten werden zum Kochen verwendet, andere benutzen wir, um Leinen daraus zu machen.«
    »Leinen?«
    »Ja.«
    »Ihr kocht mit demselben Zeug, aus dem ihr Kleider macht?«
    »Nein, nicht mit demselben. Die sind unterschiedlich.«
    »Dann haben sie bestimmt einen Fehler gemacht«, meinte Vlad. »Das würde den Salat erklären.«
    Savn schaute zu ihm rüber, war sich aber weiterhin unsicher, ob Vlad scherzte. »Den Unterschied merkt man leicht«, sagte er. »Wenn man die Ähren zusammenschichtet und in die Fässer im Kühlhaus legt, dann schmilzt der richtige, echte Salatflachs –«
    »Ist schon gut«, unterbrach Vlad. »Man kann es bestimmt erkennen.«
    Zwei Jheregs flogen von einem Baum los und verloren sich im Wald vor ihnen. Savn überlegte, ob es wohl dasselbe Paar war, das er zuvor gesehen hatte.
    Sie erreichten den letzten Hügel vor Tems Haus.

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