Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen
knallte dessen Beine neben Santjuns Lager auf den Boden und brüllte: »Raus hier, Lacroix! Ich muss diesen Kerl verhören.«
Er setzte sich, hob die Faust und starrte in Santjuns Gesicht.
»Wollen Sie ihn umbringen, Kommandant?«, rief sie. »Sehen Sie nicht, dass der Gefangene am Ende ist? Wenn er tot ist, kann er keine Fragen mehr beantworten!«
»Sie warten draußen!« Marik deutete zum Schott.
Kochende Schmerzen folterten Santjun. Entlang seiner Wirbelsäule schien sich ein Band aus Eis zu bilden. Aus seiner Kehle kam ein langgezogenes Stöhnen; er biss auf das Mundstück, verlor es, und während es über seine Brust rollte und seitlich des Bettes zu Boden polterte, schoss das teeähnliche Getränk heraus. Einige Spritzer trafen den Kommandanten. Marik stieß einen schauerlichen Fluch aus.
Thalia Lacroix verließ schweigend den Raum. Als Santjun schmerzerfüllt die Augen aufriss, traf ihn ihr Blick. Santjun war nicht in der Lage, ihn annähernd richtig zu deuten. Das Schott schloss sich mit sattem Schmatzen. Vor Santjuns Augen drehten sich Teile der Einrichtung, und die Elemente der Leuchtdecke schienen zu flackern. Er fühlte, wie ihm sein Bewusstsein entglitt und überließ sich der grauen Dunkelheit.
Als Santjun aus der Besinnungslosigkeit auftauchte, waren die Schmerzen auf ein ertragbares Maß gesunken. Kommandant Marik saß entspannt auf dem Stuhl und hatte seine kurzen Beine übereinandergeschlagen, die Fersen der Stiefel auf Santjuns Bett gelegt.
»Wenn ich erst einmal diese Heulboje losgeworden bin, diese jaulende Medizinfrau, werde ich Ihnen zeigen, was Sie unter brutaler Gewalt erwarten dürfen, Agent Santjun!«
Mariks Stimme war unangenehm durchdringend. Santjun blickte in die stechend blauen Augen des Mannes, musterte das unregelmäßig fallende blonde Haar, dessen Farbe an Schmutz denken ließ, und die grobporige rote Gesichtshaut.
Möglicherweise genoss Thalia Lacroix dank ihrer Abstammung und ihrer Herkunft einen gewissen Status und wohl auch Schutz, überlegte er und sagte mit tauben Lippen: »Nur Santjun. Kein Agent. Mit welchen Auskünften kann ich Ihr Wohlgefallen erreichen?«
Santjuns Ironie prallte vom Kommandanten ab wie von einer Stahlplatte. Seine Stimme klang rau, als er antwortete.
»Indem Sie die Wahrheit sagen. Und wenn ich sie aus Ihnen herausprügeln muss. Malcher hat mich informiert. Sie sind ein Agent der USO, da brauchen Sie mir nichts vorzumachen. Einer der gewissenlosen Schergen jener Clique, jener Unsterblichen, die zwar über die Galaxis herrschen, aber es nicht zeigen und zugeben wollen.«
»Unsterblichkeit ist eine erstrebenswerte Sache«, brachte Santjun mühsam hervor. »Sie wissen’s besser als ich. Mit der Menge Silber, die Sie mit sich herumschleppen, Kommandant, werden Sie’s weit bringen.«
»Mein Silber tut nichts zur Sache«, blaffte das »Ekel«.
»Ich denke, Ihr Mr. Malcher hat Sie falsch informiert. Auch ein Silberherr kann sie wohl täuschen. Wenn ich das wäre, was Sie behaupten, würde ich nicht auf der Pritsche festgebunden Ihren Ausführungen lauschen müssen.«
Santjun versuchte Marik abzulenken. Natürlich hatte Malcher herausbekommen, dass er zur USO gehörte. Aber Malcher war fort, und Marik konnte keine Beweise in Händen halten. Er hatte nur die kleine Jet und den schweren Schutzanzug, auf deren Herkunft es nicht den geringsten Hinweis gab; es befand sich kein verräterisches Zeichen an dem Kleinraumschiff oder am Anzug.
Der folgende Wutanfall bestätigte Santjuns Annahme. Der Kommandant hatte die gekaperte Jet mitsamt der Ausrüstung einer genauen Prüfung unterzogen und erwartungsgemäß nichts gefunden, keinen Hinweis auf die USO oder auf offizielle terranische Institutionen.
»Ich erfahre alles, was ich wissen will. Glauben Sie’s«, schnarrte Marik. »Da helfen Ihnen Ihre blauen Augen und die Klavierspielerhände auch nicht.« Er beugte seinen Körper nach vorn; erneut wirkte er wie eine misslungene Kreuzung zwischen einem Terraner und einem Epsaler. Mit einem Ruck stand er auf und holte einen Gegenstand aus einem Schrankfach. »Schmerz ist ein uraltes, sehr praktikables Mittel.«
Marik setzte sich wieder. Seine Finger bewegten sich auf den Tasten oder Reglern eines Schaltelements. Santjuns Körper bäumte sich auf, er hörte seinen eigenen gurgelnden Schrei und krachte wieder auf das Lager zurück. Das gesamte Innere seines Körpers schien zu brennen.
»Geben Sie zu, ein Agent der USO zu sein?«
Onjar Mariks
Weitere Kostenlose Bücher