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Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann

Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann

Titel: Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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flogen wir über eine weitere Barackensiedlung. Ich verzichtete jedoch auf eine Untersuchung, da wir so schnell wie möglich aus dem Kernbereich des Monolithen-Einflusses verschwinden mussten, wenn wir unser Leben – und ganz besonders das von Santjun – nicht weiter aufs Spiel setzen wollten.
    Als am zerklüfteten Horizont eine kalte weiße Sonne aufstieg, hatte sich die Gegend verändert. Die Torf- und Moorlandschaft war einer Geröllwüste gewichen. Unter uns erstreckten sich weite Felsplatten, Kiesfelder und scharfkantige Klippen. Über allem lag Schnee wie hingestreuter Puderzucker. Böiger Wind verwirbelte ihn und erschuf skurrile Muster.
    Schweigend nahmen wir die Eindrücke in uns auf. Seit unserem Aufbruch hatten wir nur wenige Worte miteinander gewechselt. Niemand schien das Bedürfnis zu verspüren, sich über das Erlebte auszutauschen. Zu vieles war in zu kurzer Zeit geschehen.
    In regelmäßigen Abständen ließ ich mir die Ausschnitte der Karten in meinen Helm projizieren. Erst seit die Gegend felsiger geworden war, gelang uns die genaue Positionsbestimmung. Die Felsader, der wir folgten, erhob sich in einigen Dutzend Kilometern Entfernung zu einer flachen Gebirgslandschaft. Da wir uns noch immer nicht auf unsere Ortungsinstrumente verlassen konnten, war es mir erst jetzt gelungen festzustellen, wie weit wir uns tatsächlich vom Monolithen entfernt hatten. Derzeit waren es genau 165 Kilometer.
    Damit hatte sich auch bestätigt, dass die Grenze der unmittelbaren Strahlenwirkung – zurückgerechnet – zwischen 100 und 120 Kilometer vom Monolithen entfernt liegen musste. Seither hatte sich mein Wohlbefinden merklich verbessert, obwohl der verderbliche Einfluss immer noch spürbar war.
    Die kleine Sonne stieg weiter und verlieh dem morgendlichen Himmel die Farbe von Jade. Auch wenn ihre Strahlen keine Wärme spendeten, so schienen sie zumindest unsere vereisten Gedanken wieder ein wenig aufzutauen.
    Naileth Simmers löste den Epsaler an Santjuns Seite ab und sprach sanft auf ihn ein. Nach den ersten paar Sätzen schaltete sie auf einen Privatkanal, sodass wir die weitere Konversation nicht mehr mitbekamen. Zwischen ihnen entwickelte sich tatsächlich eine starke Bindung.
    Liebende und Sterbende , dachte ich. Und doch nur Spielbälle kosmischer Ereignisse, in die immer wieder Personen hineingezogen werden, die dies nicht verdient haben.
    Ach, und du hast es verdient, Unsterblicher? , kam es prompt vom Extrasinn.
    Ich müsste mir nur den Strahler vor die Brust halten und abdrücken , gab ich verärgert zurück. Und die Fairness wäre wieder hergestellt. Was hältst du davon?
    Mein anderes Ich verzichtete erneut auf eine Antwort.
    Calipher-SIM meldete sich erstmals seit der Begegnung mit den Temporalprojektionen wieder zu Wort und berichtete, dass er immer häufiger Funksprüche empfangen und entschlüsseln könne. Alle drehten sich um dasselbe Thema: Die rätselhaften Geschehnisse rund um den Monolithen. Offenbar hatten nicht alle Forscher nach dem Ausbruch ihre Stationen geräumt. Ein Team, das in der unmittelbaren Nähe des Monolithen stationiert war, schien auf Funkanfragen nicht mehr antworten zu können. Gleiter wurden als vermisst gemeldet, und sogar simple Wetterstationen konnten nicht mehr erreicht werden.
    Oftmals wurde gar nicht die Hand der Ahnen selbst als Ursprungsort der Störungen genannt, sondern nur Suquosh , also die Ebene, in der die Hand stand. Dies war ein weiterer Hinweis darauf, dass der Monolith für die Bewohner Shenzens bislang nur eine untergeordnete Rolle gespielt hatte.
    Zehn Kilometer vor Magoria landeten wir und nahmen den restlichen Weg zu Fuß in Angriff, weil wir noch zu wenig über die auf Shenzen verwendete Technik wussten, um sicher zu sein, dass man unsere Flugaggregate nicht anmessen würde. Dies galt ebenso für die Deflektoren.
    Claudrin schulterte Santjun, der sich zwar deutlich gegen diese in seinen Augen erniedrigende Behandlung aussprach, aber am Ende zu schwach war, um sich überzeugend zu widersetzen.
    Einmal flog ein Gleiter wenige hundert Meter an uns vorbei, doch wir fanden rechtzeitig hinter einem Felskamm Deckung.
    Die letzten dreihundert Meter – so versprach es jedenfalls die Karte – legten wir in einer Spalte zurück, die nicht auf natürlichem Weg zustande gekommen sein konnte. Wahrscheinlich die Folge einer zerborstenen Energieleitung oder Gaspipeline. Die Steigung betrug an die zwanzig Prozent. Mehrmals mussten wir eine kurze Pause einlegen, um

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