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Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Titel: Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael H. Buchholz
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hervorbringen würde. Kam es zufällig dazu? Nein. Es kam dazu, weil Terraner einst beschlossen, auf Rudyn zu leben und die Zentralgalaktische Union zu gründen.«
    »Ich verstehe, was Sie meinen, Kan Yu«, sagte ich. »Die Terraner konnten nach Rudyn gelangen, weil ein gewisser Perry Rhodan auf dem Erdmond auf ein Schiff meines Volkes traf. Das konnte nur geschehen, weil der arkonidische Forschungskreuzer havarierte, und das geschah … wir könnten ewig so weitermachen. Es gibt immer Wirkungen, die ihre Ursache haben, und diese haben ihre Ursache und so fort. Es gibt hinter jedem Ereignis solche Ketten, die Sie im Extrem immer bis zum Urknall zurückverfolgen können. Doch erklärt dies meiner Ansicht nach nicht die Außergewöhnlichkeit unseres hiesigen Zusammentreffens.«
    Kan Yu hielt mich an der Schulter zurück und sah mir tief in die Augen. »Nicht? Aber Sie spüren die Besonderheit dieses Ereignisses, nicht wahr?«
    »Ja, schon, nur …«
    »Dann betrachten wir kurz Ihre Anwesenheit …« Er sah mich fragend an.
    »Koramal.«
    Der Heiler neigte den Kopf und lächelte wissend; ganz so, als sei er ein Großvater, der einen Enkel beim heimlichen Stibitzen einer Süßigkeit ertappt hatte, aber dabei so tat, als bemerke er es nicht. »Was, meinen Sie, hat Sie hierher geführt, Koramal?«
    »Die Empfehlung einer Frau, die uns an einen Mann aus Gympmost verwies.«
    »Woher kennt diese Frau den Mann?«
    »Sie hat mit ihm in der Unionsflotte gedient – vor vielen Jahren.«
    »So wären Sie ohne das damalige Kennenlernen dieser beiden Menschen heute nicht hier, richtig?«, fragte er aufmerksam. »Wie trafen Sie mit der Frau zusammen?«
    »Es war Rettung in höchster Not. Wir standen unter Beschuss. Es gab keinen anderen Ausweg – wir flohen auf ihr Schiff und …«
    »So haben sehr viele Ereignisketten anderer Menschen in der Summe letztlich dazu geführt, dass Sie sich exakt in dem Schiff genau der Frau wiederfanden, die als einzige Ihnen den Weg zu mir weisen konnte. Merken Sie, wie schon vor Stunden, Tagen, Jahren und Jahrzehnten alles auf diesen einen Punkt zusteuerte? Gemäß der natürlichen Ordnung ist es Ihnen bestimmt, heute hier in Gympmost zu sein. Wo sich, seltsam genug, aber aus einer übergeordneten Warte völlig jenseits allen Zufalls, ausgerechnet jemand aufhält, der Ihnen weiterhelfen kann – und Ihnen diesen merkwürdigen Vortrag hält.«
    Er legte den Kopf in den Nacken und deutete in den Nachthimmel hinauf. »Wir Santuasi verehren und respektieren die überragende Intelligenz, die all diese Ereignisse miteinander vernetzt«, sagte er leise. »Wir nennen es Sahaja , die natürliche Ordnung der Dinge. In Sahaja liegt alle Wahrheit.«
    Er schloss die Augen und verhielt in einem Moment andächtiger Stille.
    Erst wenn du bereit bist, erscheint der Lehrer , spöttelte der Extrasinn. Die Religions-Philosophie der Santuasi besteht zweifellos aus verschiedenen Elementen und Strömungen, die überwiegend aus den Kulturpreisen des alten Indiens, Tibets, Chinas und Japans stammen. Die ersten Berg-Rudyner werden in diesen Gegenden Terras ihre Wurzeln gehabt haben. Dafür spricht auch die Physiognomie der bisher bekannten Gesichter.
    Kan Yu setzte sich wieder in Bewegung.
    Wenige Minuten später hielten wir vor einem von außen hell erleuchteten Kaibun. Man hatte Fackeln entzündet und in den Boden gerammt; ihre Flammen rauschten schwer im Wind der Nacht.
    Kettat erwartete uns am Fuß einer Leiter, die zu dem Eingang über unseren Köpfen führte. Auch an der Felswand brannten Fackeln, an der die Hülle des Kaibuns lehnte oder klebte. Trilith machte mich mit einem Wink auf zwei abseits im Schatten stehende Männer aufmerksam: Es waren zwei der Bewaffneten, die uns am U-Schweber aufgegriffen hatten. Sie trugen ihre Strahlenkarabiner geschultert und hatten wohl den Auftrag, den Zugang des Gästehauses zu bewachen.
    Ti Sun stieg voran. Trilith und ich kletterten hinterdrein. Der Heiler folgte. Kettat, der Kaibunthu, machte den Abschluss.
    Wenn ich etwa ein Wirtshaus erwartet hatte, so sah ich mich getäuscht. Das untere Stockwerk des Kaibuns war nichts anderes als ein geräumiger Vorratsraum, in dem etliche Säcke standen, gefüllte Körbe und Kisten, dazu Tongefäße unterschiedlichster Größe, die römischen Amphoren recht ähnlich sahen. An den Wänden – eigentlich der einen kreisrunden Wand – hingen Netze, an denen wiederum allerlei baumelte: Gerätschaften des täglichen Gebrauchs, Kleidungsstücke

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