Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht

Titel: Atlan 07 - Illochim 01 - Das Relikt der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
letzter Sekunde, und nach einem höllischen Flug konnten sie sich in der Werkstatt verbergen, in der sie vor Wochen den Gleiter für die Vernichtung der Polizeistation präpariert hatten.
    Einen Zeit lang hatte sie sich vorbereitet. Die Hetze der vergangenen Tage hatte sie einiges an Gewicht gekostet. Sie wog wieder soviel wie vor acht Jahren, und ihre Figur hatte kaum gelitten. Ein langer, tiefer Schlaf und zwei Aufenthalte in der Austernmuschel halfen, dass ihr Gesicht nicht mehr der Spiegel ihrer aufregenden Zeit mit Simmi Orloff war – die Haut war glatter, die Tränensäcke viel kleiner, die großen Augen, ihr hauptsächliches Attribut, leuchteten klar und blau. Simmi! Sie musste warten, bis er einigermaßen gesund war und sie auf der Flucht begleiten konnte.
    Sie zog den Bademantel aus, betrachtete sich einige Minuten lang im Spiegel und nickte zufrieden. Die langen Beine, der flache Bauch, die vollen Brüste – nun, sie war erst sechsundzwanzig Jahre alt. Simmi würde nicht der letzte Mann sein, den sie verführte, und der ihr verfallen war. Obwohl seine Vorliebe für exotische Schnäpse ihn weder anziehender noch leistungsfähiger gemacht hatte. Sie schloss die Tür der Massageeinheit hinter sich, wählte die Superaufbaulotion und ließ sich dreißig Minuten lang massieren. Während wohltuende Ströme, Bürsten, Noppen und duftende Öle ihren Körper verwöhnten, fiel ihr Tristan Li ein, der spurlos verschwunden war. War er zum imperialen Feind übergelaufen? Nicht zu ändern. Schlaf würde die Wirkung des Anti-Age-Präparats verstärken, und niemand wusste, wann sie erneut Zeit dafür haben würde.
    Sie regelte die Temperatur, streckte sich unter der seidenen Decke aus und schloss die Augen. Wieder einmal allein schlafen – sie hatte Grund, sich auf ihre Träume zu freuen.
     
     
    Auch Homer Gershwin Adams besaß eine Villa am Ufer des Goshun-Sees. Er wollte sich gar nicht daran erinnern, wann er zum letzten Mal die Ruhe und Bequemlichkeit des efeuumrankten Anwesens genossen hatte. Im GCC-Turm, einige Ebenen über dem Chefbüro, hatte er sich eine Privatunterkunft einrichten lassen, in der es an nichts fehlte. Vom Bürosessel aus überblickte er sein Finanzimperium, von seinen Räumen überblickte er Terrania.
    Beides hatte er wachsen sehen, beides hatte er mit aufgebaut. Er betrat seinen Wohn-Schlafraum; die zugleitende Glassitplatte sperrte jeden Lärm aus. Dann goss er sich einen milden Drink ein, trat vor eine Panoramascheibe und wählte ein ruhiges Musikstück. Irgend etwas für Glasharfe, Streicher und Schlagwerk von Singh Boncard. Die Kämpfe dort unten schienen endgültig vorbei zu sein.
    »Ich bin wirklich kein Mann des Krieges.« Er nahm einen Schluck und versuchte zur Ruhe zu kommen. »Wenn mir Freund Atlan nicht geholfen hätte, wäre die Stadt in Anarchie verfallen.«
    Er hatte sich ebenso wenig etwas vorzuwerfen wie die Stadtverwaltung und die Baubehörde. Wegen Kunshun – und anderen Baumaßnahmen – waren soziologische Seminare veranstaltet worden, und in Kunshun hatten, Jahre zuvor, sachlich korrekte Befragungen meist ein klares »Ja!« zu dem Vorhaben ergeben. Musste er sich für die Härte entschuldigen, mit der Atlans USO und die Sicherheitskräfte vorgegangen waren?
    Sein Blick fiel auf den großen Blumenstrauß, der in einer kostbaren Vase auf der Glasplatte stand, die den Schlafbereich abgrenzte. Delis Loscon, der Unentbehrliche! Er wusste, dass Adams Danyella erwartete. Er, Adams, hatte nicht daran gedacht.
    Bedächtig und mit Genuss leerte er das Glas, begab sich ins Bad und fühlte, wie ganz langsam die Ruhe nach einer zufriedenstellend erledigten Aufgabe über ihn kam. Noch wehrte sich sein alter Körper gegen die Entspannung. Er betätigte einen Lichtkontakt, und der robotische Butler begann, die Kerzen im Schlafraum anzuzünden. Homer Adams warf einen langen, bedauernden Blick auf sein Spiegelbild und sah seinen alten, buckligen Körper und den unproportional großen Kopf. Daran hatte er sich, wie an so vieles, in seinem langen Leben gewöhnt. Umso mehr schätzte er die ehrliche Zuneigung Danyellas, der 60-jährigen Freundin.
    Sie sah in ihm den Gefährten zärtlicher Nächte, nicht den Herrscher über Milliarden Solar oder zig Angestellte, die die Finanzmittel des Imperiums vermehrten und kontrollierten. Hatte sie sich heute verspätet? War ihr etwas zugestoßen?
    Während er sich den selbstverständlichen Wonnen einer Robotmassage hingab, sich von einem duftenden

Weitere Kostenlose Bücher