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Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Titel: Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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die Schmerzen in der Seite noch einmal verstärkte. Ich biss die Zähne zusammen. Kalter Schweiß rann von meiner Stirn in die Augen und vermischte sich dort mit dem trüben, fast weißlichen Sekret aus den Tränendrüsen, das Angehörige meines Volkes von jeher in Momenten starker emotionaler Anspannung produzierten.
    Ich drehte den Kopf und spähte den Hang hinauf, den ich gerade noch auf so unelegante Art und Weise hinter mich gebracht hatte. Der Anblick der schlanken Gestalt, die in diesem Moment aus dem Dunkel des Waldes trat, brachte die Angst mit unverhoffter Intensität zurück. Alle Schmerzen waren mit einem Mal vergessen. Dort oben, vielleicht fünfzig oder sechzig Meter entfernt, stand der fleischgewordene Teufel, und wenn er mich in seine Klauen bekam, würde er Dinge mit mir tun, die schrecklicher waren als alles, was ich mir selbst in meinen schlimmsten Phantasien auszumalen vermochte.
    Wach auf. Das Wispern des Extrasinns klang nun geradezu panisch. Du bist in einem Traum gefangen! Die elektrische Aktivität deines Gehirns hat einen Umfang erreicht, der deine psychische und physische Stabilität gefährdet! Du musst aufwachen!
    Ich verstand kein Wort. Das war kein Traum. In einem Traum empfand man vielleicht Angst, aber keinen Schmerz. Ich spürte den harten, kalten Fels in meinem Rücken. Ich schmeckte den kupfernen Geschmack des Blutes auf meiner Zunge. Nein, so real konnte ein Traum unmöglich sein.
    Die Gestalt hatte sich in Bewegung gesetzt. Mit bedächtigen Schritten, langsam und ohne jede Hast, kam sie den Abhang hinunter, sorgfältig darauf achtend, nicht wie ich den Halt zu verlieren und auszugleiten. Erst jetzt erkannte ich das unterarmlange Messer mit dem von fremdartigen Symbolen verzierten Griff, das in einer am Gürtel befestigten Lederscheide steckte.
    Mit aller Kraft, die ich noch aufzubringen in der Lage war, quälte ich mich auf die Knie. Mir war klar, dass ich in meinem Zustand nicht aufstehen und weglaufen konnte, doch ich musste es zumindest versuchen. Meine Flucht war zu Ende, und ich hatte meinem Widersacher nichts mehr entgegenzusetzen.
    Erst als die Gestalt mich beinahe erreicht hatte, konnte ich im herrschenden Dämmerlicht ihr Gesicht erkennen. Die blasse Haut war von zahlreichen Muttermalen übersät. Über einer schlanken Nase musterte mich ein Augenpaar, das an zwei hellrote Pfützen erinnerte. Die vollen Lippen schimmerten in einem intensiven Blauton.
    Der Hals der Frau wirkte für den eher breiten, von einem deutlich sichtbaren Knochenwulst umrahmten Kopf zu lang und zu dünn. Zudem störte der übermäßig ausgeprägte Kehlkopf das ästhetische Empfinden – zumindest das meine. Dennoch zog mich ihre markante Erscheinung in ihren Bann. Da war etwas schwer Fassbares, etwas, das man nicht beschreiben oder benennen konnte. Eine Art Aura, die mich gleichzeitig faszinierte und abschreckte.
    Ich kannte diese Frau. Ihr Name war Trilith Okt und ich war ihr schon einmal begegnet. Sie war mir auf gewisse Weise ähnlich und doch standen Dinge zwischen uns, die sich nicht mit ein paar klärenden Worten aus der Welt schaffen ließen.
    Triliths Mund verzog sich zu einem unmerklichen Lächeln und wechselte dabei die Farbe von Blau nach Grün, aber das war nicht die einzige Bewegung in ihrem exotischen Gesicht. Zunächst glaubte ich einer Sinnestäuschung aufzusitzen, doch die dunkle Verfärbung der Haut um Triliths rechtes Auge herum, deren Form an einen neunarmigen Kraken erinnerte, und von der ich nach wie vor nicht wusste, ob es sich um eine Tätowierung oder eine natürliche Pigmentierung handelte, bewegte sich. Die dünnen Tentakel zitterten und zuckten, als würden sie unter Strom stehen, als würden sie leben und einen eigenen Willen besitzen.
    Das … Ding pulsierte. Ich wollte unwillkürlich zurückweichen, doch Trilith ließ das nicht zu. Ihre rechte Hand packte mich so fest an der Schulter, dass ich aufschrie, denn die Kraft, die sie dabei entwickelte, war mörderisch. Ihr Lächeln wurde eine Spur breiter, als sie sich so weit zu mir hinunterbeugte, dass die Spitzen unserer Nasen nur eine Handbreit voneinander entfernt waren.
    »Warum läufst du vor mir davon, Lordadmiral«, hörte ich ihre sanfte Stimme. »Ich will dir helfen.«
    Ich wollte etwas erwidern, mich gegen Triliths brutalen Griff stemmen, irgendetwas tun . Stattdessen konnte ich nur auf das pulsierende Etwas vor mir starren. Und dann – blitzartig und ohne Vorwarnung – geschah es: Der Krake löste sich von

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