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Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Titel: Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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Trilith und katapultierte sich mitten in mein Gesicht!
    Im ersten Moment fühlte es sich an, als hätte jemand ein feuchtes, kaltes Handtuch um meinen Kopf geschlungen.
    Dann spürte ich ein mit jeder Sekunde unangenehmeres Kribbeln, das sich schnell zu einem heftigen Zwicken steigerte. Millionen winziger Nadeln tanzten auf meinen Wangen, meiner Stirn, stachen in die empfindlichen Stellen unter den Augen und an den Schläfen. Klebrige Tentakel schoben sich in die Öffnungen von Ohren und Nase, bahnten sich unaufhaltsam ihren Weg zwischen meinen zusammengepressten Lippen hindurch und legten sich wie eine hauchdünne Lackschicht über jeden Quadratzentimeter freier Haut.
    Instinktiv hob ich die Hände, wollte das grauenhafte Monster in meinem Gesicht packen und herunterreißen, doch Trilith erlaubte es nicht. Sie ließ meine Schulter los und umfasste meine Handgelenke.
    »Lass es geschehen«, flüsterte sie eindringlich. »Gleich geht es dir besser.«
    Warum glaubte ich ihr nicht? Vielleicht lag es daran, dass ich auf einmal keine Luft mehr bekam, dass sich die dünne Membran um meinen Schädel immer enger zusammenzog. Vielleicht lag es an den grauenvollen, pochenden Kopfschmerzen, die mich wünschen ließen, endlich in eine erlösende Ohnmacht zu fallen und diese unwirkliche Situation einfach hinter mir zu lassen. Vielleicht machte es aber auch gar keinen Unterschied, ob das, was ich gerade erlebte, Wirklichkeit war oder nicht.
    Von irgendwoher erklang eine leise, getragene Melodie. Die schluchzenden Töne erinnerten mich an eine arkonidische Ghad-Flöte, aber wahrscheinlich war das schon der beginnende Wahnsinn.
     
     
    »Wie fühlst du dich, Lordadmiral?«
    Vorsichtig öffnete ich die Augen. Das Licht in der Krankenstation der GAHENTEPE war auf ein Minimum herabgedimmt. Dennoch empfand ich das dämmrige Halbdunkel als zu hell.
    Ich ruhte auf einer leidlich bequemen Liege, die – gemeinsam mit einer zweiten, baugleichen Konstruktion – etwa in der Mitte des Raums auf einem breiten Podest montiert war. Ein Schwarm erbsengroßer Medoeinheiten umschwirrte meinen nackten Oberkörper auf wirren Bahnen. Ab und an verließ eine der Maschinen die ungeordnete Formation, um sich für ein paar Atemzüge auf meinem Bauch, der Hüfte oder einer Schulter niederzulassen. Was sie dort tat, konnte ich nicht erkennen.
    Trilith Okt stand zu meiner Rechten und musterte mich mit undefinierbarem Blick. Seit unserem letzten Zusammentreffen im Ephelegon-System, das rund neun Monate zurücklag, hatte sie sich nur unwesentlich verändert. Sie trug die schwarzen Haare nach wie vor offen, doch eine Spur kürzer. Die Fältchen um ihre Mundwinkel hatten sich ein wenig tiefer eingegraben. Sie wirkte ernsthafter, gereifter .
    Das Feuermal in ihrem Gesicht saß dort, wo es hingehörte, und machte keinerlei Anstalten, sich auf mich zu stürzen oder anderweitige Aktivitäten zu entwickeln. Ich hatte tatsächlich nur geträumt. Was mir vor wenigen Minuten noch so real und bedrohlich erschienen war, kam mir nun albern und überzogen vor.
    »Interessiert dich das wirklich«, gab ich zurück und erschrak vor dem rauen Klang meiner eigenen Stimme, »oder fragst du das nur aus Höflichkeit?«
    Trilith antwortete nicht. Sie drehte sich von mir weg und kontrollierte die Anzeigen einer mit mehreren Monitoren ausgestatteten Messbatterie über meinem Kopf. Die langen, schlanken Finger ihrer rechten Hand huschten über matt leuchtende Sensorfelder, dann nahmen ihre Lippen einen sanften Olivton an.
    »Herzfrequenz, Blutdruck, Temperatur, Puls, Atemfrequenz«, zählte sie auf. »Es gibt nicht einen Vitalparameter, der sich im für deinen Physiotyp geltenden Normbereich bewegt.«
    »Das hast du wunderschön gesagt«, kommentierte ich spöttisch, obwohl ich alles andere als in heiterer Stimmung war. Der Zellaktivator auf meiner Brust hatte sich merklich erwärmt und die Impulse, die er in schneller Folge durch meinen Körper sandte, erreichten fast schon das Ausmaß schwacher Strömstöße. Es fühlte sich beinahe … unangenehm an, so als wolle sich das eiförmige Gerät in mein Fleisch hineinfressen.
    Nein, ich musste mich irren. Ich litt nach wie vor unter den Nachwirkungen meiner Sucht.
    »Offenbar bist du nicht zum Sprechen aufgelegt«, zeigte sich Trilith von meinem Charme unbeeindruckt. »Ich werde wiederkommen, wenn du …«
    »Warte«, unterbrach ich sie. »Ich … es tut mir leid. Ich bin …«
    »Du bist ein Opfer deiner grenzenlosen Unbesonnenheit und

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