Atlan 16 - Monolith 06 - Sprung ins Jenseits
war. »Du bleibst auf der Erde?«
»Zunächst, ja. Ich muss mit Rhodan konferieren. Ich hörte, Gucky sei von einem Einsatz zurück. Seine Unterstützung kann ich gut gebrauchen. Außerdem zapfe ich die Kanäle von Imperium-Alpha an und nehme die SolAb in die Pflicht.«
Tekener presste die Lippen aufeinander. Hart traten seine Wangenknochen hervor. Die Lashat-Narben in seinem Gesicht erinnerten mich an die fraktalen Muster, die Santjun zeichneten. Ich konnte lesen, was Tek dachte. Zur Abwehr hast du derzeit mehr Vertrauen als zu deiner eigenen Organisation, Lordadmiral.
Ich verabschiedete mich und unterbrach die Verbindung. Die Vorbehalte des Smilers bereiteten mir kein Kopfzerbrechen. Er würde sich von ihnen bei seinen Nachforschungen nicht beeinflussen lassen. Ich ließ mich auf einem Stuhl nieder und gönnte mir ein paar Minuten Ruhe. Obwohl die Ereignisse um die Monolithen unaufhaltsam ihrem Höhepunkt zusteuerten, war ich am gestrigen Tag untätig geblieben, um Energie zu tanken. Nach dem Rückflug zur Erde war ich körperlich ausgelaugt gewesen und trotz des vorübergehend angelegten Zellaktivators fast kollabiert. Santjun hatte es noch schlimmer erwischt. Den Ärzten war nichts anderes übrig geblieben, als ihn für ein paar Stunden in einen künstlichen Tiefschlaf zu versetzen. Heute ging es ihm besser.
Trotzdem lebte er nur noch wegen des Silbermetalls in seinem Körper.
Quinto-Center, auch bekannt als USO-1, durchmaß 62 Kilometer und war bis auf die sechs Kilometer dicke äußere Felsschicht vollkommen ausgehöhlt. Etwa 80.000 Terkonitverstrebungen und ein ausgeklügeltes System von Prallfeldern hielten den Asteroiden stabil und verhinderten, dass er unter seinem eigenen Gewicht kollabierte. Denn das Stationsinnere, unterteilt in fünfhundert Hauptdecks mit jeweils einhundert Meter Höhe, war angefüllt mit Forschungslabors, Fertigungshallen und Ausbildungszentren, Kampf- und Trainingseinrichtungen, Quartieren, Einkaufszentren, Werftanlagen, verborgenen Raumhäfen und unterirdischen Großkraftwerken – alles miteinander verbunden durch ein verzweigtes Transmitternetz.
Das eigentliche Herz, die Hauptzentrale in einer achthundert Meter durchmessenden Kugel mit einer fünf Meter dicken Terkonitstahlwand, befand sich im Zentrum der Anlage und war nur für legitimierte Führungskräfte zugänglich.
Nichtautorisierte Eindringlinge wurden von automatischen Sicherheitseinrichtungen ohne Vorwarnung liquidiert. Was auf den ersten Blick martialisch erschien, war unabdingbar. Ein einziger Agent einer fremden Macht konnte eine Katastrophe auslösen. Zwar trieb der Asteroid, der bei einer Betrachtung aus dem Weltall aussah wie eine gigantische, pockennarbige Kartoffel, seit tausend Jahren ein gutes Stück oberhalb der Milchstraßenebene und weitab irgendeines Sonnensystems unentdeckt im interstellaren Leerraum, doch jedes Geheimnis wurde irgendwann aufgedeckt.
Im Grunde hatte die USO bis heute Glück gehabt. Das hatte nichts mit Schwarzseherei zu tun. Tekener war ein zu großer Realist, um sich einzubilden, dieser Zustand würde bis in alle Ewigkeit andauern. Er war überzeugt davon, dass der Tag kommen würde, an dem die USO gezwungen wäre, Quinto-Center aufzugeben und sich nach einem anderen Hauptquartier umzusehen.
Tekener drängte diese wenig erfreuliche Aussicht von sich. Er ließ sich von einem Transportband Richtung Anlagenkern tragen, wo sein Büro untergebracht war. Obwohl die Zeit drängte und Atlan auf der Erde Ergebnisse erwartete, verzichtete der Smiler auf die Benutzung eines Transmitters. Ein paar Menschen, die ihm begegneten, grüßten ihn. Er kannte sie nicht, doch ein Zellaktivatorträger und damit relativ Unsterblicher, der zudem als leidenschaftlicher Spieler und verwegener Draufgänger einen besonderen Ruf genoss, erregte selbst an diesem Ort Aufsehen.
Eine Viertelmillion Terraner, Außerirdische und umweltangepasste Menschen hielten sich zurzeit in Quinto-Center auf. Die Personalstärke variierte. Sie wurde immer dann erhöht, wenn sich eine galaktische Krise abzeichnete. Ronald Tekener hatte sich einen Überblick über die Ereignisse der vergangenen Tage verschafft. Von einer sich nur abzeichnenden Krise konnte keine Rede mehr sein. Sie war längst da und hatte bereits unter dem Etikett »Monolith-Krise« Einzug in die öffentliche Berichterstattung und den täglichen Sprachgebrauch gefunden.
Durch meinen Risikoeinsatz hätte ich sie fast verpasst , dachte er. Eines Tages
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