Atlan TH 0003 – Der Katzer
stehen und wandte sich um.
Der Korridor endete vor einer schweren Stahltür, die von dieser Seite aus nicht zu öffnen war. Also kehrte die Frau um. Dreißig Meter zuvor hatten sie eine rechtwinklige Abzweigung passiert, diese jedoch, da sie nur spärlich erhellt war, unbeachtet gelassen. Nun mussten sie jenen Weg gehen.
Eine Leuchtschrift in großen, grellen Buchstaben stach förmlich ins Auge. TERRANER WEHRT EUCH!, stand da zu lesen.
»Wer oder was sind Terraner?«, wollte Sylva wissen. Marra zuckte die Schultern.
»Genau kann ich es auch nicht sagen«, meinte sie. »Aber ich glaube, dass es nur ein anderes Wort für Solaner ist.«
Vom entfernten Ende des schmalen Ganges näherten sich hastige Schritte. Trotz der schlechten Lichtverhältnisse konnte Marra zwei Männer in silbernen, hochglänzenden Metallfolienanzügen erkennen.
»Vystiden«, raunte sie erschrocken. »Wir müssen weg von hier.«
Aber die Brüder der zweiten Wertigkeit waren schon auf sie aufmerksam geworden.
»Bleibt stehen!«, rief einer mit lauter Stimme. Marra wusste, dass es sinnlos war zu fliehen. Die Vystiden trugen weitreichende Waffen.
»Sagt nichts«, flüsterte sie ihren Kindern zu. »Wenn sie etwas fragen, überlasst mir die Antwort.«
Die Männer kamen näher.
»Was sucht ihr hier?«, herrschte der Größere der beiden Marra an.
»Wir sind auf dem Weg in unsere Kabine«, murmelte die Frau.
»Lauter!«
Marra wiederholte den Satz. Der Vystide schien damit zufrieden.
»Und das da?« Er deutete auf den Schriftzug. »Warum beschmiert ihr die Wand mit solchem Unsinn?«
»Das waren wir nicht.«
»Aber ihr habt es gelesen. Das ist mindestens ebenso schlimm.«
Als Marra nichts darauf erwiderte, brüllte er sie an: »Antworte gefälligst! Habt ihr es gelesen?«
»Ja«, kam es zögernd.
»Was ist das, ein TERRANER?«, platzte Germa mit weinerlicher Stimme heraus. »Meine Mutter weiß es nicht.«
»Ach ja?«, machte der Vystide überrascht und funkelte Marra wütend an. »Dein Glück, dass du es nicht weißt. Es könnte dich sonst den Kopf kosten.«
»Wir verfolgen ein Monster«, meldete sich der zweite Mann zu Wort. »Einen Kerl mit leuchtenden Schuppen. Wir waren ihm schon verdammt nahe. Habt ihr ihn gesehen?«
Marra bemerkte die Entschlossenheit in den Augen des Mannes und erstarrte innerlich.
»Nein«, kam es tonlos über ihre Lippen. »Uns ist keine dieser ... Missgeburten begegnet.« Sie fühlte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. Germa griff nach ihrer Hand und drückte sie fest.
»Und ihr«, fuhr der Vystide die Kinder an, »habt natürlich ebenfalls nichts bemerkt?«
Sylva schüttelte stumm den Kopf; Germa begann leise zu schluchzen.
»Sie haben Angst vor euch«, sagte Marra. Schon wollten die Brüder der zweiten Wertigkeit ihren Weg fortsetzen, als der eine stockte.
»He«, rief er überrascht aus. »Was ist das?« Er starrte Germa an. Dann bückte er sich, packte sie mit einer Hand am Kinn und hob ihren Kopf hoch.
Dicke, dunkel verfärbte Haut wurde sichtbar. Sie sah aus wie die Rinde mancher Pflanzen in den SOL-Farmen. Über dem Hals war sie aufgeplatzt und ließ rohes Fleisch erkennen. Der Vystide stieß einen lauten Pfiff aus, als er außerdem die beiden verkümmerten Ärmchen bemerkte, die sich schwach unter Germas Kleidung abzeichneten.
»Sieh da, ein Monster. Ich habe es doch gleich geahnt, dass mit euch etwas nicht stimmt. Ihr glaubt, uns entkommen zu können, was? Aber so leicht ist das nicht. Früher oder später erwischen wir jeden. Es wäre doch gelacht, wenn wir nicht Ordnung in dieses Schiff bringen könnten.« Hart ergriff er das Mädchen an den Schultern. »Du kommst mit uns.«
»Nein!«, schrie Marra auf. »Germa tut niemandem etwas. Nehmt mich mit, aber lasst sie am Leben.«
»Dich?« Brennende Blicke musterten sie. »Du magst vor hundert Jahren einmal attraktiv gewesen sein.« Der Mann lachte spöttisch, und sein Begleiter fiel ein. In ihrer Verzweiflung stürzte sich Sylva auf den Sprecher und schlug mit den Fäusten auf ihn ein. Aber der lachte nur weiter und stieß sie zur Seite.
Das kratzende Geräusch hörte sich an, als schleife Metall aneinander. Die Vystiden wirbelten herum, doch ihre Reaktion, wie schnell sie auch sein mochte, kam zu spät. Ein Schatten flog durch die Luft, traf den einen an der Stirn und schleuderte ihn besinnungslos zu Boden. Der andere fand noch Zeit, seine Waffe auszulösen, und ein fauchender Energiestrahl brach sich an der Decke und verbreitete deutlich
Weitere Kostenlose Bücher