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Atlan 08 - Illochim 02 - Im Bann der Gatusain

Atlan 08 - Illochim 02 - Im Bann der Gatusain

Titel: Atlan 08 - Illochim 02 - Im Bann der Gatusain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Mehnert
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spielten sich andere Prozesse ab, die sie »sauer« riechen ließen.
    Etwas stimmte nicht mit ihnen. Soviel stellte Argoth fest, auch ohne dass er ihre Duftmoleküle charakterisieren konnte.
    Er durchbrach die Reihen der Kanacht und ging bis zur Mitte des Platzes. Fast alle waren sie gekommen. Sie schwiegen, verfolgten andächtig jede Bewegung der um mehrere Köpfe größeren Besucher. Ein paar Dorfbewohner vermisste Argoth. Vermutlich hielten sie sich auf den Feldern auf, waren auf der Jagd oder mit ihren Booten unten am Fluss beim Fischfang und hatten nichts von der Ankunft des Schiffs mitbekommen.
    Ohne einen Grund nennen zu können, war Argoth froh, dass sie fehlten. Er wusste, dass seine Erleichterung darüber in seinem besonders ausgeprägten Instinkt begründet lag, der ihn so selten getrogen hatte wie sein Geruchssinn. Er hob ihn aus seinem Volk heraus und verlieh ihm Fähigkeiten, die niemand außer ihm besaß. Eine davon benutzte er jetzt. Er klammerte sich mit den Zehen an eine Wurzel, spürte das Leben in dem knorrigen Ausläufer und fühlte sich gleich wohler.
    Wir sind verbunden , dachte er. Alles ist miteinander verbunden. Alles Leben ist im Fluss und tauscht sich aus. Das galt nicht nur für die Kanacht, sondern auch für Tiere und Pflanzen.
    »Der Besuch, auf den wir so lange gewartet haben, ist eingetroffen«, verkündete er. »Begrüßt die Menschen von der Erde.«
    Zahlreiche Stimmen erhoben sich, Gemurmel setzte ein. Es verstummte schlagartig wieder, als die Menschenfrau, die sich Argoth als Greta Gale vorgestellt hatte, zu sprechen begann. Er versuchte in dem teigigen Gesicht zu lesen. Es war unmöglich. Für Argoth lieferte ihre Mimik Grimassen, die kein Kanacht beim schlimmsten Magendrücken aufgesetzt hätte.
    »Ich freue mich, hier zu sein«, sagte Greta Gale. »Heute beginnt für das Volk der Kanacht eine neue Ära, die sie aus ihrer Isolation reißt. Ihr könnt euch glücklich schätzen, denn Orgoch wird zur Keimzelle eines neuen Reichs.«
    Wovon sprach die Frau? Argoth lauschte auf etwas hinter den Worten. Es war nicht der Klang, nicht der Tonfall. In dem, was sie sagte, schwang eine unterschwellige Botschaft mit. Sie löste Widerwillen in Argoth aus, verwirrte seine Gedanken, wollte ihn zu einem Denken bringen, das nicht sein eigenes war. War geschah mit ihm? Was geschah mit ihnen allen? Sein Blick glitt über die versammelten Kanacht. Sie standen da und lauschten, nicht von denselben Zweifeln ergriffen, die ihn befallen hatten. Sie nahmen als normal hin, was sie hörten.
    »Ab sofort führe ich euch an«, drangen die Worte der Menschenfrau an seine Gehörorgane. »Ihr werdet mir gehorchen und tun, was ich euch auftrage.«
    Argoth neigte den Kopf, ein Zeichen für seine Ablehnung. »Wieso?«, rief er. Er begriff nicht, weshalb die Frage ihm so schwer fiel. Sie hallte in seinem Kopf. Ein unerklärlicher Druck lastete auf seinem Geist. Argoth schloss die Hautfalten und bedeckte seine Augen. Augenblicklich fühlte er sich besser. »Was willst du uns auftragen, und wieso sollen wir gehorchen?« Argoth zog die Hautfalten zurück und sah Greta Gale.
    Als brächen seine Worte einen Bann, setzte Unruhe unter den Kanacht ein. Ein paar wandten sich zum Gehen, doch etwas hielt sie. Eine innere Stimme befahl ihnen, auf ihren Plätzen zu verharren. Frei waren sie nicht mehr. Argoths sechs Zehen umklammerten die Wurzel. Sein Leben drang in sie ein, und ihr Leben strömte in seinen Körper. Alles ist miteinander verbunden. Das werden die Menschen begreifen.
    »Hört mir zu!« Greta Gales Stimme steigerte sich zu einem Schreien. Ihr Geruch verstärkte sich und blieb doch nichtssagend. »Ihr werdet mir gehorchen! Ich erwarte …« Ihre Worte endeten.
    Der Sippenälteste witterte seine Artgenossen. Verwirrung und Desorientierung beherrschten die Kanacht. Sie wollten fliehen, weil sie nicht begriffen, was mit ihnen geschah. Ein Zwang hielt sie, gestattete ihnen ein paar Schritte, hielt sie fest, gab sie wieder frei. Sie wurden ihn nicht los. Er begleitete sie, als sie sich verstreuten und in ihre Bauten heimkehrten.
    Die Menschenfrau stand unschlüssig da. Ihre Mimik sah zum Fürchten aus. Sie starrte in die Ferne und verhielt sich kaum anders als die fehlgeleiteten Kanacht. Plötzlich drehte sie sich um und lief davon. Ihre Begleiter zögerten, dann folgten sie ihr. Argoth wollte der Frau ebenfalls nachsetzen, um von ihr zu erfahren, was soeben geschehen und was über seine Leute gekommen war. Jung an

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