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Athyra

Athyra

Titel: Athyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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hier oben stieß der Wind umher; jene dort unten etwas, das bestimmt dem Wind ganz ähnlich war, aber vielleicht schwieriger zu erkennen.
    Sie selbst stieß der Wind nicht umher, und er trug sie auch nicht; vielmehr glitt sie um ihn herum und durch ihn hindurch. Man sagt, daß Segler nie die See verhöhnen, doch sie verhöhnte die Winde.
    Von unten rief sie ihr Geliebter, und es war dieser merkwürdige Ruf, jener Ruf, den sie in all den Jahren nie verstanden hatte. Es ging nicht um Nahrung, noch Gefahr oder Paarung, wenngleich er allen diesen ähnelte; dieser Ruf war vollkommen anders, ein Ruf, mit dem ihr Geliebter sagte, sie müssen etwas für den Versorger tun. Sie verstand nicht, was ihren Geliebten an den Versorger band, doch gebunden war er, und er schien es auch so zu wollen. Für sie ergab das keinen Sinn.
    Dennoch antwortete sie, weil er gerufen hatte und weil er immer antwortete, wenn sie rief. Dabei ging es ihr nicht um Gerechtigkeit, aber etwas ganz Ähnliches flüsterte durch ihre Gedanken, während sie sich drehte, den Atem anhielt und die Wölkendecke nach unten wieder durchschnitt, einen Aufwind und einen Wirbel verspottete, die sie nicht brauchte. Ihr Geliebter wartete, und seine Augen funkelten auf diese geheimnisvolle Weise.
    Sie sah den Versorger, bevor sie ihn roch, doch sie war sich nicht bewußt, daß sie ihren Geliebten sah, hörte oder roch; sie wußte ganz einfach, wo er sich befand, und so trafen sie sich, sanken herab, bedienten sich der Luft gemeinsam, um neben dem kurzen, struppigen, weichen Hals des Versorgers zu landen und seiner Wünsche zu harren, denen sie volle Achtung und zumindest ein wenig Bedacht schenken würden.

 
     
ICH HEIRATE KEINEN DIENERSMANN,
ICH HEIRATE KEINEN DIENERSMANN,
WEIL ICH DIE ARBEIT NICHT LEIDEN KANN.
HEISSA HEISSA BUM BUM!
EINS NACH VORN …
     
     
    Am nächsten Tag war Endwoche, und die verbrachte Savn daheim mit der Herstellung von Seife, welche er direkt aufbrauchte, wie er im stillen feststellte, allerdings mit gewisser Befriedigung, weil das Fensterbrett und die Vorratsgläser sich in der blankgeputzten Kochstelle spiegelten und die gußeiserne Pumpe über dem Spülstein ein mattes Funkeln abgab. Beim Putzen kehrten seine Gedanken zu dem Erlebnis vom Vorabend zurück; doch je mehr er darüber nachdachte, desto weiter entglitt es ihm. Irgend etwas war gewiß geschehen. Weshalb fühlte er sich nun nicht anders?
    Allmählich ging ihm auf, daß er es tat – daß er, beim Putzen, immerzu dachte: Womöglich mache ich dies hier jetzt zum letztenmal. Solche Gedanken waren ihm aufregend und beängstigend zugleich, bis ihm klar wurde, daß er für gründliches Aufräumen zu abgelenkt war, worauf er sich anstrengte, den Vorfall gänzlich aus den Gedanken zu verbannen und sich einfach auf seine Arbeit zu konzentrieren.
    Als er dann fertig war, verfügte der gesamte Kühlkeller über frische Zauber gegen Ratten und Ungeziefer, war das frische Essen im Speiseschrank nach hinten geschoben, die neuen Vorräte in ihren Behältern hinter die alten geordnet worden, und alles war bereit für die Einkäufe, mit denen sie am Abend heimkommen würden. Seine Schwester war im Kochzimmer beschäftigt, während Mä draußen zugange war und Pä im Schlafzimmer und unter dem Dach saubermachte.
    Savns Arbeit war um die vierzehnte Stunde am Morgen erledigt, die anderen waren eine halbe Stunde nach ihm fertig, so daß man kurz vor dem Mittag eine kleine Mahlzeit aus Maisbrot und gelber Paprikasuppe zu sich nahm und danach Glina und Ticki vor den Karren spannte und sich in die Stadt aufmachte. Die notwendigen Einkäufe erledigten sie immer in der gleichen Reihenfolge, dabei kreisten sie enger und enger um Tems Haus, wo sie die einzige gekaufte Mahlzeit der Woche zu sich nahmen, dazu Bier für Mä, Pä und seit einer Weile auch für Savn und Rote-Beete-Saft für Polyi, während sie den Bauern zuhörten, die sich darüber stritten, ob der leichte Trocknungszauber niedrigere Erträge und schlechtere Ernte einbrächte oder vielmehr den Flachs auf lange Sicht widerstandsfähiger machen würde. Diejenigen in Savns Alter mischten sich dann ein, hörten zu und warfen gelegentlich Witze ein, die sie vor ihren Eltern oder den Altersgenossen des begehrten Geschlechts schlau dastehen lassen sollten, ausgenommen jene, die ein Handwerk erlernten, denn die saßen für sich in einer Ecke und tauschten Geschichten aus, was ihre Meister ihnen in jener Woche aufgebürdet hatten. Savns Freunde

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