Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen
die einiger anderer hoher Beamter. Das heißt, der Weg dorthin dürfte nicht allzu schwierig sein. Wer hat schon Lust, sich täglich besonders komplizierten Schutzvorkehrungen zu unterziehen?
Ich zog einen kleinen Massetaster aus meiner Overalltasche, richtete die Ortung aus und betrachtete staunend das Ergebnis. »Dort vorne ist nichts. Der Gang führt weiter.«
»Also müssen wir nur irgendwie diese Mauer umgehen.«
»Dort ist nichts «, wiederholte ich nachdrücklich. Ich ging los, versuchte die optische Wahrnehmung zu ignorieren. Ohm zerrte ich mit mir, denn wir durften den Körperkontakt nicht verlieren, um beide weiterhin durch das Deflektorfeld geschützt zu sein.
Seine Augen weiteten sich verblüfft, und mich durchfuhr ein unangenehmes Gefühl … Dann durchstießen wir die virtuelle Mauer.
Keine sehr effektive Schutzmaßnahme , kommentierte der Extrasinn.
Das sollte es wohl auch gar nicht sein. Man rechnete nicht damit, dass jemand mit feindlicher Absicht bis hierher vordringen könnte; dazu war das Handelskonsulat als Ziel zu unbedeutend. Die holografische Vorgaukelung einer Wand diente lediglich dazu, etwas Verwirrung zu stiften oder zu verhindern, dass irgendjemand, der sich zufällig hierher verirrte, weiterging – immerhin stand dieser Bereich theoretisch jedem Besucher offen, wenn auch in diesem und den drei darunter liegenden Stockwerken keine Büroräumlichkeiten mehr existierten und es somit auch keinen Grund gab, so weit vorzudringen.
Ein wirkliches Hindernis für ungebetene Gäste bildete eher der Antigravschacht, der als einziger Weg weiter nach oben führte.
Denn dieser war, wie eine rot blinkende Warnlampe uns Sekunden später signalisierte, abgeschaltet. Wer, ohne ihn vorher zu aktivieren, in den Schacht trat, würde in die Tiefe stürzen. Selbst mit einem Flugaggregat wäre der Weg nach oben unmöglich, wie mir ein einziger Blick bewies, als ich den Kopf in den Schacht reckte. Ein flirrendes Energiefeld versperrte schon nach einem Meter den Weg.
Ich zückte den Dekoder, ein handliches, kaum faustgroßes Wunderwerk modernster Technik. Ich hielt es vor den Touchscreen, in den der Aktivierungskode eingegeben werden musste.
Der Dekoder trat in Aktion, scannte den Touchscreen und die dahinter liegende Technik. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis mir das Gerät den aktuellen Zugangskode lieferte. Er lautete Bonnard .
Ein eigenartiges Wort. Der Logiksektor lieferte mir sogleich die Information, dass Bonnard zum einen eine altlemurische Bezeichnung für den Beginn einer Weltenschöpfung darstellte, zum anderen den frühlepsotischen Begriff für Karriere bildete.
Ich dachte nicht weiter darüber nach, tippte das Wort in die Tastatur des Touchscreens und hoffte, dass keine zusätzlichen Sicherungen existierten.
Meine Hoffnung erfüllte sich. Das rote Blinken erlosch, aus dem Antigravschacht summte es für einige Augenblicke. Sonst änderte sich nichts.
»Gehen wir«, sagte ich. Bislang verlief unser Vordringen erstaunlich problemlos. Wir schwebten nach oben. Zehn Stockwerke weit. Dann verließen wir den Schacht und befanden uns dort, wo sich normalerweise nur Konsul Hoffins und seine Gäste aufhielten. Falls er überhaupt Gäste empfing.
Der Schacht führte in einen winzigen Raum, hinter dem Schott lagen die Privaträume meines Feindes.
Das weitere Vorgehen war genau abgesprochen. Wir zogen unsere Strahler. Mit etwas Glück war Hoffins anwesend. Dann wäre ein Vordringen in die eigentliche Zentrale der Schwarzen Garde nicht notwendig.
Ich richtete den Dekoder auf das Kodeschloss. Diesmal dauerte es merklich länger, bis das Kodewort Konaki geliefert wurde.
Wenig später zischte das Schott zur Seite, und wir betraten Hoffins’ Allerheiligstes.
Weiträumig.
Dieses Wort beschrieb meinen ersten Eindruck am besten. Gemächer war für Hoffins’ Wohnung keine übertriebene Bezeichnung. Die Architektur war dermaßen verschwenderisch, dass ich glaubte, in einer Repräsentationszwecken dienenden Empfangshalle zu stehen.
Hoffins schien eine Schwäche für die Farbe Blau zu besitzen; wohin ich auch sah, war diese Farbe allgegenwärtig. Ein sinnverwirrendes blaues Muster an den weißgetünchten Wänden. Blaue Akzente auf dem Boden. Blaue Lichteffekte durch die Beleuchtungsanlage.
Und das blau flirrende Abstrahlfeld eines Transmitters am anderen Ende der Halle.
Das roch nach einer Falle. Als wolle man es uns allzu leicht machen. Warum sollte das Feld aktiviert sein, obwohl wir – so das
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