Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit
Sie diesen ZUIM-Deppen gefälligst Dampf, Mann!«
Captain Molensk salutierte in stoischer Ruhe. Er hatte als Kommandant mehrerer Regierungskreuzer schon jeden Kalfaktor dieser und der vorangegangenen Legislaturperiode durch die Galaxis befördert. Er war daher Kummer reichlich gewohnt. Kalfaktoren kamen und gingen, das war seine Devise, Magengeschwüre blieben. Es sei denn, man ließ sich wie er jeden Tag eine heimliche Dosis Genuin injizieren. Das Zeug war seit kurzem verboten, warum, wussten die Raumteufel. Captain Molensk schaltete sich in die Funkverbindung ein und machte den Schnösel von der Gegenstelle zur Schnecke.
Die bisher jüngste Kalfaktorin in der Geschichte der Union schlug die bemerkenswerten Beine in der grauen Uniform übereinander und nippte – diesmal vorsichtiger – an ihrem Kaffee. Sie sehnte sich dringend nach Urlaub: von der Politik, ihrem Amt, vor allem von den Zynngs.
Tanverlondere war ein erst im vergangenen Jahr entdeckter Planet.
Mit 785 Lichtjahren Entfernung lag er zwar praktisch vor der rudynischen Haustür, war aber bisher den Erkundungsschiffen der ZGU aus unerfindlichen Gründen entgangen. Zur Überraschung der Vermessungsingenieure entpuppte sich Tanverlondere dann auch noch als ein wahres El Howalgonio . Ganz ohne Zweifel lagerten unter den Dschungeln des Planeten mehr Schwingquarzreserven als im übrigen Gebiet der Zentralgalaktischen Union zusammen. Tanverlondere stellte einen schier unermesslichen Reichtum dar. Für die Raumfahrtindustrie der ZGU. Und, Gott bewahre, für andere.
Eilige Pläne wurden entworfen.
Die Unionsflotte schickte eine Flottille der Schnellen Kampfverbände voraus, um das System der roten Sonne Narus abzuriegeln. Es gab genug neugierige Nasen, die überall herumschnüffelten, ob sie nun in den gierigen Gesichtern unabhängiger Prospektoren, in den Fratzen umherstreunender Piraten wie der Bastarde um Tipa Riordan oder in den Antlitzen anderer Mächte saßen.
Howalgonium , dachte Akadie Holeste, verströmt einen Duft, den allzu viele riechen. Und den sie so sicher wittern wie die Flugkatzen der sandigen Sinton-Einöde noch in neunzig Kilometer Entfernung den süßlichen Duft verendender Torrbyren erschnuppern.
Je eher also die Union Tanverlondere in Besitz nahm, desto besser.
Kartographen verzeichneten die ausgedehnten Howalgoniumfelder. Markierten die aussichtsreichsten Abbaustellen. Wiesen auf geeignete Standorte hin.
Robots schlugen eine erste Lichtung auf einem Hochplateau inmitten eines der planetenweiten Urwälder. Bauten eine Minenarbeitersiedlung in Rekordzeit. Gossen ein kleines Landefeld aus.
Das Kalfaktat für Wirtschaft und Entwicklung stellte modernstes Bohr- und Abraumequipment bereit und setzte es in Spezialraumern von Rudyn aus in Marsch.
Personalbeschaffungsoffiziere rekrutierten zeitgleich Bergbaumannschaften auf vielen Welten der Union. Dies mit einem unüblich niedrigen Prozentsatz von unter zehn an politischen und kriminellen Häftlingen. Die Norm lag bei 60 Prozent.
Das Kalfaktat für Innere Sicherheit verlegte eine Division hundertfach gesiebter Obhutskräfte nach Tanverlondere, um die nach und nach eintreffenden Minenarbeiter an allen Schlüsselstellen des Abbauprozesses lückenlos zu überwachen – Howalgoniumschmuggel zahlte sich aus, auch in geringen Mengen. Arbin Kobmeyer persönlich verbürgte sich für deren Zuverlässigkeit. Indes hielt es Akadie Holeste mit einer bewährten Unionsdirektive. Ihrem Kalfaktat oblag immerhin die Verantwortung für das Gesamtprojekt. Kontrolle war gut, strenge Kontrolle war ungleich besser. Aber selbst strengste doppelte Kontrollen waren allenfalls suboptimal.
Eine Schar von Agenten des GeKalKo übernahm deshalb die Überwachung der Obhutsleute. Soweit verlief alles nach Plan.
Bis die ersten Bergbauschiffe landeten und die Arbeiter mit schweren Desintegratoren ihre Probestollen in die Planetenkruste trieben … Die Bohrmannschaften trafen in den Urwäldern auf flugunfähige Riesenlaufvögel. Und identifizierten sie als hochintelligent. Die Schnabelwesen bezeichneten sich selbst als Zynngs.
Tanverlondere – bis dahin ZGU/exp/403 – erwies sich damit als bewohnt. Die Fremdweltanalysten hatten einmal mehr versagt.
Das erste Zusammentreffen verlief friedlich.
Wie es sich herausstellte, verzichteten die Zynngs freiwillig auf eine technologiebasierende Zivilisation und lebten stattdessen eine Existenz als Philosophen. Sie wohnten entweder in familiären Gruppen in sogenannten
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