Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Titel: Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
Vom Netzwerk:
nicht viel oder die letzte Einnahme lag schon so lange zurück, dass sie nicht mehr wirkten. Das war einer der wenigen Nachteile eines Zellaktivators: Die lebensverlängernden Impulse neutralisierten sämtliche körperfremden Stoffe im Organismus – auch jene, die in bester therapeutischer Absicht injiziert wurden.
    Ich öffnete den Mund, wollte die GAHENTEPE respektive den Bordrechner des Diskusschiffes auf meinen Zustand aufmerksam machen, aber ich brachte keinen Laut heraus. Ich hatte jegliche Kontrolle über meinen Körper verloren, und dieses Gefühl war schlimmer als die bestialischen Schmerzen, die mich in Wellen durchliefen und mit jedem Mal heftiger wurden.
    Beim Versuch mich zu zwingen, eine kontrollierte Bewegung auszuführen, konzentrierte ich mich einzig und allein auf meinen rechten Arm, der wie ein großer Fisch im Netz eines Anglers hin und her zappelte. Nichts! Ich spürte lediglich einen sanften Widerstand. Vermutlich lag ich unter einem flexiblen Prallfeld, das verhinderte, dass ich von meinem Lager fiel und mich selbst verletzte.
    Ein neuer Schmerzorkan fegte durch meinen Körper. Ich schrie, das hieß, ich glaubte zu schreien, denn nach wie vor war alles, was ich hören konnte, ein monotones Rauschen und das asynchrone Wummern meines Herzens.
    Warum versetzte mich die GAHENTEPE nicht in einen künstlichen Heilschlaf? Sie musste über ihre Sensoren und Diagnostikfühler genau über mein aktuelles Befinden informiert sein. Warum griff sie nicht ein und verschaffte mir Erleichterung?
    Vor meinen Augen erschienen wirre Muster. Mir war, als würde ich aus großer Höhe auf eine riesige Menschenmenge herabschauen. Meine Gedanken verwirrten sich. Ich wusste plötzlich nicht mehr, wer und wo ich war. Die Bilder, die schlaglichtartig vor mir auftauchten, ergaben keinen Sinn, zeigten Szenen, die mir Angst einflößten.
    Irgendwann war das Schlimmste vorüber – zumindest vorläufig. Ich öffnete die von getrocknetem Sekret verklebten Augen. Sofort waren zwei der winzigen Medoroboter zur Stelle und entfernten die Sekretreste innerhalb weniger Sekunden. Ich war nach wie vor allein in der Krankenstation. Mit äußerster Anstrengung hob ich den Kopf und sah an mir herunter. Außer einer eng anliegenden, dünnen Hose, die mir bis knapp über die Knie reichte, war ich nackt.
    Etwas war nicht so, wie es sein sollte!
    Ich wartete auf einen Hinweis des Logiksektors, doch der kam nicht. War mein zweites Ich von meinem Entzug ebenfalls betroffen? Für einen schrecklichen Augenblick durchzuckte mich der Gedanke, dass die Hölle, durch die ich ging, meinen Extrasinn so stark geschädigt hatte, dass er für immer verstummt war. So sehr mich die flüsternde Stimme in meinem Kopf manchmal zur Weißglut trieb, so sehr hatte ich mich an sie und ihren in so vielen Situationen wertvollen, ja manchmal sogar lebensrettenden Rat gewöhnt.
    Das Schicksal erlaubte es mir nicht, dieser Befürchtung länger nachzuhängen, denn in diesem Moment wurde mir bewusst, was mich die ganze Zeit gestört hatte.
    Fassungslos starrte ich auf meine blanke Brust.
    Der Zellaktivator war verschwunden!

 
    Kapitel 2
     
     
    4. Juni 3103
    Trilith Okt
     
    Trilith Okt beobachtete schweigend den Nebelschirm über der ovalen Befehlskonsole. Auf der Projektionsfläche drängten sich die zahllosen Sterne der Eastside; im Hintergrund schimmerten die Sonnenmassen des galaktischen Zentrums wie ein Meer vollendet geschliffener Edelsteine. Es war ein Anblick, dessen sie nicht müde wurde.
    Seit den Ereignissen im Sphärenrad und auf Rudyn war viel geschehen. Dennoch spürte Trilith diese Unruhe, die sie schon so lange mit sich herumtrug. Das quälende Gefühl der inneren Leere, die Gewissheit, wichtige, die eigene Existenz betreffende Informationen nicht zu besitzen, machten ihr unverändert zu schaffen.
    Hinzu kamen die Alpträume. Fast jede Nacht sah sie das schmerzverzerrte Gesicht Lalia Birs vor sich, die furchtbare Wunde, die das gewaltsame Entfernen des Zellaktivators in die Brust der Freundin gerissen hatte. Dabei war das Gerät ihre ganze Hoffnung gewesen, eines jener schmucklosen, aus einem unbekannten, bläulichrot schimmernden Material bestehenden Eier, um die sich in der Milchstraße mehr Legenden rankten, als um jedes andere Objekt.
    Lalia hatte auf den Aktivator geradezu allergisch reagiert, etwas, das sich Trilith bis heute nicht erklären konnte, auch wenn sie vermutete, dass die GAHENTEPE etwas damit zu tun hatte. Sie selbst hatte danach

Weitere Kostenlose Bücher