Atlan TH 0001 – Raumschiff SOL in Not
übereinanderliegenden Ebenen. Zwischen den einzelnen Gebäuden wuchsen Bäume in saftigem Grün. Menschen eilten hin und her, verschwanden in den Häusern oder in den Eingängen zu den Untergrundbahnen.
Die Sonne stand als tiefroter Ball über dem Horizont und tauchte die Landschaft und die Häuser in ein eigenartig warmes Licht. Das Gesicht einer lachenden Frau wurde übergroß sichtbar. Neben ihr balgte sich ein kleiner Junge mit seiner etwas älteren Schwester um einen Spielzeugroboter.
Dann war Nacht, und ein Lichtermeer flammte über der Stadt. Die Musik wurde rhythmischer und lauter, aber die Klänge waren angenehm. Sie vermittelten die Gefühle der Menschen in einer anderen Sprache.
Die Töne wurden noch einmal leiser, als am dunklen Nachthimmel die schmale Sichel des Mondes auftauchte. Die Sterne glitzerten ungewohnt stark und in allen Farben. Das Bild verblasste, und die Musik erstarb.
Als der Film zu Ende war, ging das Licht an.
»Hübsch«, sagte Argan U einfältig. Er saß links von Candyr Hartz. Auf der anderen Seite des Buhrlos hockte Lamina Floter mit verträumtem Blick. Ihre Augen waren noch immer auf die Leinwand gerichtet.
Valara Brackfaust erhob sich aus der vordersten Reihe. Vor der Leinwand war ein kleines Pult aufgebaut. Darauf lag ein fußballgroßer Gegenstand, der von einem Brokattuch bedeckt war.
Zu diesem Pult ging die Frau. Sie griff in die Tasche ihrer Kombination und holte ein faustgroßes, stacheliges Tier hervor. Das war Piex, ihr ständiger Begleiter seit vielen Jahren. Piex ähnelte einem Igel. Tatsächlich besaß er eine stachelige Haut, jedoch waren diese Stacheln dunkelgrün. Valara hatte ihn vor Jahren auf einem Planeten gefunden, als die SOL eine Zwischenlandung durchgeführt hatte, um Rohstoffe aufzunehmen. Seit dieser Zeit bestand ein treues Verhältnis zwischen der Solanerin und dem Extra.
Piex ließ sich nur von seiner Herrin anfassen. Wenn jemand anders ihn berühren wollte, sträubten sich seine Stacheln, und er rollte sich sofort zusammen. Die Freundschaft hatte für die Frau einen unschätzbaren Vorteil, denn Piex verfügte über einen ausgeprägten Instinkt. Wenn seiner Herrin Gefahr drohte, machte er sich auf eine recht eigentümliche Art und Weise bemerkbar. In seiner Ruhestellung bevorzugte er eine senkrechte Wand. Wenn Gefahr im Verzug war, ließ er sich einfach zu Boden fallen.
Valara hängte den kleinen Kerl seitlich an das Pult. Sie wartete eine Weile, um den gezeigten Film auf die anwesenden Terra-Idealisten nachwirken zu lassen.
Trotz ihrer untersetzten, etwas zu fülligen Figur war Valara eine aparte und anziehende Erscheinung. Was ihr an letzter Geistesschärfe fehlte, ersetzte sie durch bedingungslose Ehrlichkeit und Geradlinigkeit. Sie war 36 Jahre alt und ohne feste Bindung. Ihr Lebensziel war die Verbreitung der Ideen der Terra-Idealisten, und das waren letztlich ihre eigenen Gedanken. Auf einen Nenner gebracht, war ihr Ziel die Rückkehr zur Scholle eines Planeten, am besten die Rückkehr zur Erde.
»Terraner«, begann sie bedächtig zu sprechen. Große und viele Worte lagen ihr nicht. Sie überzeugte durch einfache und sachliche Aussagen. Damit konnte sie ihre Anhänger durchaus mitreißen. »Ich habe euch, meine engsten Freunde, hierher gebeten, um euch diesen Film von der Erde zu zeigen. Glaubt mir, es war ein hartes Stück Arbeit, ihn in die Hände zu bekommen. Ohne Terraner Argan U hätte ich es nicht geschafft.«
Die Widersinnigkeit der Bezeichnung des Extras bemerkte sie nicht. Vielleicht sah sie auch bewusst darüber hinweg. Schließlich hatte der Puschyde die Erde noch nie gesehen, und zu den Menschen hatte er nur ein eher zwiespältiges Verhältnis.
»Der Film spricht für sich«, fuhr Valara fort. »Wer von ihm nicht verzaubert wird, hat die Ziele unserer Organisation nicht verstanden.«
Ihre Worte waren so offen und hart wie ihr Wesen. Aber gerade das machte sie anziehend. Sie strich sich die braunen, gelockten Haare aus dem etwas zu breiten Gesicht und blickte auf die Versammelten. Mit ihr waren fünfzehn Terra-Idealisten anwesend. Sie hatte den Kreis für diese Konferenz bewusst klein gehalten. Nur ihre engsten Mitstreiter und Gefolgsleute waren anwesend.
»Wer war der auffällige Mann auf dem Raumhafen?«, fragte Lamina Floter. »Er besaß eine ungewöhnliche Ausstrahlung.«
Um Terranies Lippen flog ein leichtes Lächeln. »Das war der Terraner, dem Terra fast alles zu verdanken hat. Es war der Mann, der den Solanern
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