Atlan 014 - Der Tempel des furchtbaren Gottes
Menschen. “Mein Geschäftspartner und ich”, sagte Tekener dem Kommandanten, “werden
auf dem solaren Mars von Bord gehen und anschließend mit der PAGODA starten, um
einen wichtigen Informanten zu treffen. Geben Sie nur den Leuten Landurlaub, die im
Solsystem nicht steckbrieflich gesucht werden.”
“Jawohl, Sir!” donnerte Hyk Gratp, der epsalische Kapitän der MARSQUEEN.
“Ich kenne meine Pappenheimer.”
Rogo Tschatus, der Erste Offizier, von der Besatzung heimlich der “unterernährte
Riesenaffe” genannt, grinste verstohlen. Es war, was niemand außer Grato selbst,
Tekener und Kennon wußte, ein Grinsen des Zusammengehörigkeitsgefühls. Kapitän
und Erster Offizier der MARSQUEEN wiesen offiziell ein langes Vorstrafenregister auf,
waren jedoch in Wirklichkeit bewährte Spezialisten der USO.
“Und falls es den Armleuchtern von der Hafenkontrolle”, fuhr Tekener fort,
“einfallen sollte, das Schiff inspizieren zu wollen, so weisen Sie sie auf meine
Marslizenz und meine weitreichenden Beziehungen hin.”
“Wird gemacht, Sir”, grollte die tiefe Stimme des Epsalers. “Ich werde den
Schnüfflern eigenhändig die Gräten brechen.”
D’Arbussew, Cheffunker der MARSQUEEN und auf insgesamt siebzehn Welten
wegen Menschenschmuggel gesucht, nahm seine zerbissene Stummelpfeife aus dem
Mund und lachte.
Hyk Grato fuhr zu ihm herum.
“Im Dienst lachen Sie nur auf meinen Befehl!” brüllte er ihn an. “Die
MARSQUEEN ist kein Amüsierkabinett!”
D’Arbussew zog unwillkürlich den Kopf ein. Ein gehässiges Funkeln trat in seine
Augen. Aber er erwiderte:
Gottes
“Jawohl, Sir.”
Rogo Tschatus erhob sich von seinem Platz. Es hatte wie immer den Anschein, ‘als wüchse er ins Unendliche. Zwei Meter groß, überschlank und knochig gebaut und von der Natur mit zwei bis in die Kniekehlen hängenden behaarten Armen gestraft, sah er tatsächlich aus wie ein unterernährter Riesenaffe.
“Ich mache mich’ inzwischen landfein.” Er sah den Kapitän stirnrunzelnd an. “Es war ja abgemacht, daß ich diesmal mit dem ersten Landurlaub drankomme, klar?”
“Klar!” dröhnte Grato und grinste. “In Marsport gastiert zur Zeit eine Kuriositätenschau; da kommen Sie gerade richtig.”
Tschatus spie aus, wandte sich ab und schlurfte davon.
Hyk Grato gab ein bedrohliches Knurren von sich und schimpfte über unnütze Fresser an Bord, die man am besten im Raum ausschleusen sollte, ohne Raumanzug.
“Kümmern Sie sich lieber um die nächste Linearetappe!” fuhr Ronald Tekener ihn an und produzierte sein allgemein gefürchtetes Lächeln, das ihm den Beinamen “Smiler” eingetragen hatte.
Grato zuckte zusammen, scheinbar eingeschüchtert.
“Jawohl, Sir”, erwiderte er mit merklich gedämpfter Lautstärke. “Letztes Linearmanöver beginnt in vierzig Sekunden. Noch anderthalb Stunden bis zur Ersten Identifikationsschale.”
Die MARSQUEEN tauchte in jenes seltsame Zwischenkontinuum ein, das zwar zur Raumfahrt benutzt wurde, aber noch weitgehend unerforscht war.
Als sie anderthalb Stunden später ins vierdimensionale Raum-Zeit-Kontinuum zurückfiel, stand in drei Strich Backbord nach Rot ein terranischer Wachkreuzer.
Kapitän Grato aktivierte den vorprogrammierten Kodeimpuls, wurde nach dem Ziel der MARSQUEEN gefragt und durfte passieren. Mit einem Kurzlinearmanöver stieß das Schiff ins Solsystem hinein und kehrte zwischen Mars und Jupiter in den Normalraum zurück. Ohne Einflugerlaubnis wäre im gleichen Augenblick ‘die nächststehende Transformplattform in Aktion getreten und hätte die MARSQUEEN in eine Wolke glühender Gase verwandelt.
Langsam kam der vierte Planet des Solsystems näher, ehemals der rote Planet genannt, heute eine grüne Oase im Weltraum, mit einer künstlich erzeugten atembaren Sauerstoffatmosphäre und einem Energieschirm, der die in den Raum drängenden Luftmoleküle zurückstieß. Die Schwerkraft des Mars reichte allein nicht aus, um die Luftmoleküle am Entweichen zu hindern.
D’Arbussew meldete die MARSQUEEN :beim Kontrollturm des Handelshafens von Marsport an und erhielt einen bevorzugten Landeplatz zugewiesen. Tekener pflegte einigen wichtigen Beamten des Kontrollturms jeden Monat Schmiergelder überweisen zu lassen. Auch das gehörte zur Wahrung seines Images. Da man weder alle wichtigen Hafenbeamten auf Mars von der USO oder der SolAb stellen konnte noch sie in Tekeners und Kennons Geheimnis einweihen durfte, hatte man vor einigen Jahren eigens die Dienstbestimmungen geändert und
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