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Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen

Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen

Titel: Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Gesichts auf. Ein schmales Gesicht mit großen Augen, aus denen Sorge und Mitleid sprachen. Major Naileth Simmers’ Gesicht.
    In dem folgenden Bruchteil der Zeit, dessen Länge er nicht annähernd schätzen konnte, fasste er plötzlich eine Erkenntnis. Sie war so vage wie alle seine Eindrücke, die aus dem grellen Schmerz heraus entstanden waren.
    Hatte Mariks Schiff einen bestimmten Punkt erreicht, der möglicherweise identisch war mit dem Zielsystem des Linearflugs? Welche Bedingungen hatten sich geändert? Oder gab es, ebenso wahrscheinlich, einen Verfolger, der auf die TRAUM DER EWIGKEIT zuraste?
    Schlagartig änderte sich Santjuns Zustand.
    Kein wirklicher Schmerz mehr. Nur die Erinnerung an den Nerventerror. Santjun schaffte es, die Augen zu öffnen und seine Umgebung wahrzunehmen. Onjar Marik und Thalia Lacroix standen nebeneinander und starrten ihn mit erstaunten Gesichtern an. Als ob sie hochgradig verblüfft darüber wären, dass er noch lebte.
    »Die Umstände haben sich geändert«, sagte der Kommandant abschätzig. »Sie können wieder Ihre falsche Mildtätigkeit austoben, Frau Doktor.«
    Er drehte sich um, rempelte die Medikerin bewusst zur Seite und prallte beinahe mit dem Schott zusammen, das sich nicht schnell genug geöffnet hatte.
    Wenige Sekunden später überfluteten stabilisierende Medikamente, schmerzstillende Mittel und Aufbaustoffe Santjuns Kreislauf. Er merkte, dass er am ganzen Körper schweißbedeckt war. Die Decke lag am Boden, unter den breiten Fesselbändern war Blut hervorgequollen. Noch während Santjun sich in Gedanken mit der Änderung des Zustandes und der Umstände befasste, gellte der Alarm durch das Schiff.
    »Alarmzustand?«, fragte sich die Ärztin laut.
    »Ich bin daran unschuldig«, ließ sich Santjun vernehmen. Seine Stimme klang einzigartig: leise, rau, wie zerstoßenes Glas, über das die Metallfüße eines Roboters schlurften. »Aber es ist eine willkommene Unterbrechung.«
    Vielleicht kommt der Mistkerl um. Wenn es wirklich zu einem Gefecht kommt , dachte Santjun. Du hast es wieder einmal überlebt, Major Santjun.
    Minuten später spürte er die Erschütterungen der Schiffszelle. Die TRAUM DER EWIGKEIT wurde angegriffen und wehrte sich. Schwere Treffer schlugen in den Kreuzer ein. Dessen Geschütze traten in Tätigkeit und erzeugten typische Vibrationen und Geräusche. Der Lärm schien zu beweisen, dass das Gefecht nicht im leeren Raum, sondern innerhalb einer Atmosphäre stattfand.
    Santjun dachte an Atlan und hoffte, dass er sich nicht irrte. Der Arkonide war der richtige Mann, um ihn hier herauszuholen. Er wandte sich an die Ärztin und versuchte ein kaltes Grinsen.
    »Machen Sie mich los, und ich helfe Ihnen beim Kampf. Wollen Sie sich nicht von mir retten lassen?«
    Thalia schien mit solchen Gedanken zu kämpfen. Dann schüttelte sie den Kopf. Ihrem gesellschaftlichen Aufstieg würde eine solche Aktion nicht helfen, dachte Santjun in kurzer, plötzlicher Hellsichtigkeit. Als sie antwortete, trat ein entrückter Ausdruck in ihr Gesicht.
    »Es würde den Kommandanten in Raserei versetzen.«
    Sie musste lauter weitersprechen, denn dröhnender Lärm hallte durch sämtliche Räume des Schiffes. Sie griff nach dem Rahmen von Santjuns Pritsche, als der Schiffskörper sich sekundenlang aufzubäumen schien. Jetzt wusste Santjun, dass er nicht mehr lange auf der Liege gefesselt bleiben würde.
    »So oder so«, murmelte er und schloss die Augen. Auf seinen Netzhäuten brannte das Bild von Thalia Lacroix’ Gesicht, das sich langsam wandelte. Jetzt sah er, begehrenswert und deutlich, Naileth Simmers vor seinem inneren Auge.
     
     
    Alles hatte damit angefangen, dass Malcher seinem Leibgardisten-Chef erlaubt hatte, die Ebene seiner gesellschaftlichen Klasse zu verlassen und ein Verhältnis mit ihr, Doktor med. Thalia Lacroix, einzugehen.
    Eine Weile war es gut gegangen, aber dann hatten Mariks Ehrgeiz und sein fragwürdiger Charakter die Oberhand gewonnen, und die Beziehung war gescheitert. Das Scheitern war eigentlich vorprogrammiert gewesen, denn die hochrangige Herkunft Thalias vertrug sich nicht mit der proletarischen Attitüde, die Onjar Marik trotz seines Studiums – Raumfahrttechnik und Militärpolitik – anhaftete wie körperfüllende plastische Tätowierungen.
    Marik prügelte sich mit den anderen Leibgardisten, die ihn wegen seiner roten Epidermis und der stumpfen Nase hänselten. Aber Malcher, der die Loyalität Mariks erkannt hatte und schätzte, weihte ihn in

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