Atlan 16 - Monolith 06 - Sprung ins Jenseits
des Zellaktivators eine kaum zu bezähmende Müdigkeit.
Kapitel 7
Ronald Tekener
9. Mai 3112
»Ich verabscheue Verräter in den eigenen Reihen. Beim Gegner können sie mir durchaus sympathisch sein. Die Verlässlichkeit der Informationen ist gesichert?«
Ich nickte. Die Vorstellung, dass ein USO-Spezialist mit Malcher kollaborierte, erschütterte meinen Stellvertreter nicht weniger als mich. Ronald Tekener schien vor mir zu stehen, doch er hielt sich in dem ausgehöhlten Asteroiden Quinto-Center auf, dem Hauptquartier der United Stars Organisation, benannt nach Nike Quinto, dem Chef der legendären Abteilung III.
»Ich kenne nichts, was Besorgnis erregender wäre. Die Tatsache, dass wir unterwandert sind oder dass wir es nicht einmal bemerkt haben.« Der athletisch gebaute Smiler, der sein Haar nach Arkonidenart schulterlang trug, sah mich offen an. Die sein Gesicht entstellenden Narben, die von den Lashat-Pocken herrührten, taten seinem Ruf als Frauenheld keinen Abbruch, sondern verliehen ihm eine Aura der Härte und Entschlossenheit. »Woher stammen die Informationen?«
»Decaree Farou und Admiral Jeska Torrn sind unterrichtet. Sie haben gewisse Vorarbeiten geleistet.«
»Weshalb gehen sie der Angelegenheit nicht weiter nach?«
»Bei aller Wertschätzung für die Damen, aber ich will, dass du die Sache untersuchst.« Tekener verfügte über eine herausragende Intelligenz, Logik und Reaktionsschnelligkeit. Hinzu kamen sein beinahe fotographisches Gedächtnis, sein untrüglicher Instinkt und seine Zähigkeit, mit der er sich in eine Problemstellung regelrecht verbeißen konnte. Besonders als eine Hälfte des sogenannten Psycho-Teams hatte er im Zusammenspiel mit dem Kosmokriminalisten Sinclair Marout Kennon seine Fähigkeit zur Aufdeckung von undurchsichtigen Machenschaften gezeigt.
»Ich verstehe. Aber ich bin erst vor wenigen Stunden von meinem Risikoeinsatz nach Quinto-Center zurückgekehrt und hatte noch keine Gelegenheit, mir einen Überblick zu verschaffen.«
»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Tek. Nur hole es bitte unverzüglich nach. Ich halte es für möglich, dass der Verräter in USO-1 sitzt.«
»Hier?«
»Vielleicht.« Ich berichtete von unseren Erkenntnissen über die Machenschaften der Agenten Terry Ulcarach und Rion Part.
»Mit welchem Auftrag waren sie auf Thanaton stationiert?«
»Du stellst die richtige Frage, Tek. Ich erfuhr vom Einsatz der beiden Agenten erst, als über ein Ende ihrer Mission nachgedacht wurde. Aber warum wurde sie überhaupt gestartet? Zweifellos um beständigen Druck auf Malcher auszuüben. Ihre Gegenwart auf Thanaton sollte ihn jederzeit an das Einhalten einer Absprache erinnern. Unser unbekannter Verräter hat Malcher erpresst, um an Silbermetall zu kommen.«
»Das setzt eine gewisse Position voraus«, überlegte Tekener, »und grenzt die Zahl der Verdächtigen ein.«
»Admiral Torrn hat sie noch weiter eingegrenzt. Auf drei Männer fokussieren sich die Ermittlungen. General Dermit Dawson sowie der terranische USO-Spezialist Jöndal Kerris und der Ferrone Hichtor. Jeder von ihnen stand in der Vergangenheit irgendwann mit Terry Ulcarach in Verbindung, und sie besaßen zumindest ansatzweise Kenntnis von meiner Mission nach Ranjokhan. Die Unterlagen liegen auf deinem Schreibtisch.«
»General Dawson?« Mein Stellvertreter legte die Stirn in Falten.
»Du kennst ihn, Tek?«
»Einen General der USO? Klar! Wir hatten bei einem Einsatz auf Lepso kurz miteinander zu tun.«
»Dein Eindruck von ihm?«
»Ein integrer Mann und ein bestens geschulter Spezialist, dessen Lebensmittelpunkt die USO darstellt.« Tekener tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Schläfe. »Aber wer kann einem Menschen schon hinter die Stirn sehen?«
»Richtig. Lass deine Verbindungen spielen, Tek. Außer Decaree Farou und Admiral Torrn ziehen Sie keine USO-Angehörigen ins Vertrauen.«
Tekeners holographisches Abbild zeigte keine Regung, nur die Stimme meines Stellvertreters wurde eine Nuance frostiger. »Du stellst die ganze USO infrage?«
»Nein, aber eine Handvoll schwarzer Schafe genügen, um die Aufrichtigkeit Tausender lauterer Spezialisten zur Farce zu machen. Wem kann man vorbehaltlos vertrauen, wem nicht? Ich halte beileibe nichts von Sippenhaft, doch wir können es uns nicht erlauben, ein Risiko einzugehen.«
»Nein, Chef. Das können wir wohl nicht.« Teks distanzierte Antwort zeigte mir, dass er mit meiner Entscheidung nur bedingt einverstanden
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