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Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann

Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann

Titel: Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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musste.
    »Was ist mit Major Santjun?«, fragte ich Claudrin.
    »Er ist plötzlich erschlafft. Ohnmächtig, schätze ich.«
    Ich blickte mich um. Es war, wie ich es vermutet hatte: Die Verlorenen und Lemurer waren verschwunden, als hätten sie nie existiert.
    Haben sie das? , fragte der Extrasinn. Haben sie tatsächlich existiert?
    Unwillkürlich zuckte ich mit den Schultern. Dann wandte ich mich um und schritt auf Claudrin zu. Der Epsaler legte Santjun vorsichtig auf den schneebedeckten Boden. Als ich mich davon überzeugt hatte, dass sich der Risiko-Spezialist nicht in unmittelbarer Lebensgefahr befand, wandte ich mich direkt an den früheren Piloten der IMASO.
    »Sagen Sie mir die genaue Uhrzeit, Oberleutnant!«
    Claudrins Blicke wanderten nach rechts unten, wo er auf dem Innendisplay das Chronometer positioniert hatte.
    »10:12:23 am 25. April 3112«, las der Epsaler ab.
    »Mein Chronometer steht bei 10:15:48«, sagte ich. »Sie gerieten in eine temporale Anomalie. Von unserer Warte aus gesehen, haben Sie drei Minuten festgesteckt, während für Sie keine nennenswerte Zeit verstrichen ist.«
    »Hmm!«, machte Claudrin. »Ich habe tatsächlich nichts bemerkt.«
    Calipher-SIM stapfte auf uns zu und baute sich vor dem Epsaler auf. »Herr Oberleutnant«, sagte er. »Haben Sie mit dem Brigadegeneral Antistide Bolaire gesprochen? Haben Sie das Sprichwort ›Du bist nur in deiner Zeit glücklich‹ geprägt?«
    Der Epsaler blickte verdutzt an dem doppelt so großen Kampfroboter hoch. »Ich habe mit gar niemandem gesprochen«, sagte er langsam. »Ist der Blechheini verrückt geworden?«, wandte er sich dann an mich.
    »Das waren nicht ›die Zukünftigen‹ aus deiner Erzählung, Calipher-SIM«, betonte ich erneut. »Du musst dich irren. Die beiden haben sich nie in der Zeitebene der Lemurer befunden.«
    »Oh«, machte Calipher-SIM und drehte sich um.
    Die Temporalprojektionen stammten wahrscheinlich nicht einmal von diesem Planeten , wisperte der Extrasinn. Der Schleuse im Monolithen nach zu urteilen, hätten die Verlorenen in dieser Giftgaswelt nicht ohne Schutzausrüstung überlebt.
    Und die Lemurer haben diesen Monolithen wahrscheinlich nie gefunden, weil sie ihn sonst ebenfalls mit ihren Gerätschaften ausgestattet hätten , ergänzte ich.
    »Was machen wir nun?«, wollte Naileth Simmers wissen.
    »Wir nehmen die Episode zur Kenntnis und sehen zu, dass wir endlich Land gewinnen.«
    Ich nahm einen kurzen Medocheck an Santjun vor, dann machten wir uns wieder auf den Weg.
     
     
     
    Calipher-SIM
     
    Roboter hatten weder Gefühle noch träumten sie von elektrischen Schafen. Dennoch hatten die Bilder aus den temporalen Verwerfungen bei Calipher-SIM das Äquivalent seelischer Verwirrung ausgelöst.
    Sein persönliches Wertesystem geriet durcheinander. Sekundenlang war der Roboter nicht einmal annähernd in der Lage, Zustände und Qualitäten zu bemessen und Prioritäten korrekt zu setzen.
    Dazu kam, dass er weder den empfangenen Bildern noch den rekonstruierten Datenfetzen aus seinen Speicherbänken einen verlässlichen Wahrscheinlichkeitsgrad zuordnen konnte.
    Kurz: Er verstand die Welt nicht mehr.
    Calipher-SIM entschloss sich, sowohl die Bilder der plötzlich erschienenen Lemurer als auch die daraus rekonstruierten Daten vorerst mit niedrigster Priorität und geringster Wahrscheinlichkeit zu bewerten. Dies brachte sofort wieder Ordnung in seine Datenwelt.
    Und ein neues Ergebnis: Aufgrund der fehlerhaft zusammengesetzten Datenfragmente war es bei den restlichen Informationen zu einer unerwarteten Kombination gekommen. Aus dem Datenchaos schälte sich ein Name und Calipher-SIM wusste, dass dieser in der Werteskala des ursprünglichen Calipher einen hohen Rang eingenommen hatte: Anat Serkuloon.
     
     
     
    Atlan
     
    Während wir – je weiter wir kamen – stärker und stärker wurden, ging es Santjun zunehmend schlechter. Seit er aus seiner Ohnmacht erwacht war, war er nur noch ein Schatten seiner selbst. Es setzte ihm zu, dass er sich an nichts mehr erinnern konnte.
    Wir hatten seinen Anzug fest an Claudrin gekoppelt, damit sich der Epsaler um ihn kümmern konnte, falls er während des Fluges wieder ohnmächtig werden sollte.
    Noch herrschte Dunkelheit auf diesem Teil von Shenzen. Überall blitzte und irrlichterte es jedoch, sodass die Nacht nicht Ruhe ausstrahlte, sondern uns den Anschein ständiger Gefahr und Bedrohung vermittelte.
    Ab und zu tauchte eines der Schneckenhäuser aus der Dunkelheit auf, einmal

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