Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit
unübersehbar. Geschäftige Betriebsamkeit herrschte zwischen und unter den Raumern.
Neife tippte an ihr Ohrläppchen. »Fall Laurin«, sagte sie. »Autorisation Efine Diivars, theta-leda-epsilon.«
»Damit erhalten wir die vollständige Bewegungsfreiheit auf dem gesamten Gelände«, erklärte sie, nach hinten gewandt.
»Ich dachte, Ihre Privilegien wären längst annulliert«, sagte ich.
»Ich kenne nicht nur etliche Geheimnisse, ich habe selbst auch ein paar«, erwiderte sie mit einem angespannten Lächeln.
»Wer ist Efine Diivars?«
»Sagen wir: eine gute Freundin? Bei Ihnen nennt man das soweit ich weiß eine Charaktermaske .« Sie drehte sich wieder nach vorn.
Das Peilsignal, optisch auf einem Monitor blinkend, hatte seine rasende Fahrt inzwischen beendet; es bewegte sich kaum noch. Nastase hatte offenbar die Gegenstation der Pneumobahnverbindung erreicht.
Die positronische Kontrolle am Portal erzeugte mit schwebenden Pfeil-Hologrammen eine separate, grünmarkierte Einflugschneise und gab den Einflug für unseren Gleiter frei. Wir wurden damit bevorzugt behandelt und zogen an etlichen anderen wartenden Maschinen vorbei.
Shaef’al ben Rudir steuerte den Gleiter durch ein riesenhaftes Spitzbogenportal. Er bog scharf nach rechts, passierte mehrere Verwaltungsgebäude und nahm Kurs auf die robotische Frachtabfertigung. Vier etwa einen Kilometer entfernt gelandete Springerwalzenraumer lagen links im Dunst des Nachmittags. Ein steter Strom von Lastgleitern und Verladerobots pendelte zwischen den Schiffen und den Abfertigungsgebäuden hin und her. Ben Rudir wich einem schweren Cargoschlepper aus und raste an einer Ansammlung von gedrungenen Lagersilos vorbei. Nach einer breiten Schneise, in der ebenfalls grellgelbe Cargoschlepper verkehrten, erreichten wir das Freifeldlager. Hexagonale Raumfrachtcontainer stapelten sich hier, zu grotesken Mauern geschichtet, in Hunderten von Reihen. Hinter den Containerwällen ging der USO-Spezialist tiefer. Ein freier Platz öffnete sich, hinter dem sich ein Dutzend oder mehr gewaltige Hangartore erhoben, jedes groß genug, um einen leichten Kreuzer oder ein mittelschweres Impulstriebwerk passieren zu lassen.
Eine dagegen kleine, unscheinbare Baracke stand ganz am diesseitigen Ende der Hangarphalanx.
Eine Frachttür schwang nach oben.
Zwei Gestalten traten ins Freie. Sie orientierten sich kurz. Dann liefen sie auf einen in einiger Entfernung abgestellten Cargoschlepper zu, dessen vier mehrfach geknickte Traktorarme aussahen wie die Beine eines tot auf dem Rücken liegenden Riesenkäfers.
Shaef’al ben Rudir schnitt ihnen den Weg ab. Er brachte unseren Gleiter mit einer Gewaltlandung zwischen den beiden Männern und dem monströsen Schlepper zum Stehen. Sein gewagtes Manöver hätte ihm mit Sicherheit einen anerkennenden Schulterschlag von Reginald Bull eingetragen.
Wir flankten aus den Türen, die Waffen im Anschlag. Nur die kampfunerfahrene Ti Sun blieb im Schutz des Gleiters zurück. Der Wabyren schlängelte sich an Triliths Seite.
»Bleiben Sie stehen!«, rief ich. »Geben Sie auf, Nastase. Ihr Höhenflug ist vorbei!«
Die beiden Männer verharrten etwa 20 Meter von uns entfernt. Nastase trug nicht mehr seine festliche Kleidung, sondern inzwischen einen Kampfanzug. Der unscheinbare Mann neben ihm wirkte unsicher. Er war unbewaffnet, soweit ich es zu erkennen vermochte. Es sei denn, in dem Koffer, den er bei sich führte, war eine Waffe verborgen.
»Verschwinden Sie!«, forderte Ponter Nastase.
»Sonst was?« Neife Varidis ging langsam auf den hageren Mann zu.
Trilith setzte sich sofort in Bewegung und schloss zu ihr auf.
Seite an Seite verringerten sie die Distanz bis etwa zur Hälfte der Strecke. Beide Frauen hielten ihre Kombistrahler auf die Männer gerichtet. Ihre Drohgebärde war unmissverständlich.
»Ms. Varidis«, sagte Nastase lächelnd. Sein Kombistrahler steckte im Gürtel. Er hielt beide Hände offen sichtbar. Er deutete eine Verbeugung an. »Wie nett. Ich habe Sie unlängst auf der Ehrentribüne vermisst. Sie haben den besten Teil meiner Rede versäumt. Sie hatten sicher zu tun, nehme ich an?«
Hier stimmt etwas nicht! Er ist zu ruhig!
»Nehmen Sie ihm bitte die Waffe ab, Trilith«, sagte Neife.
Trilith nickte. Sie trat einen Schritt vor. Noch einen. Langsam setzte sie einen Fuß vor den anderen. Drei Meter vor ihm blieb sie plötzlich stehen. Ich kannte ihre Körpersprache inzwischen gut genug, um sofort alarmiert zu sein. Sie hörte etwas,
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