Atlan 014 - Der Tempel des furchtbaren Gottes
der Nachricht über den zweiten Transmitterunfall während eines Orientierungsmanövers ihres Raumschiffes MARSQUEEN eingeholt. Die Meldung kam—wie üblich—als kodierte Wirtschaftsinformation herein. Kurz darauf saßen die beiden Spezialisten in ihrem mehrfach abhörsicheren Raum zusammen. “Atlan selber will auf Sergschema nachforschen”, murmelte Tekener und zerknüllte die Folie mit der dekodierten Meldung. Sein Gesicht wirkte finster, “Ob die Außergalaktischen dafür verantwortlich sind?”
“Sie scheinen ihre Finger oder Tentakel in mehr Angelegenheiten zu haben, als
wir vermuten”, gab Kennon nachdenklich’ zurück. “,Es wird höchste Zeit, daß wir mehr
über die heimlichen Herren der Condos Vasac erfahren.”
Tekener lächelte humorlos.
“Dazu werden wir bald Gelegenheit bekommen, nehme ich an.”
Er ging zum Getränkeautomaten und wählte einen doppelten Whisky, trank ihn
auf einen Zug aus und- füllte das Glas zum zweitenmal. Dann zündete er sich eine
Zigarette an und kehrte an den Tisch zurück.
“Erstickung infolge ungenügender Lungenkapazität und fehlender
Atemsteuerung”, zitierte er aus dem Bericht des Hauptquartiers. “Was fühlt man als
Opfer eines Transmitterunfalls’ vor seinem. Tod?”
“Panik”, antwortete—der Halbroboter lakonisch.
“Scheußlich! Was wollen die Außergalaktischen in unserer Milchstraße? Suchen
sie Lebensraum? Unwahrscheinlich. Es sei denn, sie haben ihre Galaxis wegen einer
Bedrohung verlassen müssen. Ansonsten bietet jede Sterneninsel überreichen
Lebensraum für alle Arten, die sie hervorgebracht hat.”
“Wu war zuerst da, die Condos Vasac oder das Fremde?” fragte Kennon sich
selbst. “Haben die Unbekannten die CV nur als willkommenes Werkzeug benutzt oder
waren sie die Gründer des galaktischen Syndikats? Ist ihre Technik der unseren
überlegen, gleichwertig oder unterlegen?”
“Wie mögen nie aussehen”, überlegte Tekener laut. “Humanoid, wie Quallen,
Kraken oder Insekten? Verdammt, noch nie haben wir über einen Gegner so wenig
gewußt wie über sie!”
Sinclair Marout Kennon lächelte unergründlich.
“Sie scheinen über uns ebenfalls sehr wenig zu wissen, Partner, sonst würden
sie nicht unsere Kreise stören. Das ist noch keinem Gegner bekommen.” Ronald Tekener lachte wütend.
“Es kann auch sein, daß sie sich für unbesiegbar halten. Ich brenne darauf,
ihnen zu beweisen, daß es keine unbesiegbare Macht gibt.”
“So ist es recht, Partner”, sagte Kennon sarkastisch. “Immer voller
Siegesgewißheit und Tatendurst. In deinem Interesse hoffe ich, daß die
Außengalaktischen davon gehört haben, daß ein Ronald Tekener unbesiegbar ist.” Der Oberstleutnant winkte ab. Sein Gesicht hatte sich gerötet, und die Narben
der gefürchteten Lashat-Pocken hoben sich bläulich-weiß ab. In diesem Moment wirkte
er wie Satan persönlich. Die Wut in ihm war wie ein Vulkan.
Er kämpfte einige Minuten lang mit sich, dann entspannte er sich wieder. Die
Gottes
hektische Röte seines Gesichts klang ab, und die Pockennarben waren wieder nur bleiche Inseln in straff gespannter, leichtgebräunter Haut.
“Hoffentlich hat das Hauptquartier inzwischen die exakten Positionsdaten von
Gaktschem ermittelt. Tschen Baharks Angaben waren etwas zu dürftig.”
“Aber gerade deshalb glaubwürdig”, fiel Kennon ein. “Wäre das Gaktschem
System oder der Planet Bara-Tonani eine Falle, hätte Bahark die genauen Daten
gewußt.”
Sie verließen ihren abgeschirmten Raum und kehrten in die Kommandozentrale
der MARSQUEEN zurück. Als sie dort ankamen, hatte der Kommandant gerade das
zweite Orientierungsmanöver eingeleitet. Das Schiff befand sich nur noch
zweitausendvierhundert Lichtjahre vom Solsystem entfernt, gewiß nicht für alle
Besatzungsmitglieder ein angenehmes Gefühl. Die meisten Männer der
sechzigköpfigen Besatzung waren Gauner, die von der Polizei einiger Sonnenysteme
gesucht wurden. Einige waren sogar mit den Gesetzen des Solaren Imperiums kollidiert
und hätten auf keinem Planeten Sols das Schiff verlassen können, ohne sofort verhaftet
zu werden.
Aber Tekener und Kennon hatten sich gerade diese bunt zusammengewürfelte
Besatzung ausgesucht, um jenes abenteuerlich-verbrecherische Image zu wahren, das
sie für die Condos Vasac vertrauenerweckend machte. Auch die Psychologen des
galaktischen Verbrechersyndikats urteilten nach dem Grundsatz: Sage mir, mit wem clu
umgehst, und ich sage dir, wer du bist. Schließlich waren auch sie
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