Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann
zu verschnaufen. Die Spalte endete an einer Betonwand.
Ich bedeutete den anderen, in dieser Deckung zu bleiben, und zog mich vorsichtig an der Wand hoch.
Wir hatten ein Plateau erreicht. Aus der Mitte ragte eine Felsnadel etwa hundertfünfzig Meter in den grünlichen Himmel. Auf einem Drittel der Höhe thronte – auf einer von zwei schalenförmigen, an den Seiten der Nadel angeflanschten Plattformen – ein Raumschiff.
Oben und unten abgeplattet, ähnelte es einem großen runden Kürbis. Die optischen Erfassungsgeräte des Anzugs berechneten eine Höhe von achtzig und eine Breite von hundert Metern.
Ich zog mich vollständig hoch und bewegte mich in der Deckung mächtiger Felsbruchstücke auf die Nadel zu. Als ich auf diese Weise etwa ein Drittel des Weges zurückgelegt hatte, erkannte ich, dass rund um die Felsnadel eine etwa siebzig Meter breite Öffnung gähnte.
Vorsichtig rückte ich weiter vor. Je näher ich der Felsnadel kam, desto deutlicher traten einzelne Details hervor, die eindeutig künstlichen Ursprungs waren. In der Vergrößerung der Helmoptik erkannte ich einzelne Fenster und kastenförmige Geräte, die aus dem Fels ragten.
Die Abbruchstelle verwandelte sich in eine etwa zwanzig Meter starke Kante und gab den Blick auf einen darunter liegenden gewaltigen Hohlraum frei. Mir stockte der Atem. Der Berg musste unter diesem Plateau vollständig ausgehöhlt sein!
Mehrere muschelförmige Aggregate schälten sich aus dem Halbdunkel, die vertikal aus der Felsnadel heraus traten. Ich zoomte sie etwas näher heran. Sie wiesen längliche Kerben auf und erinnerten mich an die Kiemenöffnungen eines Hais.
Luftaufbereitungsanlagen , schoss es mir durch den Kopf.
Erst jetzt erkannte ich, dass rund um die Anlagen ein verwaschenes Grau wogte, als ob ein hauchdünnes Seidentuch sanft vom Wind bewegt würde.
Ein Energieschirm , wisperte der Logiksektor. Wir können davon ausgehen, dass du die Stadt gefunden hast.
Ich schob mich um ein paar weitere Meter vor und erkannte in der Tiefe des Hohlraums erste unregelmäßig geformte Bauwerke.
Magoria!
Ich trennte mich von dem Anblick, ging im Schutz der Deckungen langsam zu den anderen zurück und ließ mich in die Spalte gleiten.
Naileth Simmers kniete neben dem Risiko-Spezialisten und kontrollierte die Anzeigen seiner Medoeinheit. Santjuns Brustkorb bewegte sich in regelmäßigen Abständen. Er musste eingeschlafen sein. Die anderen erhoben sich und sahen mich erwartungsvoll an.
Ich kurzen Sätzen schilderte ich ihnen, was ich entdeckt hatte. Zu meiner Überraschung schaltete sich plötzlich Calipher-SIM in meinen Bericht ein.
»Erhabener! Ich habe in unserer unmittelbaren Nähe die Existenz eines Positronik-Netzes aufgespürt und konnte mich ohne Mühe einloggen.«
Einen Moment war ich zu überrascht, um zu antworten. »Gut gemacht, Calipher-SIM«, sagte ich schließlich. »Und du hast bestimmt auch schon einen Weg gefunden, wie wir in die Stadt kommen.«
»Eure Gabe des ganzheitlichen Verstehens macht Euch zu einem wahren Träger des Lichts, Erhabener.«
»War das ein Ja ?«
»Unzweifelhaft, das war ein Ja . Wir müssen das Plateau zu einem Drittel umrunden. Dort befindet sich ein einfach gesicherter Rettungsschacht, der in die Außenbereiche der Stadt führt.«
Ich blickte in die Runde. Auf den Gesichtern meiner Mitstreiter standen Verwunderung und Skepsis.
»Sie haben ihn gehört, meine Damen und Herren«, sagte ich grinsend. »Auf geht's!«
Kapitel 11
46-356: Calipher-SIM
Atlan und die anderen konnten sich über seine Partizipation in diesem Unternehmen wahrlich nicht beklagen. Der Roboter hatte zwar einen weiteren Teil seiner Rechenkraft für die Bewältigung ihrer Probleme und Anforderungen bereitstellen müssen, doch dies hatte ihr Unternehmen ein gutes Stück weiter gebracht.
Ihm war es nach einer lächerlich kurzen Zeit gelungen, sich in das zentrale Rechnernetz einzuklinken. Auf diese Weise war ihm eine breite Palette an Informationen zugänglich geworden. Schnell hatte er begriffen, dass diese Stadt nicht unter denselben individualistisch-liberalen Gesichtspunkten geführt wurde wie beispielsweise die Welten des Solaren Imperiums, über die der Basisdatenbestand seines GLADIATOR-Körpers Aufschluss gab. Die Freiheit des Einzelnen zählte in Magoria nicht. Alle Fäden hielt der Herrscher in der Hand.
Informationen waren ein Mittel zur Macht, und so fanden sich in diesem Netz nicht alle Daten, die er benötigte. Erst als
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