Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann
zum Morbiden hätte gelten können. Skurrile, verästelte Lavagebilde erhoben sich zu Hunderttausenden und erschienen in ihrer Gesamtheit wie ein alptraumhafter, gigantischer Wald. Verstärkt wurde der Eindruck durch das schräg hereinfallende Licht der Sonne Tainor, das einzelne Gebilde scharfkantig hervorhob und automatisch Assoziationen an Greifarme und Tentakel provozierte.
»Dort!«, sagte Santjun.
Ich zoomte mit meiner Helmoptik die Stelle heran, auf die der Risiko-Agent mit ausgestrecktem Arm zeigte. Zwei Gestalten in Kampfanzügen entfernten sich schwebend.
»Gut«, sagte ich. »Wir werden es folgendermaßen anstellen.«
Kapitel 37
Der Überläufer: Onjar Marik
Marik flog mehrere Meter vor Thalia. Die Funkverbindung hatte er unterbrochen, damit sie ihn nicht hören konnte. Er schrie sich die Wut und Enttäuschung aus dem Leib. Seine Stimme überschlug sich, klirrte in seinen Ohren, während das Herz wie verrückt schlug und das Adrenalin durch seinen bebenden Körper pumpte. Wenn ihm nicht irgendwo in seinem Kopf eine leise Stimme gesagt hätte, dass er noch eine kleine Chance besaß, wäre er am liebsten gelandet und hätte etwas kurz und klein geschlagen.
Innerhalb von wenigen Minuten hatte er alle Vorteile verloren, die er sich in den letzten Wochen kontinuierlich erarbeitet hatte. Und wem war dies zu verdanken?
Atlan!
Der Name des verhassten Gegners hallte vieltausendfach in seinem Geist wider und lieferte dem glutflüssigen Zorn neue Nahrung.
Ausgerechnet dem Unsterblichen, den er schon überwunden geglaubt hatte, war gelungen, Mariks ehrgeizige Pläne in letzter Sekunde zu durchkreuzen!
Seine letzte Hoffnung beruhte auf dem abgesetzten Hyperfunkspruch. Nur wenn Malcher schnellstmöglich reagierte und mit einer Flotte ins Tainor-System kam, um ihn zu suchen, hatte er eine kleine Chance auf Rettung. Aber selbst wenn dies geschehen würde, musste er seine Pläne begraben, in der Hierarchie der Silberherren in die ihm zustehende Position aufzusteigen.
Malcher würde ihm zwar die Beschaffung der Steuerkodes verdanken, doch für eine Beförderung würde es nicht reichen. Ein Anführer der Silberherren musste aus einer solch guten Ausgangslage das Maximum herausholen können.
Er hatte schlicht und einfach versagt.
Marik umflog mehrere der schwarzen Türme aus erstarrtem Magma. Vor ihm tauchte ein flacher Hügelkamm auf, der aussah, als sei er einem Meteoritenhagel ausgesetzt gewesen. Dutzende von Löchern und Höhlen klafften darin. Aus einigen traten flirrende Dämpfe.
Plötzlich spürte er einen heftigen Schlag gegen sein rechtes Bein. Er reagierte sofort, ließ sich mit seinem Flugaggregat zur Seite fallen, zog den Strahler und wirbelte herum.
Thalia ruderte mit den Armen und deutete auf die Antenne an ihrem Helm.
Marik reaktivierte die Funkverbindung.
»Mach das noch mal und ich blase dir den Kopf weg, verdammte Fita !«, schrie er zornig.
»Reiß dich zusammen, Onjar«, fauchte sie zurück. »Der USO-Agent Santjun funkt uns seit zwei Minuten an. Er will verhandeln!«
»Soll das ein Witz sein? Dies ist eine Geheimfrequenz. Wie sollte er …«
»Weil ich gut bin, Kommandant«, erklang die kratzige Stimme Santjuns in Mariks Helmempfänger.
Der Silberherr benötigte keine zwei Sekunden, um seine Überraschung niederzukämpfen.
»Agent Santjun! Was verschafft mir die unvergleichliche Ehre?«
»Ich will verhandeln. Auf persönlicher Basis.«
»Nun sind Sie wahrscheinlich vollkommen verrückt geworden. Ich verhandle nicht. Nie, hören Sie?«
»Ich will die Seiten wechseln, Kommandant!«
Santjun nannte ihn wieder Kommandant , wie er dies schon an Bord der TRAUM getan hatte, als er sich noch in Mariks Gefangenschaft befunden hatte. Damals hatte sich zwischen ihnen ein Katz- und-Maus-Spiel entwickelt.
»Erzählen Sie das einem Dümmeren, Agent Santjun«, gab Marik kalt zurück.
»Hören Sie, wir haben nicht viel Zeit«, kam es gefasst zurück. »Atlan weiß nicht, dass ich aus der Positronik der GLANZ Ihre Funkfrequenzen und den Verschlüsselungsalgorithmus extrahieren konnte. Wir haben dieselben Ziele, Kommandant, und wir werden uns gegenseitig helfen, diese zu erreichen!«
Marik atmete zweimal tief durch. Er glaubte dem Mann kein Wort. Und doch schwang etwas in seiner Stimme mit, das Marik aufhorchen ließ.
»Sprechen Sie!«
»Sie kennen meinen körperlichen Zustand, Kommandant. Seit der Behandlung durch Thalia Lacroix hat er sich stetig verschlechtert. Ich stand
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