Atlan 11 - Monolith 01 - Planet der Silberherren
der Tat ein Fehler gewesen, Verbindung mit Agent Terry Ulcarach aufzunehmen. Aber was passiert war, ließ sich nicht mehr ändern. »Wir können zu Plan B übergehen?«
»Jederzeit, Sir.«
»Sehr gut. Sie setzen mich und Agent Santjun ziemlich weit von dem Planeten entfernt – zwei Astronomische Einheiten müssten machbar sein, nicht wahr? – in einem Blitzmanöver in Kampfanzügen ab. Zusätzliche Ausrüstung folgt uns im Standardbehälter.« Ein solcher Abwurfbehälter war etwa drei Meter groß, besaß Kegelform und verfügte über eine positronische Steuerung für einen Atmosphäreneintritt ohne Schutzschirm.
»Wir haben alles vorbereitet, Sir«, bestätigte die Kommandantin.
»Nach dem Absetzmanöver zieht sich die IMASO zur Beobachtung in den nahegelegenen Asteroidengürtel des Systems zurück.« Der war etwa drei Astronomische Einheiten von der Sonne entfernt und etwa zwei von der Bahn Thanatons. »Wir halten Funkkontakt. Wenn Sie eingreifen müssen, sind Sie in wenigen Minuten da. Auch wenige Minuten können zwar eine Ewigkeit sein, aber wir müssen es darauf ankommen lassen.«
»Sie wissen, dass ich einen offiziellen Protest einlegen muss?«
Ich grinste, diesmal richtig breit. »Tragen Sie ihn ins Logbuch ein.« Ich sah Santjun an.
»Ich bin bereit, Sir.«
Ich nickte und drehte mich noch einmal zu der Kommandantin um. »Es geht los. Der Countdown läuft. Aber wir haben noch viel zu tun. Wir müssen unsere Ausrüstung zusammenstellen, uns ein wenig maskieren und per Hypnoschulung unsere Sprachkenntnisse auffrischen. Worauf warten wir also?«
»Jawohl, Sir«, sagte sie resigniert.
Zweiter Teil
Der Abstieg
Tar'haar: 6. April 3112
Ich flog dahin, eingebettet in einen Kokon aus Plasma. Eindrücke stürmten auf mich ein, zu viele, als dass ich sie alle gleichzeitig hätte erfassen können. Tief unter mir schlängelte sich ein blau glitzernder Fluss mäandernd durch dichten grünen Wald, im Osten ballten sich, einige hundert Kilometer entfernt, Wolken um gewaltige Gipfel.
Mir fielen merkwürdige geologische Phänomene auf, Verwerfungen, kreisförmige Seen und eine gigantische, von Ost nach West verlaufende Ansammlung von tiefen Tälern, die an diesem gewaltigen Gebirgsmassiv endete. Insofern schienen unsere Daten über Thanaton zuzutreffen: Die Anordnung der Täler und Krater wies tatsächlich auf mehrfachen schweren Beschuss aus dem Orbit hin. Das waren offensichtlich die Spuren eines massiven Bombardements aus dem Orbit. Wahrscheinlich hatten die Haluter diese Kolonie der Lemurer einst angegriffen. Es hätte mich nicht gewundert, hier auf Thanaton Relikte lemurischer Hochtechnologie anzutreffen, falls ich nur genug Zeit zum Suchen hätte, was wohl kaum der Fall sein würde.
Im Westen machte ich am Ufer eines gewaltigen Meers eine weitläufige Ansiedlung aus, doch ich war noch viel zu hoch, um Einzelheiten erkennen zu können. Ich wandte den Blick wieder gen Osten, zu dem Gebirgsmassiv, genoss einen Moment lang dessen wuchtige Schönheit. Täuschte ich mich, oder war da ein silbrig glitzerndes Gebilde im Inneren des Massivs, dessen Funkeln mir unnatürlich hell vorkam?
Glühende Plasmafahnen verdeckten die Berge wieder, bevor ich Details erkennen konnte. Von überall her schien nun Feuer auf mich einzuströmen. Ich war in die Atmosphäre eingetreten.
Es tat gut, die IMASO endlich verlassen zu haben, und das auch noch auf diese Weise, in einem Raumanzug in einem kontrollierten Abstieg – um nicht Absturz zu sagen. Ich fühlte mich lebendiger als seit Tagen, war froh, dem Gedankenlabyrinth entronnen zu sein und das – sicherlich notwendige – Planungsstadium abgeschlossen zu haben.
Der Schutzschirm hielt die hohen Temperaturen von mir ab, die der Sturz durch die Atmosphäre mit sich brachte. Plötzlich wurde mir die Sicht genommen; ich war in die Wolkendecke eingetaucht. Ich rief die Darstellung der Energieortung auf das Innere meiner Helmscheibe. Santjun und der Abwurfbehälter befanden sich nur wenige hundert Meter über und neben mir.
Die Anzugpositronik gab Gegenschub und senkte die Fallgeschwindigkeit. Ich musste mich um nichts kümmern, konnte diese ungewöhnliche Landung in vollen Zügen genießen. Abrupt verließ ich die Wolken. Ich sah mich nach dem Funkeln in dem Gebirgsmassiv um, war jedoch schon zu tief für weitere Beobachtungen.
Die letzten paar hundert Meter schwebte ich langsam der Oberfläche entgegen. Ich legte den Kopf zurück und reckte den
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