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Atlan 16 - Monolith 06 - Sprung ins Jenseits

Atlan 16 - Monolith 06 - Sprung ins Jenseits

Titel: Atlan 16 - Monolith 06 - Sprung ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Mehnert
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gegeben hatte. In der Folge des langsamen Zerfalls der Monolithen hatte sich das Material allmählich verflüchtigt. In einem Prozess, den man später als stille Deflagration interpretiert hatte. Auf irgendeine mysteriöse Weise schien es an die Existenz der Monolithen gebunden gewesen zu sein. Vielleicht hatte sogar Malcher das erkannt und sich auch deshalb so lange mit den Hinterlassenschaften der Verlorenen beschäftigt.
    Weitere Einträge zu den Verlorenen oder Anat Serkuloon fand ich nicht, dafür aber Notizen zum persönlichen Verhältnis zwischen Santjun und Calipher-SIM, nachdem der Roboter den Silbermann vor Malcher gerettet hatte. Wenn ich sie richtig deutete, schien sich zwischen ihnen eine enge Freundschaft entwickelt zu haben, was daran liegen mochte, dass sie beide Gefangene dieses Planeten gewesen waren. Calipher-SIM hatte sich immer mehr zu einem eigenständigen Charakter, ja zu einer Lebensform entwickelt, zu einem zynisch-harten, aber loyalen und ehrlichen Burschen mit einem sonderbaren Humor, wie die immer wieder auftauchende lächelnde Katze bewies.
    Ich tastete nach der Metallplatte in meiner Tasche, und plötzlich fiel mir auf, dass die längst verstorbene Iasana Weiland mir möglicherweise das Leben gerettet hatte. Sie hatte damals eigenmächtig die positronische Kopie Caliphers angefertigt und in einen GLADIATOR-Kampfroboter geladen. Hätte sie es nicht getan, hätte es keinen Calipher-SIM gegeben, und Malcher wäre vermutlich noch am Leben und im Besitz der Kontrolle über das Durchgangssystem – und ich wäre tot.
    So hingegen hatte Calipher-SIM die letzten Geheimnisse um seinen Herrn Anat Serkuloon und seine Tochter gelöst und die beiden Lemurer ebenso wie Malcher in der Halle des hiesigen Monolithen begraben. Er war es auch gewesen, der die Leichen der Verlorenen geborgen und sie in der Steuerzentrale aufgebahrt hatte.
    Ich fand einen letzten Eintrag Santjuns, der zehn Jahre zurücklag. Nach 119 Jahren in Gefangenschaft war er müde geworden. In Frieden mit sich selbst hatte er endlich das Silbermetall abgelegt, das ihn so lange am Leben erhalten hatte.
    Warum hast du nicht noch zehn Jahre gewartet, Major? , dachte ich. Zumindest wärest du dann in Gesellschaft eines Freundes gestorben.
    Calipher-SIM hat Santjun bis zu seinem Tod als Freund begleitet , meldete sich erneut der Extrasinn. Diese Tatsache solltest du als tröstlich ansehen, sentimentaler Narr.
    Genau das tat ich. Ich betrachtete Santjuns Leichnam ein letztes Mal und stellte mir vor, wie Calipher-SIM den Toten auf sein Lager gebettet und die Hütte in den Zustand versetzt hatte, in dem das KoKom sie vorgefunden hatte. Ich führte die Hand zur Schläfe und verließ kurz darauf die Hütte.
    In der Station traf ich auf Deirdre Chrus.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
    Ich nickte.
    »Ihr habt keine Spur von Calipher-SIM gefunden?«, fragte ich nach einer Weile.
    Deirdre Chrus schüttelte den Kopf. »Er ist wie vom Erdboden verschluckt.«
    Bist du irgendwo da draußen? , dachte ich. Calipher-SIM war ein unverwüstlicher GLADIATOR, so robust, dass selbst die erhöhte Hyperimpedanz ihm kaum etwas anhaben konnte. Die Überlegung, dass er in den Tiefen des undurchdringlichen Dschungels oder in einem der Gebirge lebte, war nicht ganz abwegig. »Er könnte irgendwo über die Oberfläche dieser Welt wandeln. Vielleicht ist es ihm sogar gelungen, von hier zu fliehen und einen Weg aus dem Hyperkokon hinaus zu finden.«
    »Oder er ist nach Santjuns Tod tief in den Urwald gegangen und hat seine Systeme abgeschaltet.«
    Nein, daran glaubte ich nicht. Weder war Calipher-SIM seinem Herrn Anat Serkuloon, nach dem er so lange so sehnsüchtig gesucht hatte, in den Tod gefolgt, noch hatte er das nach Santjuns Dahinscheiden in Erwägung gezogen. Denn sonst hätte er sich, davon war ich überzeugt, in Santjuns Hütte abgeschaltet, damit man sie beide eines Tages zusammen fand. »Er lebt«, verlieh ich meiner Überzeugung Ausdruck.
    »Er existiert.«
    »Täte er nur das, hätte er sich dann von Wünschen und Träumen leiten lassen statt von seiner ursprünglichen Programmierung?« Ich war schon häufig mit der Frage konfrontiert worden, wo etwas künstlich Erschaffenes durch die Entwicklung von Eigenständigkeit und Persönlichkeit, die Fähigkeit zu Kreativität und dem Treffen eigener Entscheidungen zu Leben wurde. Douc Langur und die sieben Mächtigen waren beste Beispiele dafür. Derlei Grenzfälle beinhalteten stets eine tragische Komponente,

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