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Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen

Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen

Titel: Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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geschliffener Kunstlinsen erzielte. Decaree war Terranerin, und zwar die hübscheste, die ich in der langen Zeit gesehen habe, seit ich dieses Volk kenne.
    Eine sehr lange Zeit.
    Die hübscheste Terranerin aller Zeiten , kommentierte der Extrasinn bissig. So spricht ein verliebter Narr.
    Verliebt? , wies ich diese ungeheure Anschuldigung spöttisch ab.
    Wieso sollte gerade Decaree die Hübscheste sein? Und nicht vielleicht die Mona Lisa? Oder eine der vielen anderen, mit denen du im Lauf der Jahrhunderte auf Terra das Bett geteilt hast? Nur weil sie die Aktuelle ist?
    So etwas verstehst du nicht. Logik ist nicht alles.
    Und das sagst du gerade zu deinem Logik sektor .
    Ich war es gewohnt, mit meinem Extrasinn zu diskutieren – was sich meist als fruchtlos erwies – und gleichzeitig eine verbale Unterhaltung zu führen.
    »Nun ja«, meinte Decaree, »der Vorteil kommt genauer gesagt uns beiden zugute.«
    »Na, da bin ich aber gespannt.«
    Wir schwebten in einem Antigravschacht aufwärts. Sehr weit aufwärts. Da wir uns in raschem Tempo bewegten, schätzte ich, dass wir uns bereits mehr als zwei Kilometer von der Zentrale entfernt hatten, dem Rand des ausgehöhlten Asteroiden entgegen.
    »Was glaubst du?« Sie kaute auf ihrem Zeigefinger, legte den Kopf leicht schief und sah mich von unten her an. Eine neckische, provozierende Gestik.
    »Ist das eine philosophische Frage? Also ich habe jede Menge Glaubensrichtungen kennen gelernt. Alleine auf deinem Heimatplaneten existieren …«
    Sie boxte mir gegen die Schulter. »Was vermutest du, wohin ich dich führe?«
    Ich dachte nach. Ganz sicher führte dieser Weg weder zu ihrem Privatquartier noch zu meinem. Auch keiner der botanischen Gärten oder eines der sonstigen Erholungszentren kam in Frage. In dieser Richtung lagen technische Zentren, Lagerhallen und … Natürlich! »In eine Extrem-Trainingshalle.«
    Sie schnalzte mit der Zunge. »Bingo!«
    »Weißt du überhaupt, was dieses Wort bedeutet?«
    »Mir ist nicht nach Sprachforschung zumute, Herr Lehrmeister.«
    Ich hob die Schultern und setzte dennoch zu einer Erklärung an. »Es bezeichnete ursprünglich ein altterranisches Spiel, übrigens die Urform des heutigen Djake. Dabei kam es darauf an …«
    Sie schlüpfte aus ihrem bunten T-Shirt und schlang es mir von hinten um den Hals. »Lehre mich lieber andere Dinge«, hauchte sie.
    »Wie du meinst.« Ich blickte ihr in die Augen. »Allerdings frage ich mich, ob es deiner Autorität als meiner Stellvertreterin dienlich wäre, wenn dir irgendwelche Untergebenen über den Weg laufen, während du halb nackt deine ganz entzückenden Brüste präsentierst.«
    »Entzückend?«, brauste sie auf. »Etwas anderes fällt dir nicht ein, wenn …« Sie straffte ihren Oberkörper.
    Ich zupfte ihr T-Shirt von meinen Schultern, streckte den Arm und schleuderte es in den abwärts gepolten Teil des Antigravschachts. Rasend schnell verschwand es unter uns.
    Sie blickte dem Kleidungsstück nach. »Ich sagte dir doch, dass ich meine Kompetenzen in unverschämter Weise ausgenutzt habe. Dieser ohnehin wenig frequentierte Bereich von Quinto-Center ist evakuiert, und den Extrem-Trainingsraum, den du so messerscharf als unser Ziel erkannt hast, habe ich etwas umstrukturiert. Die Holoerzeuger und Schwerkraftprojektoren schaffen eine … hm … etwas andere Umgebung als gewohnt.«
    »Ich bin gespannt.«
    »Das kannst du auch«, versicherte sie mir. »Und jetzt raus hier!«
    Sie packte mich an der Hand, und gemeinsam hüpften wir aus dem Antigravschacht. Wir hatten die Zielebene erreicht.
    Ein menschenleerer Korridor erstreckte sich vor uns. Nüchterne Bauweise herrschte vor. Alle paar Schritte erhellten in die Decke versenkte Lichtquellen den Korridor schattenlos. Hin und wieder zweigten Türen ab.
    Es hätten die Meisterwerke terranischer Künstler aus zwölf Jahrhunderten die Wände des Korridors schmücken können, ohne dass ich mich einen Deut darum geschert hätte. Sogar die von meinem Extrasinn so pointiert ins Spiel gebrachte Mona Lisa hätte gegen den Anblick der halb nackten Decaree keine Chance gehabt. Höchstens altarkonidische Kunstwerke aus …
    »Hier«, riss mich Decaree aus den müßigen Gedanken und ergänzte: »Honigkuchenpferd.«
    Ich sah sie sprachlos an.
    Das Schott zu dem von ihr präparierten Trainingsraum schob sich leise zischend beiseite. »Ich habe in deiner Abwesenheit Terranische Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts studiert. Eines der damals populärsten Werke war

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