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Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Titel: Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael H. Buchholz
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den Rücken deckt? Da er sie vorhin nicht erkannt hat, sind sie sich nie persönlich begegnet. Hier böte sich ein eventueller Ansatzpunkt.
    »Kala, du solltest …«
    »Schweig!«, donnerte der Nallathu. »Wenn du zu blind bist, um zu sehen, dann sind meine Ohren zu taub für deine Worte!«
    »Gilt das auch für meine?«, fragte ich bewusst leise.
    Bhairava fuhr herum. Trilith drehte sich langsamer zu uns hin. Sie nahm eine wachsame, lauernde Haltung ein. Ihre Lippenfarbe wechselte von violett auf weiß.
    »Auch wenn Sie Neife Varidis nicht trauen«, sagte ich, »die Kalfaktorin traut Ihnen dafür umso mehr, Nallathu.«
    »Dann geben Sie also zu, mir ihr im Bunde zu sein!«
    »Ich habe es nie abgestritten. Ja, ich bin mit ihr im Bunde, wie Sie es nennen, obwohl wir uns erst wenige Stunden kennen. Und ihr Vertrauen in Ihre Redlichkeit ist so groß, dass sie sich in ihrer Not an die Hilfe der Santuasi wendet.«
    Das war – wieder einmal – nicht die ganze Wahrheit. Die Kalfaktorin hatte unsere Entscheidungen hingenommen; ich wusste nicht einmal, ob ihr überhaupt bewusst war, wo sie sich derzeit befand. Ich wandte mich an Kan Yu. »Sie haben sie vorhin behandelt. Sie hat sich in Ihre Hände begeben. Neife Varidis ist die Frau, die in Ihrem Dawakaibun liegt.«
    »Sie lügen, Arkon-Mann!« Bhairava wischte meine Bemerkung mit einer energischen Armbewegung fort.
    »Lass uns Sahaja fragen«, sagte Kan Yu.
    Der Heiler legte seine Handfläche auf meine Schulter. Er schloss die Augen. »Sagen Sie das bitte noch einmal.«
    Ich blickte fragend zu Ti Sun hinüber. Sie nickte mir auffordernd zu. Ich wiederholte also: »Neife Varidis ist die Frau, die in Ihrem Dawakaibun liegt.«
    Kan Yu öffnete wieder die Augen, suchte mit seinem Blick erst mich, dann Kala Bhairava. »Der Mann spricht die Wahrheit. Es ist Neife Varidis.«
    Der Nallathu wich einen Schritt zurück.
    Die Konsequenzen dieser Entwicklung waren offenbar unabsehbar.
    Er starrte zu mir herüber. »Kan magst du täuschen«, zischte er mich an. »Mich nicht. Ich spüre, dass du ihn, mich, uns alle, die Zeit selbst betrügst.«
    »Er sagt die Wahrheit, Kala«, versuchte der Heiler ihn zu besänftigen.
    »Vielleicht die Wahrheit über die Kalfaktorin. Das wird sich zeigen. Er selbst aber ist eine einzige Lüge. Mir jedenfalls ist es offenbar.« Damit raffte er sein Gewand zusammen, griff seinen Stab und stieg ohne ein weiteres Wort die Leiter in das obere Stockwerk hinauf. Alle Grüntuchträger folgten. Der Leibwächter gab den Weg nach unten frei, baute sich aber sogleich vor der nach oben führenden Leiter auf Trilith tat es ihm gleich und deckte unseren Rückzug, während Ti Sun, Kan Yu und ich nach unten kletterten. Trilith kletterte nicht – sie sprang einfach durch das Steigloch hinterher. Sie kam fast lautlos und mit einer Geschmeidigkeit auf, die jeder Katze Bewunderung abgenötigt hätte.
    Schweigend kehrten wir auf dem Weg zurück, den wir gekommen waren. Trilith und mir wurden im oberen Dawakaibun Betten angeboten; wir beschlossen, abwechselnd zu wachen. Ich wollte die erste Wache übernehmen, doch Trilith setzte sich wortlos mit untergeschlagenen Beinen neben die aus dem Steigloch herausragenden Holme der Leiter. Ich streckte mich auf dem Fellbett aus. Von unten hörten wir Ti Sun und Kan Yu leise miteinander sprechen.
    Mein Zellaktivator sandte kräftigende und beruhigende Impulse durch meinen Körper; ich unterstützte ihn mit einer Atemübung, die ich bei den hawaiianischen Kahunas kennengelernt hatte.
    Man benötigte dabei genau vier Atemzüge, um einzuschlafen.
    Die Nase – der Leib – das Herz – das Sein.
    Das Feuer knisterte leise.
    Der Wind heulte in den Bergen.
    Vielleicht waren es aber auch Truc und Asser, die stählernen Wölfe, die mich in meinem Traum verfolgten.
     
     
     
    Derius Manitzke; Vergangenheit
     
    Fjodir Ganows überwiegend mürrische Stimmung war in allen Abteilungen, die mit der Endfertigung der ZUIM-Komponenten beauftragt waren, ebenso bekannt wie berüchtigt. Sein bevorzugter Tonfall war laut, sein Tenor vorwurfsvoll, sein Führungsstil despotisch.
    An guten Tagen.
    Jeglicher Umgang mit ihm gestaltete sich für seine Mitarbeiter bestenfalls problematisch. In aller Regel bedeutete unter ihm zu arbeiten noch nicht die Hölle auf Rudyn, es war aber auch nicht mehr sehr weit davon entfernt.
    Seine Laune an diesem 11. August war aufgrund der gerade eingegangenen Obhutsberichte noch schlechter als gewöhnlich. Der Fraktaldirektor

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