Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann
wird ihn nicht ignorieren. Für mich kommt es jedoch nicht in Frage, Iasana Weiland ihrem Schicksal zu überlassen. Es entspricht nicht der USO-Tradition, Mitglieder der Organisation im Stich zu lassen. Dazu kommt – wie ebenfalls schon erwähnt – das Wissen unseres Gegenspielers Marik, der die Systeme des Monolithen von Lumbagoo aktivieren und teilweise steuern konnte. Dieses Wissen müssen wir nicht nur in unsere Hände bekommen, sondern es ist auch von galaktischem Interesse, dass die Silberherren keine hundertprozentige Kontrolle über die Monolithen gewinnen. Auch wenn ihre Anzahl noch unbekannt ist, stellen diese Gebilde mit ihrem Waffen- und Transportsystem einen Machtfaktor par excellence dar.«
Ich ließ zwei Atemzüge verstreichen, dann fügte ich grimmig lächelnd an: »Wir sind nur ›Sechs von der USO‹. Wir werden aber in diesem Spiel mit vielen Unbekannten den ausschlaggebenden Faktor darstellen. Das verspreche ich Ihnen.«
»Amen«, murmelte Naileth Simmers.
Ich grinste breit. »Ihnen scheint es tatsächlich schon wieder besser zu gehen.«
»Entschuldigung!«, stieß sie aus. »Das habe ich nicht so zynisch gemeint, wie es sich angehört hat, Lordadmiral!«
»Machen Sie sich keine Gedanken. Ich halte es für ein gutes Zeichen, Major. Zudem können Sie mir nun die Bitte nicht mehr abschlagen, diese kleine Zusatzlast zu tragen.«
Ich präsentierte ihr das Stoffpaket mit dem Silberschmuck. Die Frau zögerte zunächst, als überlege sie, ob ich mir möglicherweise einen Scherz auf ihre Kosten erlaubt hätte. Dann nahm sie das Paket entgegen.
»Bei Ihnen ist das Silbermetall am besten aufgehoben, Major«, sagte ich ernst. »Unter Umständen werden wir es als Zahlungs- oder Verhandlungsmittel benötigen, oder …« Mein Seitenblick traf Santjun. »… für medizinische Experimente.«
»Verstanden, Sir!« Naileth Simmers reichte das Paket Torben Santorin, der es im Gepäckfach ihres Rückentornisters verstaute.
»Das wäre es von meiner Seite. Letzte Fragen oder Bemerkungen, bevor wir uns auf den Weg machen?«
»Ja, Sir«, meldete sich Amelia Marcos. »Es ist zwar für den Moment nicht von Belang, aber ich habe erste Erkenntnisse über die Zeichnungen gewonnen.«
»Dann lassen Sie uns daran teilhaben«, forderte ich den ehemaligen Funkoffizier der IMASO auf.
»Auch wenn ich kein umfassendes Studium in Archäologie und Kunstgeschichte absolviert habe, so erscheinen mir die Darstellungen logisch aufgebaut und die Geschichte einfach lesbar.«
»Und was haben Sie daraus erfahren?«, fragte ich. Langsam brannte mir die Zeit unter den Nägeln. Die Erkenntnisse aus den Zeichnungen der Verlorenen konnten zwar später einmal von eminenter Bedeutung sein, doch derzeit war es dringlicher, sich möglichst rasch vom entfesselten Monolithen zu entfernen. Dennoch wollte ich Amelias Engagement nicht abwerten.
»Kurz gesagt, schienen sich die Wesen damals darauf vorzubereiten, in ein Todesreich – vielleicht nicht der perfekte Ausdruck, aber dementsprechend habe ich die Zeichnung interpretiert – zu flüchten. Wie es scheint, führte dies aber zu Spannungen zwischen der Regierung – oder den führenden Wissenschaftlern – und der Bevölkerung, die ernsthafte religiöse Bedenken äußerte. Das wäre vorerst alles.«
»Interessante Erkenntnisse«, bemerkte ich, »die ja in gewisser Weise zu den Visionen passen, die uns die Träumer von Lumbagoo haben zukommen lassen. Vielleicht kann Ihnen Calipher-SIM helfen, zu weiteren Erkenntnissen zu gelangen. Möglicherweise finden sich in seinen Speichern ergänzende Daten. Die Lemurer scheinen sich damals sehr intensiv mit den Hintergründen der Monolithen beschäftigt zu haben.«
»Das werde ich, Sir.«
»Gut. Dann werden wir keine weitere Zeit mehr verlieren. Sobald die Anzüge miteinander gekoppelt sind, fliegen wir los. Calipher-SIM wird die Richtung vorgeben.«
Ramit Claudrin erhob sich wie auf ein geheimes Zeichen. Sein quaderförmiger Körper mit den gewaltigen Muskelpaketen und der tonnenförmigen Brust schien sich nach der Fortsetzung des Einsatzes geradezu gesehnt zu haben.
Er klatschte kräftig in die schaufelgroßen Hände. »Fertig mit dem Kaffeekränzchen. Los, los!«
Kapitel 5
Im Herrscherpalast: Magor
Lustlos blickte er auf Magoria hinab. Die Sorgen über die Ereignisse der letzten Zeit peinigten ihn.
Sechs Shenzen-Tage war es her, dass ein rätselhaftes Unwohlsein Magorias Bevölkerung erfasst hatte. Es war nicht
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