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Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen

Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen

Titel: Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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jener Silberknecht von den Schlammern ausgesucht worden wäre und sie alle einem unhörbaren Ruf aus dem schillernden Teich im Trichter gehorchten.
    Die schlangenartigen Blütengefäße vollführten einen wilden Tanz und schienen sich ineinander verknoten zu wollen. Augenscheinlich erlebten wir einen Vorgang mit, von dem die Legenden der Seruumi sprachen, und der bisher auch für die Mondbewohner von düsteren Geheimnissen umhüllt war.
    Ich versuchte zu verstehen, was Asberfahn eben gesagt hatte. Noch während ich zusah, erfasste mich wieder eine leichte Halluzination, eine traumhafte Psi-Aktivität, die offensichtlich von dem rätselhaften Vorgang ausgelöst worden war. Oder die selbst für das Erscheinen des Silberknechts verantwortlich war.
    Die Gruppe hatte ungefähr das zweite Drittel ihres mühsamen Weges zum Kelchrand zurückgelegt. Ihr Aufstieg wirkte wie die akrobatische Leistung von Risikokletterern, die ohne Sicherung einen Überhang bezwangen.
    Ich hörte, wie Asberfahn in einer Art Singsang halblaut zu reden begann, so, als erzähle er mir seinen Traum. Ein Blick zu meinen Leuten bewies, dass Iasana, Elks und Claudrin zusehends unter dem Strom von Traumeindrücken zu leiden begannen und sich mit geschlossenen Augen an den Seitenwänden des Compartments wiegten. Aber die Psi-Aktivität schien viel schwächer zu sein als beim letzten Überfall.
    Das Schiff trieb langsam auf den Ort des Geschehens zu; Asberfahn und sein Pailuten hatten die Umdrehungszahl der Luftschraube gedrosselt. Die heftig pendelnden Pflanzenstängel in den Trichterteichen gerieten in stärkere Bewegung und peitschten die Oberfläche. Die Flüssigkeit begann zu schäumen und zu brodeln. Der Geruch, der von den Kelchen aufstieg, raubte uns den Atem. Er war gleichermaßen hypnotisch und abstoßend. Schwärme von Insekten stoben aus ihren Nestern unterhalb der Kelchränder auf; ihr schrilles Summen klang aggressiver als das Schnarren von Zikaden. Asberfahn begann gepresst, leise und stoßweise, zu reden.
    »Die ganz Alten haben davon erzählt, und kaum einer hat’s geglaubt. Aber es waren schöne Legenden unseres Volkes. Die Silberknechte, so erzählten die ganz Alten, vermögen die schwachen Gedankenmuster der Wirtspflanzen zu verstärken.« Jedes Wort schien eine neue Erkenntnis aus der Sprachlosigkeit hervorsteigen zu lassen. Ich hörte dem Translator genau zu und beobachtete weiter. »Sie fügen über das Netzwerk ihrer Wurzeln die Gedanken der Bäume zusammen, über unglaublich weite Strecken.«
    Zuerst fing der Baum, an dem die Schlammer und der Silberknecht emporkletterten, an, sich zu wiegen. Seine Nachbarn folgten nacheinander seiner Bewegung. Die langsame Erschütterung setzte sich fort, und als sich das Schiff bis auf dreißig Meter dem Waldrand genähert und eine Position vielleicht zwanzig Meter über den Kelchen eingenommen hatte, bewegte sich bereits ein großer Teil des Waldes. Die Pheromonausschüttung, wahrscheinlich aus den Staubgefäßen der überdimensionalen Blüten, wurde unerträglich. Der Dschungel stank erbärmlich. Wieder kreischte und brüllte der Große Goolph. Aber auch die Bewegung der Bäume erreichte nicht die Heftigkeit der vorherigen Attacken.
    Asberfahn skandierte weiter: »Die Kelchpflanzen geben auch Botschaften guter und schlimmer Gerüche von sich. Aber wir wissen nicht, ob sie wirklich aus den Tümpeln der Trichter stammen, oder ob die Träumer woanders wohnen. Die Trichterpflanze will einen Silberknecht haben, und den bekommt sie auch. Seht hin; gleich ist es soweit. Man sagt, sie verwandele ihn in Träume.«
    Die Gestalten hatten den nach außen gestülpten Rand des Kelches erreicht. Er wirkte wie der Teil einer ins Monströse vergrößerten Lilie oder Tulpe, in deren Innerem die schillernde Flüssigkeit hin und her schwappte. Die Blütenstängel gerieten ein zweites oder drittes Mal in hysterische Bewegung. Sie peitschten auf und ab und reckten sich gierig dem Silberknecht entgegen, der über die Kante geklettert war und sich nun aufrichtete. Er wirkte gleichermaßen stolz und schicksalergeben und hob, wie beschwörend, seine haarigen Vorderglieder.
    Alles ging schnell und lautlos vor sich. Die Schlammer neben ihm packten ihn mit ihren Spinnenarmen und warfen ihn, ohne zu zögern, in die Flüssigkeit. Er überschlug sich zweimal, versank in einer leichten Schaumspur und schien von den Blütengefäßen unter die Oberfläche gezerrt zu werden.
    Die Schlammer hatten sich ebenfalls aufgerichtet,

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