Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen
wenn wir das dank des Würfels überleben, werden wir dort unten auffallen … und der Rückweg ist ausgeschlossen. Der Transmitter bildet den einzigen Ausgang, und es braucht nur jemand an der Gegenstation in Hoffins’ Wohnung auf uns zu warten und uns mit einem lang gezielten Strahlerschuss zu empfangen.« Er klatschte in die Hände. »Das war’s dann für die Eindringlinge.«
»Mit Pessimismus hat noch niemand einen Agenteneinsatz überstanden«, tadelte ich.
»Pessimismus? Wohl eher Realismus. Man muss die Gefahr kennen, um ihr zu trotzen!«
»Eine hervorragende Antwort.« Ich staunte, als die beiden terranischen Jogger erneut an uns vorbeizogen. Sie hatten den See rasch umrundet. Diesmal beachtete uns die Frau nicht. »Sie haben übrigens den gefährlichsten Moment auf den Punkt gebracht, Ohm. Die Rückkehr aus der Zentrale in die Privatwohnung des Konsuls.«
Wenn wir dann noch am Leben sind , prognostizierte der Extrasinn düster. Die Chance dafür liegt bei eins zu …
Das will ich gar nicht wissen!
»Und deshalb«, fuhr ich laut fort, »werden Sie nicht mit in die Zentrale gehen, sondern mir den Rücken decken.«
»Ich bleibe in Hoffins’ Privatgemächern?«
»Wenn jemand dorthin vordringt, schalten Sie ihn aus.« Ich erhob mich, fasste in eine der Taschen des Overalls, den ich inzwischen gereinigt hatte und der nur noch geringe Spuren des Attentats auf dem Raumhafen Pynko Taebellu trug. Meine Finger umschlossen den Würfel. »Gehen wir.«
Ohm und ich hielten Körperkontakt, die unabdingbare Voraussetzung dafür, dass das Deflektorfeld uns beide umspannte.
Wir näherten uns dem offiziellen Eingang ins Handelskonsulat. Die erste Bewährungsprobe stand unmittelbar bevor.
Zwei Wachen lauerten vor dem protzigen Eingangsbereich, der sich in Form einer gläsernen Riesenmuschel an das Hochhaus schmiegte. Wir stoppten nur wenige Meter von ihnen entfernt.
Inzwischen hätten die Überwachungssysteme längst Alarm schlagen müssen. Ein herkömmlicher Deflektor wäre geortet worden, ebenso das kleine, aber exquisite Waffenarsenal, das wir mit uns führten.
Doch nichts geschah.
Die Wachen – Kolonialterraner mit beeindruckender Schulterbreite – unterhielten sich. Niemand außer uns befand sich in der Nähe, und für die Wachtposten waren wir unsichtbar.
»Ich kann’s kaum erwarten, bis die Schicht endlich vorbei ist«, sagte der, der rechts von uns stand.
Der andere pfiff und grinste schmierig. »Hast du wieder ein Rendezvous mit dieser arkonidischen Wuchtbrumme?«
»Darauf kannst du wetten.« Er hob beide Hände und legte andächtig die Fingerspitzen aneinander. »Und sie ist fällig!«
Wir betraten die Empfangshalle.
Noch immer gellte kein Alarm. Keiner der Sensoren hatte unser Eindringen registriert. So einfach war es also trotz aller Sicherheitsmaßnahmen, Waffen einzuschmuggeln.
Wir gingen zielstrebig in Richtung der Antigravschächte.
Angehörige verschiedener Völker eilten durch die Halle. Es herrschte geschäftiges Treiben. Ein hilfesuchender Topsider debattierte mit einem Arkoniden, der den einzigen Informationsschalter besetzte.
Wir erreichten den Antigravschacht und schwebten in die Höhe. 150 Stockwerke waren frei erreichbar, dann endete der öffentlich zugängliche Bereich. In die obersten Geschosse, die unter anderem der Konsul Artemio Hoffins bewohnte, konnte man nicht so einfach hineinspazieren.
Die dorthin führenden Lifte waren kodegesichert.
Wir gingen noch immer unentdeckt durch den in völliger Stille liegenden Hauptkorridor des 150. Stockwerks.
Ohm besaß einen Plan des Bauwerks. Dieses Dokument war unbezahlbar, und auf die Frage, wieso es sich in seinem Besitz befand, hatte er ausweichend geantwortet. Das Einzige, was ich ihm hatte entlocken können, war die lapidare Bemerkung, der Plan sei ihm im Zuge seiner besonderen Kontakte mit dem ehemaligen Thakan Tasamur in die Hände gefallen.
Der Plan führte uns in einen abgelegenen, kaum erhellten Bereich dieses Stockwerks – und in eine Sackgasse. Der Gang endete ohne ersichtlichen Grund; direkt vor uns ragte eine graue Wand auf.
»Hier müsste es weitergehen«, flüsterte Ohm. »Laut des Plans existiert hier keine Abtrennung.«
»Wo genau befindet sich der Schacht, der weiter nach oben in die Privatgemächer führt?«
»Etwa drei Meter von hier.« Er verzog das Gesicht. »Genau hinter dieser Wand.«
Denk nach , forderte der Logiksektor. Der Weg führt in die Privatgemächer deines Feindes Hoffins und in
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