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Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen

Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen

Titel: Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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stierten in die Flüssigkeit und schienen die trägen Wellen zu zählen. Dann drehten sie ihre ovalen Körper herum und trippelten zum Kelchrand. Behende machten sie sich an den Abstieg. Kurze Zeit danach waren sie wieder am Stamm, zwischen Ranken und schorfiger Rinde kletterten sie durch das Verteidigungsgewächs der Pflanze abwärts.
    Noch immer schien es, als ob ausschließlich ich das Ziel der Blicke von vielen Dutzend Muhdarrern sei. Etwas an meiner Person schien sie magisch anzuziehen. Aber ich bekam keinen Kontakt zu ihnen, und auch das Extrahirn gab mir keinen Ratschlag.
    »Was haben wir hier und jetzt erlebt, Chepteyn?«, erkundigte ich mich mit heiserer Stimme. Die GEWINN DES DELTAS nahm knarrend und zischend Fahrt auf und drehte sich, schneller werdend, in einer weiten Kurve nach Norden. Asbertahn klappte die Brillenkrempe wieder vor die Augen und zögerte lange mit seiner Antwort.
    »In den Märchen, Erzählungen aus der Vergangenheit über Seruumi und Götter, in den Legenden, da ist alles klar, und ein Märchenerzähler könnte dir alles ausdeuten. Ihr von den Sternen wollt ja nur Erklärungen, die ihr berechnen könnt, ihr und eure Maschinen.«
    »Es dient der Erkenntnis mehr als eine Legende, wenn auch Märchen ein gewisses Maß …« Ich machte einen schwachen Versuch einer vernünftigen Erklärung.
    Asberfahn fuhr ungerührt fort: »Drei intelligente Lebensformen existieren auf Lumbagoo, dem Mond, wie wir jetzt wissen. Drei Rassen: Wir, die Seruumi, dann die Schlammer, Muhdarrer oder Dreckkriecher, die wir verachten, und die Träumer. Sie gehören zu den Legenden. Aber heute, glaube ich, haben wir alle einen Träumer gesehen.«
    Ich war sicher, dass ich – nachdem ich lange genug über die miterlebten Szenen nachgedacht und ein wenig meine Fantasie hatte spielen lassen – die Existenz der Träumer nachgewiesen hatte. Ich hielt es für sicher, dass zwei der drei Rassen späte Nachkommen der »Verlorenen von Shakon’Ar« waren. In jener Zeit, von der die halluzinatorischen Träume berichteten, waren wohl gezielte Eingriffe in den genetischen Kode vorgenommen worden. Die möglicherweise geklonten Träumer waren in der Lage, schwache Gedankenmuster der Trichterbäume zu verstärken. Aber erst nachdem sie »ertränkt« und assimiliert worden waren. Ich kannte »Venusfallen«, also Pflanzen, deren schillernder süßer Seim ihre Insekten-Opfer tötete und auflöste, die seinetwegen – gierig und lüstern wegen des Geruchs und der Farbe – in die Pflanze hineingeflogen oder -geklettert waren. Und aus der Erbsubstanz der Opfer lebte die Pflanze und veränderte sich im Lauf der Jahreszeiten und ihres Lebens. Ihre Nachkommen besaßen andere Farben und sonderten andere Lock-Gerüche ab.
     
     
    Die Attacken der Pheromone hatten wir ebenso erduldet wie die psionischen Felder. Würden sich sonst die Trichterbäume ohne atmosphärische Bewegung derart bewegt haben? Die Trichterflüssigkeit verdaute und assimilierte die Wesen, und durch eine spontane Mutation entstanden die Träumer. Der aktivierte Monolith rief aus dem Bewusstsein der Träumer die Szenen aus der kollektiven Erinnerung auf, diese Träume strahlten auf die Umgebung aus, und alle intelligenten Wesen litten unter den Psi-Aktivitäten und dem verstärkten Ausstoß pflanzlicher Pheromone. Nicht nur die Intelligenzwesen, sagte ich mir, denn auch die Echsenschlangen gerieten in Aufregung und Wut.
    Als ich mit meinen Überlegungen fast fertig war, sinnierte der Logiksektor ungewohnt vor sich hin: Reichlich viele Unsicherheiten, Arkonide, und etliche fragwürdige Analogieschlüsse. Aber das gedankliche und beobachtete Mosaik ergibt ein plausibles Gesamtbild. Dennoch harrt alles einer wissenschaftlichen Bestätigung!
    Für die uns Zeit und Gelegenheit fehlen , dachte ich, lehnte mich zurück und sah zu, wie die mächtige Ballon-Konstruktion den Kurs änderte und den Flug zur Siedlung der »Waldschweber« einschlug.
    Eine halbe Stunde später turnte ich zurück ins mittlere Compartment und wartete, bis Iasana Weiland mir einen Becher heißen Tee reichte, mit viel Zucker und Alkohol »korrigiert«. Wir diskutierten das Erlebte und sprachen über Träume und Halluzinationen, bis wir über den Wipfeln eines niedrigen Waldes das zweite Heißluftschiff entdeckten.
     
     
    Der Wald war entweder sehr viel jünger als der Dschungel, den wir kannten, oder er bestand aus einer anderen Baumart. Sie war nicht höher als siebzig oder achtzig Meter gewachsen, hatte

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