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Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL

Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL

Titel: Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel & Detlev G. Winter
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erreicht. Seine Stimme klang wie ein sich von ferne näherndes Gewitter.
    »Ich habe selbst gesehen, dass der Fremde mit der Waffe eines Eindringlings in den Kampf gegen die Quaderwesen eingegriffen hat!«, schrie er außer sich. »Das kann niemand anders als Atlan gewesen sein! Ihr seid alle blind, taub und so abgrundtief dumm, dass ich kaum glauben kann, dass ihr die SOL noch nicht in eine Sonne geflogen habt!«
    »Beruhige dich, High Sideryt«, sagte Brooklyn. »Wir tun, was wir können. Sämtliches verfügbare Personal ist in die Suche involviert. Alles, was uns jetzt noch bleibt, ist, selbst durch die SZ-1 zu streifen.«
    »Willst du mir vielleicht erzählen, dass es nicht möglich ist, in diesem verdammten Schiff einen einzelnen Mann über mehrere Wochen hinweg aufzuspüren?«, fragte er laut.
    »Dieser Atlan ist im Moment zweitrangig«, gab Brooklyn zurück. Sie wirkte kühl, entschlossen und ganz auf ihre Aufgabe konzentriert. Von Verbindlichkeit oder Charme war nichts zu spüren.
    »Die SOL und der Quader beeinflussen sich nach wie vor gegenseitig. Wir können nicht mehr ausweichen, und der Fremde reagiert auf keinen unserer Kontaktversuche. Damit ist die Existenz der SOL unmittelbar bedroht.«
    »Versager!«, tobte Deccon weiter. »Jeder Einzelne von euch! Ihr könnt mir ja noch nicht einmal sagen, was es mit dem verdammten siebten Planeten dieses Systems auf sich hat – und das, obwohl wir seit einer halben Ewigkeit auf ihn zufliegen. Und wo ist der E-kick-Tank, den ich angefordert habe?«
    »Der Tank ist unterwegs. Unsere Vorräte sind beinahe aufgebraucht. Ansonsten möchte ich dich bitten, nicht ungerecht zu sein. Du weißt so gut wie jeder hier, dass sich alle Ortungsgeräte seit Wochen auf Mausefalle VII richten. Trotzdem haben wir so gut wie keine Informationen über den Planeten sammeln können. Eben nur, dass er da ist.«
    »Das Schiff bricht auseinander!«, brüllte Chart Deccon.
    »Dann wäre es für den High Sideryt womöglich an der Zeit, ein paar Anweisungen zu geben, die diese Katastrophe verhindern, findest du nicht auch?«, fragte Brooklyn. Das leichte Zittern in ihrer Stimme verriet, dass ihre Selbstsicherheit nur gespielt war. Sie hatte Angst – wie jeder andere Solaner auch.
    In ohnmächtiger Wut und im Bewusstsein, dass niemand an Bord auch nur den Ansatz einer Lösung parat hatte, ballte Deccon die Hände zu Fäusten. Was die anderen von ihm erwarteten, war wenig mehr als ein Wunder.
    »Bringt mir Atlan«, flüsterte er. »Gegen den Quader sind wir machtlos. Wir können keine Beiboote ausschleusen, weil uns die Piloten fehlen. Wir können unsere Waffen nicht einsetzen, weil der Fremde zu nahe ist und wir uns selbst gefährden würden. Wenn der Arkonide der ist, der er vorgibt zu sein, weiß er vielleicht Rat. Es geht schließlich auch um sein eigenes Leben. Alles, was ich euch sonst bieten kann, ist der kollektive Selbstmord. Wir könnten den Quader rammen und so unseren Gegner wenigstens mit in den Tod reißen.«
    »Ich denke, wir sollten es zuerst doch lieber mit diesem Atlan versuchen«, sagte Brooklyn. Ihre Augen unter dem grauen Haar musterten ihn zurückhaltend und auffordernd zugleich, fast so, als ob sie ihn heute zum ersten Mal sehen würde.
    Chart Deccon, High Sideryt und unumschränkter Herrscher der SOL, schwieg.
     
    Atlan schwebte in einer geräumigen Kabine. Der Raum musste vor langer Zeit einem anderen Zweck gedient haben, doch nun befanden sich Möbel darin. Die Wände waren mit einer Art Tapete beklebt, und auf dem Boden lag ein dicker grauer Teppich.
    Als sich die schlanke Gestalt der fremden Frau in sein Blickfeld schob, spürte der Arkonide, wie sich die Schwerkraft langsam erhöhte. Wie in Zeitlupe sank er auf den Teppich hinunter. Er machte gar nicht erst den Versuch, seinen Strahler auf die Frau zu richten. Wenn sie ihn hätte töten oder verletzen wollen, hätte sie das längst gefahrlos tun können.
    »Wer bist du?«, fragte er. »Was tust du hier?«
    Sie lächelte knapp und ließ zwei Reihen tadellos gepflegter Zähne sehen. Für Atlan war sie ein mehr als überraschender Anblick. Jung, gepflegt, selbstsicher und obendrein ausgesprochen hübsch. Auch ihre Stimme klang sympathisch.
    »Ich weiß, dass du in Schwierigkeiten steckst«, sagte sie. »Du musst Atlan, der Fremde aus der Vergangenheit der SOL, sein, von dem alle sprechen. Ich bin von Haus aus sehr neugierig. Also dachte ich mir, ich schaue dich mal an.«
    Atlans Sohlen berührten den weichen Boden.

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