Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit
gleich mehrere ausländische Handelsdelegationen an Bord des Sphärenrades eingeladen. Ein Affront sondergleichen. Eine klare Kampfansage. Ein Komplott?
Wahrscheinlich steckte sie mit Ponter Nastase unter einer Decke, der als Wissenschaftskalfaktor ebenfalls seit Jahren in fremden Gewässern fischte. Der technologieverrückte Politiker hatte förmlich einen Narren an der raumfahrttechnischen Neuentwicklung der Unionsflotte gefressen. Er tat alles, um die ZUIM, den Glanz der Union, gebührend vor jedermann herauszustreichen. Es sah ganz danach aus, als sei die durchtriebene Kalfaktorin für Aufklärung auf seinen abhebenden Gleiter aufgesprungen. Oder zu ihm ins Bett, wer wusste das schon so genau.
Akadie Holeste beschloss, die verfahrene Zynngs-Situation auf Tanverlondere und das Narus-System zunächst zu verlassen und nach Rudyn zurückzueilen, um Neife Varidis in die Schranken zu weisen.
Das Sphärenrad stand wie gewohnt im Orbit um Rudyn. Eine Vergrößerung zeigte die vier sich ineinander drehenden Ringe.
Es war an sich eine Kleinigkeit, eine Verbindung mit der ZUIM herzustellen. Es erwies sich als bedeutend schwerer, dort Anjelka Ziemann zu erreichen.
Zuerst wurden sie völlig unüblich immer wieder hin und her verbunden. Am Ende landete der Funker der AKQUIS seltsamerweise bei einem der Referenten des Wissenschaftlichen Kalfaktors, einem Mann namens Kikomo Akubari.
»Ms. Ziemann«, sagte der Asiat mit einem bedauernden Lächeln, »hält sich gegenwärtig nicht mehr an Bord des Sphärenrades auf. Nach allem, was ich weiß, ist sie unlängst nach Genzez in den Ambar Zawtra zurückbeordert worden. Leider kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. Meine Empfehlung an die Ehrenwerte Kalfaktorin.«
Zurückbeordert? Von wem? Ein Anruf bei ihrem Vertrauten Limar Ostrau in Genzez erbrachte, dass die Gesuchte noch nicht im OPRAL angekommen war.
Akadie Holeste runzelte die Stirn und befahl dem Kommandanten, schnellstens in Moltov Port zu landen.
Sie wurde bereits erwartet.
Sie trugen weder Rangabzeichen noch Uniform. Die vier Mitglieder des Freikorps Barya Awangard waren auftragsgemäß in Zivilkleidung in den Einsatz gegangen: einfache Hosen, so weiß wie die Pullover und die Jacken mit den vielen Cargotaschen, in denen sie ihre Ausrüstung verwahrten. Dazu helle Urbanstiefel. Enganliegende Funkkapuzen verdeckten die Haare, ständig ihre Form verändernde Gallertmasken die Gesichter. Über allem trugen sie weiße Roben, wie es sich für Chan-Kitsune gehörte. Als Kitsune, Füchse, bezeichnete die Tarey-Bruderschaft ihre Diplomaten.
Der Einfachheit halber hatten sie Farben als Kennungen ausgewählt. Namen blieben im Einsatz stets tabu. Rot war ihr Kommandoführer; Gelb der Zielschütze; Grün und Orange teilten sich Kom- und Technosupport.
Sie warteten zwischen Häuserschluchten in einem zivilen Gleiter, der sich weisungsgemäß bis zu einer dubiosen Adresse würde zurückverfolgen lassen. Zu dieser Adresse gehörte eine vorbereitete Legende: Das ehemalige Lagerhaus würde sich als geheimer Stützpunkt des ARM herausstellen, des Anti-Reaktionären Machtmonopols, einer angeblich Neife Varidis nahestehenden militanten Terroreinheit. Der Gleiter war in das strahlende Weiß der Bruderschaft umgefärbt und mit den Insignien der Chan-Botschaft von Chonosso versehen worden.
Grün verfolgte unentwegt per Komhack den Schiffsverkehr. Endlich gab er ein Zeichen. Die AKQUIS setzte zum Landeanflug an.
Rot startete und nahm Kurs auf Arkanum Ost.
Orange reichte dem Pförtnerrobot am Zuflugsportal des Raumhafens ein perfekt gefälschtes Permitt: Vier Chan-Kitsune der Tarey-Bruderschaft auf dem Weg zu ihrer Raumjacht INARI. Der Gleiter durfte anstandslos das östliche, zweihundert Meter hohe Moltov Port Arkanum passieren, das spitzbogenförmige Tor zum eigentlichen Raumlandefeld. Beim Durchfliegen erklang wie stets die Nationalhymne der ZGU.
Die INARI existierte wirklich; sie parkte seit Wochen ganz am Rand des öffentlichen Landefeldes und damit dort, wo die Landezone der Regierungsschiffe begann.
Die AKQUIS, ein 400-Meter-Kreuzer der EPHANG-Klasse, schwebte auf dem ihm zugewiesenen Landefeld ein, während das FBA-Team Kurs auf die unweit davon geparkte INARI nahm.
Akadie Holeste hasste nicht nur Vögel, sondern auch Transmitter. Während viele Besatzungsmitglieder die AKQUIS bequem über den Bordtransmitter verlassen würden, orderte sie einen Regierungsgleiter, der sie ins OPRAL bringen sollte.
Allein die
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