Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann
Standort gut gewählt hatte. Von hier aus konnte er die Bereiche gut einsehen, durch die sich Santjun nähern würde. Sobald es auch nur das geringste Anzeichen gab, das auf eine Falle hinwies, würde er verschwinden.
Marik löste das Peilsignal aus, an dem sich Santjun orientieren konnte.
Fünf Minuten später tauchte der graue Kampfanzug des USO-Mannes hinter einer Magmaskulptur auf. Die Sonne Tainor ließ ihn hell aufleuchten.
»Landen Sie auf dem Vorsprung zwanzig Meter vor mir«, gab Marik durch. »Sind Sie bewaffnet?«
»Selbstverständlich.« Santjun ging auf der ihm angewiesenen Stelle nieder.
»Ich werde mir anhören, was Sie zu sagen haben, Agent Santjun. Seien Sie aber versichert, dass ich weit davon entfernt bin, Ihnen zu vertrauen. Eine falsche Bewegung, und wir nehmen Sie ins Kreuzfeuer.«
»Ein faires Angebot«, sagte Santjun ohne Spott in der Stimme. »Die aktuelle Lage sieht wie folgt aus: Atlans Flugaggregat ist defekt, deswegen blieb er im Raumschiff zurück. Er hat mich und einen Kampfroboter der GLADIATOR-Klasse ausgeschickt, um Sie aufzustöbern und Sie in einer Zangenbewegung anzugreifen.«
»Kennt dieser Roboter unsere Position?«
»Nein. Wenn er den ihm zugewiesenen Suchsektor nicht verlässt, wird er nicht näher als zwei Kilometer herankommen. Seine Orter können übrigens in diesem hyperphysikalischen Chaos kaum etwas wahrnehmen. Von daher sind wir sicher.«
»Noch gibt es kein wir !«, sagte Marik kalt. »Wie wollen Sie Atlan ausschalten?«
»Indem ich Sie zum Schein festnehme und zum Raumschiff eskortiere. Dort werden wir Atlan überrumpeln, ihn auf dem Planeten aussetzen und mit dem Raumschiff fliehen.«
»Verdammt!«, stieß der Silberherr zornig aus. »Das würde Ihnen so passen, mich zum Schein festzunehmen. Glauben Sie wirklich, ich falle auf einen so miesen Trick herein?«
»Ich verstehe Ihren Vorbehalt, Kommandant. Dies ist aber die einzige Möglichkeit, wie wir uns Atlan nähern können, ohne dass er Verdacht schöpft.«
»Oh, da gibt es noch andere Möglichkeiten, mein lieber USO-Spezialist«, sagte Marik mit grimmiger Freude. »Ich werde Sie als Geisel nehmen und als Druckmittel für die Übergabe des Raumschiffs verwenden.«
»Diesen Plan habe ich zuerst auch gehabt, ihn aber wieder verworfen. Atlan vertraut mir nicht mehr, seit ich mich zwischenzeitlich unerlaubt von der Truppe entfernt hatte und nun das Silbermetall trage. Er hat mich nur mitgenommen, weil ich der einzige Risiko-Spezialist war, über den er verfügen konnte.«
»Trotzdem wird er Sie nicht einfach opfern, das können Sie mir nicht weismachen.«
»Ohne mit der Wimper zu zucken. Er will Sie , Kommandant. Ich bin nur eines aus einer langen Liste von Opfern, die er in seinem Leben schon erbringen musste. Der Zweck heiligt die Mittel, wie die Terraner sagen.«
Marik atmete mehrmals tief durch. Es roch so penetrant nach Falle, dass …
»Dann werden wir es nochmals anders machen: Sie fliegen alleine zurück zum Schiff und erschießen Atlan. Dann kommen wir nach und flüchten mit dem Raumschiff«
»Das werde ich nicht tun, Kommandant!«
»Weil Sie gar nicht daran denken, sich mit mir zu verbünden. Weil Sie ein USO-Agent sind und ewig bleiben werden. Silberschmuck hin oder her.«
»Sie haben recht, Kommandant. Ich bin – ich war Agent der USO mit Leib und Seele. Indem ich aber diese Mission sabotiere und desertiere, zerstöre ich alles, was ich in meinem Leben aufgebaut und erreicht habe. Ich werde mich nie wieder auf einer Station der USO oder einer Welt des Solaren Imperiums blicken lassen dürfen. Werde alle Bezugspersonen verlieren, die ich derzeit habe. Vielleicht … vielleicht bis auf eine …« Der Satz endete in einem Keuchen.
Verdammt , dachte Marik. Er spielt die Rolle wirklich gut.
»Ich werde aber nicht zu Atlans Mörder – und ich werde verhindern, dass Sie ihn töten, Kommandant. Atlan wird ausgesetzt und kann sich von dem Ultraschlachtschiff retten lassen, das in den nächsten Stunden auftauchen wird.«
In Marik wogten die Gefühle hin und her. Konnte … sollte er Santjun vertrauen? Schon auf Lumbagoo hatte ihn der Agent mit seinen Sprüchen und Geschichten eingelullt und ihn dann hinterrücks überrumpelt. Aber welche Alternative hatte er? Die Luft-, Wasser- und Nahrungsreserven im Anzug würden ihn drei Wochen auf dieser Welt überleben lassen. Wenn er Thalias Reserven hinzuzählte, käme er auf maximal sechs Wochen. Dies unter der Voraussetzung, dass er sich lange genug
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