Atlan 15 - Monolith 05 - Ceres am Abgrund
wohl ein Erbteil seines arkonidischen Vaters war. Sein Spezialgebiet war Triebwerkstechnik. Als Gegenstand ständiger Sticheleien zwischen Major Clues und ihm diente die Tatsache, dass der Erste Offizier als Terranerin mehr arkonidentypisch weißblonde Haare besaß als der Halbarkonide, dessen schulterlanges Blondhaar als Erbteil seiner terranischen Mutter mit braunen Strähnen durchzogen war.
Kolln nahm die Gespräche dieser vier Personen wahr, als wollte er sie für die Ewigkeit in sich konservieren. Auf einer zweiten Ebene floss alles an ihm vorbei, er registrierte viele Meldungen und nahm sie trotzdem nicht geistig auf. Gerade so, als ob sie ab sofort nicht mehr für ihn wichtig wären.
Was ist bloß los mit mir? , ärgerte er sich über die eigene Reaktion. Ich tue ja gerade so, als müsste ich zu einer Beerdigung gehen. Am Ende noch zu meiner eigenen. Was für ein Unsinn! Reiß dich zusammen, Gortan!
Als er auf seine Offiziere zuging, straffte er sich. Er war davon überzeugt, dass sich ein Kommandant keine Blöße vor seinen Untergebenen geben durfte, um die Disziplin nicht zu gefährden.
Tyson Moorn hatte sich gerade wieder in den Kontursessel fallen lassen. Er blickte Oberst Kolln an. Zweifellos spürte auch der Emotionaut, dass im Kommandanten etwas vorging, dass ihn eine eigenartige Melancholie erfasst hatte, die überhaupt nicht zu ihm passte.
»Ja, Chepteyn, ich höre«, sagte Tyson Moorn, und dieses Mal klang seine Stimme so ernst wie selten.
Kolln lächelte, in seiner Art war Moorn unschlagbar. Aber Genies wie der Emotionaut brauchten diese Lässigkeit als Gegenwicht zu ihrer verantwortungsvollen Arbeit. Emotionauten durfte man nicht mit normalen Maßstäben messen, aufgrund ihrer Begabung waren sie etwas Besonderes unter den Raumfahrern, fast schon Exoten.
»Ich kann mich nicht daran erinnern, Sie angesprochen zu haben, Major«, entgegnete Oberst Kolln. »Deshalb können Sie auch nichts von mir hören.«
Moorn wiegte den Kopf hin und her. »Sie sahen gerade so aus, als wollten sie etwas sagen, Sir.«
»Eigentlich nicht. Ich wollte nur die neuesten Informationen von Ihnen erfahren«, gestand der Kommandant. »Oder zumindest die aktuellsten Gerüchte, die in der MORPHEUS die Runde machen.«
Moorn hob abwehrend beide Hände und schüttelte den Kopf.
»Chepteyn, Sie wissen doch, dass ich weder jemals etwas weiß noch es verrate.«
»Alle Ihre Hemden müssen blütenweiß sein, Major«, spöttelte der Oberst. »Sie sind zu beneiden.«
»Ich habe leider keine Westen, da müssen schon die Hemden ausreichen«, ging Tyson Moorn auf den ungewohnt laxen Tonfall ein. »Aber es stimmt, Sir, manchmal beneide ich mich schon selbst. Aber nur selten und wenn dann fast gar nicht.«
Gortan Kolln verdrehte die Augen. »Ich bin gespannt auf den Tag, an dem Ihnen die Sprüche ausgehen. Aber den werde ich wohl nicht so schnell erleben.« Sein Gesicht verdüsterte sich wieder.
Tyson Moorn ließ ein Akustikfeld über dem Oberst und sich entstehen. So konnten sie sich ungestört miteinander unterhalten.
»Was ist los mit Ihnen, Sir?«, fragte er geradeheraus. »Wir alle in der Zentrale spüren doch, dass Sie anders sind als sonst. Genau darüber haben wir uns unterhalten, es sind doch keine Hirngespinste, wenn vier Ihrer Offiziere die gleiche Beobachtung machen.«
Kolln blickte den Emotionauten einige Sekunden an, das Gefühl, das sich währenddessen in den Vordergrund schob, war der Ärger darüber, dass er seine Disziplin vernachlässigt hatte, sonst hätten seine Untergebenen nichts von seinem Gemütszustand bemerkt.
»Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was mit mir los ist, Major«, antwortete er langsam. »Normalerweise müsste ich mit einer solch großen militärischen Präsenz im Rücken absolut ruhig sein, aber ich bin es nicht. Und was sollte einem Ultraschlachtschiff schon geschehen!«
»Dann bezieht sich ihre Unruhe vielleicht auf den Planetoiden?«, mutmaßte Tyson Moorn. »Darauf dass Lordadmiral Atlan oder diesem Silbermann etwas passieren könnte.«
Kolln zuckte mit den Schultern, ihm wurde das Gespräch zunehmend unangenehm. Bevor er es abrupt beenden konnte, erhielt er eine Meldung von der Ortungsabteilung. Moorn löste das Akustikfeld auf.
»Sir, im Raum um Ceres entstehen ausgedehnte Blasen jener Strahlung, die für den Monolithen typisch sind. Nur ist die Strahlung in diesen Blasen weitaus stärker, als es auf Shenzen der Fall war. Es sind fast schon tödliche Werte«, meldete die
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