Atlan 15 - Monolith 05 - Ceres am Abgrund
Standort gegenüberliegenden Seite.
»Das ist doch unmöglich«, raunte der Kommandant der MORPHEUS. »Wer hat die technischen Möglichkeiten, einen großen Planetoiden und ein kaum kleineres Raumschiff einfach so zu versetzen? Sind wir etwa durch einen unsichtbaren und riesengroßen Transmitter geflogen?«
Der Emotionaut ließ die SERT-Haube wieder herunterfahren, um Einfluss auf das Geschehen zu nehmen. Fort, nur fort von hier! , hämmerte es hinter seiner hohen Stirn. Wir dürfen nicht hier bleiben! Er hatte das untrügliche Gefühl, sofort verschwinden zu müssen, die Vorahnung einer unsagbar großen Katastrophe.
Tyson Moorn leitete den Start umgehend ein. Durch die Verbindung mit der SERT-Haube konnte er um ein Vielfaches schneller reagieren als ein normaler Pilot.
Die Fusionsmeiler im Triebwerksraum des Ultraschlachtschiffs arbeiteten auf Volllast, da das Strukturfeld des Unterlicht-Impulsantriebs für die immense Beschleunigung quasi aus dem Stand heraus gewaltige Energiemengen benötigte.
»Vorsicht! Sowohl die MORPHEUS als auch der Felsbrocken werden von einem Feld eingehüllt …«, rief Leutnant Colver. Tyson Moorn kam die Meldung zu kurz vor, gerade so, als würde die Sprecherin mitten im Satz ausgeschaltet.
»Die MORPHEUS ist absolut sicher. Wer kann einem Ultraschlachtschiff schon etwas anhaben?«, hatte Oberst Gortan Kolln einen Tag zuvor gefragt. In diesen letzten Sekunden seines Lebens wusste der Emotionaut, dass die Worte des Kommandanten reine Hybris gewesen waren. Er wusste nun, woher dessen Nervosität gekommen war – Kolln hatte das Verhängnis, das ihn Lügen strafen würde, vorausgeahnt.
Moorns Hände verkrallten sich in die Lehnen seines Kontursessels, der Emotionaut bemerkte nicht, wie sehr er körperlich mitfieberte. Er bemerkte auch nicht, dass er regelrecht verkrampfte, so stark war er in der Konzentration versunken.
Fünf Sekunden später konnte Tyson Moorn nichts mehr bemerken, denn er war zu diesem Zeitpunkt schon tot! Gerade so wie die gesamte Zentralebesatzung.
Sie bekamen noch den unbeschreiblichen Lärm mit, den der Planetoid verursachte, als er in die MORPHEUS hinein versetzt wurde, mehr aber nicht. Zwei Drittel des zweieinhalb Kilometer durchmessenden Ultraschlachtschiffs verschwanden spurlos, ebenso die meisten Mitglieder der Besatzung.
Nur diejenigen, die sich zum Zeitpunkt der Katastrophe auf der richtigen Seite des Schiffes befanden und einen Raumanzug trugen, kamen mit dem Leben davon.
Es waren verdammt wenige.
Nur fünf von über fünftausend …
Kapitel 28
Dienstag, 7. Mai 3112
Gruppe eins
Sie hatten den schmalen Gang hinter sich gelassen und standen vor dem Eingang zum Monolithen. Ein großes wuchtiges Tor versperrte den Zugang. Oberleutnant Steph Barkin kannte derlei Vorrichtungen, es handelte sich um das Schott einer Luftschleuse.
»Wahrscheinlich können wir dahinter endlich die Helme zusammenklappen und sind nicht auf den Schutzanzug und dessen Sauerstoffversorgung angewiesen«, hoffte Feldwebel Moharian Kowran, nachdem sie festgestellt hatte, dass sich kein Gegner auf ihrer Seite des Tors befand. Sie gestikulierte dabei heftig mit den Händen. »Nach über einem Tag wird auch der beste Anzug zur Last.«
»Ohne Schutzanzug könnten wir hier unten überhaupt nicht überleben«, gab Steph Barkin zu Bedenken. »Aber Sie haben recht, es wird wirklich Zeit, dass wir aus den Anzügen kommen.«
»Eine warme Dusche, ein kaltes Bier und etwas Knackiges«, schwärmte jemand aus der Gruppe, alle lachten darüber. Barkin konnte nicht erkennen, wer es war, aber es war letztlich auch gleichgültig.
»Ruhig, Leute«, befahl er. »Wir wissen nicht, ob die unseren Funk abhören können, deshalb sollten wir uns hier nur auf das Nötigste beschränken.«
Die Funkpause wurde aber nicht sehr lange eingehalten. »Warten wir auf den Lordadmiral, oder versuchen wir vorher einen Durchbruch?« Das war erneut Moharian Kowran gewesen.
Barkin blickte auf sein Chronometer. Er hatte schon einige Zeit nichts mehr von den beiden anderen Gruppen gehört, da auch mit ihnen Funkkontakt nur für den Notfall ausgemacht worden war.
Das Schwächegefühl kam unerwartet. Fast wäre Oberleutnant Barkin gestolpert, er konnte sich im letzten Augenblick an einer Wand festhalten.
»Was war das eben gewesen?«, flüsterte jemand aus der Gruppe. »Ich fühle mich so unendlich alt und schwach. Mit einem Mal …«
»Mir geht es ebenso«, bestätigte Moharian Kowran. Wenn sie
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